Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
über die sie dann gemeinsam schreiten können.«
Auch jetzt schwiegen die Awaren zu seinen Worten. Über ihnen sang der Erdbaum sein Lied, eine schwungvolle und freudige Weise, und ließ sich nicht im geringsten von der angespannten Stimmung unter seinen Ästen davon abbringen.
»Wie eigenartig«, bemerkte eine Awarin schließlich, ihrem Aussehen nach zu schließen eine Magierin, »daß die Prophezeiung von uns verlangen sollte, ausgerechnet jemandem zu folgen, der einst die Axt geschwungen hat.«
Axis ließ sich nicht entmutigen. »Aber heute stehe ich nicht als der Axtherr, sondern als der Sternenmann vor Euch.«
»Als Kriegsmann«, grollte ein anderer Magier und bedachte ihn mit einem ebenso finsteren Blick wie vorhin Brode.
»Ja, als Krieger«, bestätigte Axis. »Doch könnt Ihr Euch einen besseren Führer gegen Gorgrael vorstellen? Der Sternenmann muß das Kriegshandwerk kennen, um zu siegen.«
»Gewalt«, sagte Barsarbe, »das ist alles, was Krieger jemals hervorbringen.«
Axis erinnerte sich jetzt daran, daß vor allem diese Magierin Aschure sehr kühl und abweisend behandelt hatte, auch wenn die junge Frau durch ihre Tat doch zahlreichen Awaren beim Jultidenangriff das Leben gerettet hatte. »Gorgrael wird uns nicht mit Worten angreifen«, versetzte er hart. »Schon einmal ist er über Euer Volk hergefallen und hat viele getötet. Möchtet Ihr den Rest Eures Lebens damit verbringen, vor ihm zu fliehen oder Euch unter den hübschen Blättern des Erdbaums vor ihm zu verstecken?«
In Barsarbes Augen blitzte es wütend auf, und sie setzte schon zu einer scharfen Entgegnung an, aber der Krieger war noch nicht fertig: »Ich habe den Ikariern versprochen, sie zurück nach Tencendor zu führen, und dasselbe verspreche ich Euch. Möchtet Ihr etwa nicht eines Tages Eure Bäume wieder auf den öden Ebenen von Skarabost anpflanzen? Wäre es Euch nicht lieber, den ganzen Weg zur Mutter in Schatten zu wandeln? Oder steht Euch der Sinn eher danach, Euch in den Sagen und Erinnerungen früherer Zeiten zu vergraben und zukünftige Generationen dazu zu verdammen, im Schutz der Nacht zur Mutter zu gelangen? Wollt Ihr Euer Erbe zurück, oder gebricht es Euch an Mut zu einem solch kühnen Unternehmen?«
Axis hatte eigentlich nicht vorgehabt, die Awaren so schonungslos herauszufordern, aber die bewußt gepflegte Abneigung der Waldläufer gegen jede Form von Gewalt ging ihm doch gehörig auf die Nerven. Was glaubten diese Leute denn, wie sie sich gegen die Bedrohung durch den Zerstörer zur Wehr setzen könnten? Indem sie ihn mit Blumen bewarfen und dazu »Friede« riefen?
»Wir warten auf die Baumfreundin«, meldete sich Ramu sanft zu Wort. »Denn wir haben immer geglaubt, daß sie es sein wird, die uns in unsere Heimat zurückführen wird, und nicht der Sternenmann. Faraday muß uns zu Euch vorangehen.«
Der Krieger zwang sich zur Ruhe. Zorn würde ihm hier nicht weiterhelfen.
»Wenn wir recht unterrichtet sind«, wandte Barsarbe ein, »wollt Ihr zuerst gegen die Achariten Krieg führen, bevor Ihr Euch gegen Gorgrael wendet.«
»Unter den Achariten gibt es einige, vor allem Herzog Bornheld und den Seneschall, die allen Bemühungen Widerstand leisten werden, die drei Völker gegen Gorgrael zu einen. Deswegen muß ich versuchen, sie davon … zu überzeugen, daß eine solche Einstellung schädlich und töricht ist. Und wenn sie sich nur durch Krieg überzeugen lassen, werde ich auch davor nicht zurückschrekken.«
Barsarbe tauschte einen kurzen Blick mit Ramu und wandte sich dann an die versammelten Awaren, um deren Einverständnis einzuholen. Endlich drehte sie sich wieder zu Axis um: »Wir werden Euch nicht bei Eurem Krieg gegen Bornheld helfen.«
»Verdammt!« entfuhr es dem Krieger. »Faraday, Eure Baumfreundin, hält sich bei Bornheld auf. Wollt Ihr denn nichts unternehmen, um sie zu befreien?«
»Warum habt Ihr sie bei Eurem Ausbruch aus Gorken nicht mitgenommen?« rief Brode und machte einen wütenden Schritt auf Axis zu. »Warum ist sie bei Bornheld und nicht hier bei Euch?«
»Wir mußten uns unseren Weg aus der Festung mit der Waffe in der Hand erkämpfen«, entgegnete der Krieger und bemühte sich, nicht ebenso laut zu werden. »Sie schien mir bei Bornheld besser aufgehoben. Davon abgesehen gab es für mich keine Möglichkeit, sie ihm zu entreißen, ohne daß sie dabei selbst zu Schaden gekommen wäre.«
»Dennoch werden wir hier auf ihr Kommen warten«, erklärte Barsarbe und legte den Kopf in den
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