Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Magier und zwei Kinder über den Weg. Der Aware war so wütend, daß Eure Mutter ihn nur mit größter Mühe davon abhalten konnte, mich umzubringen … Ja, sie wenden sich gegen Gewalt, aber sie scheuen nicht immer davor zurück, von ihr Gebrauch zu machen.«
»Als ich im Traum den Heiligen Hain besuchte«, meinte Axis dazu, »empfing mich eine unglaubliche Aura von Haß und Gewaltbereitschaft …« Er lachte freudlos. »Aber damals war ich ja auch noch der Axtherr … Sicher haben sie allen Grund, mir zu mißtrauen. Ich fürchte, ihre Freundschaft wird nicht leicht zu gewinnen sein.«
»Die Awaren schämen sich, weil eine aus ihren Reihen Gorgrael und nicht den Sternenmann geboren hat«, flüsterte Aschure leise, damit Ramu, der ein Stück vor ihnen lief, sie nicht hören konnte. »Die Ikarier haben Euch bereits anerkannt, und genau das werden auch die Achariten tun, weil Ihr auch von ihnen abstammt. Aber die Waldläufer sehen Euch sicher nicht nur als Fremdling, sondern auch als Bedrohung an … Bitte nehmt die Sache nicht auf die leichte Schulter. Mit den Awaren werdet Ihr keineswegs so leichtes Spiel haben wie mit den Vogelmenschen.«
Wieder verblüffte ihn ihre Klarsicht, aber er sagte lieber nichts dazu. Wie Ogden und Veremund fragte sich auch Axis schon seit längerem, ob sich hinter Aschure nicht doch mehr als nur eine einfache junge Frau vom Lande verbarg. Ein Gedanke, den er früher schon einmal gehabt hatte, kam ihm in den Sinn. Die wenigen Male, in denen Aschure von Hagen gesprochen hatte, hatte sie ihn nur selten Vater genannt.
»Darf ich Euch etwas fragen?«
»Aber natürlich«, forderte sie ihn mit offener Miene auf.
»War Hagen Euer Vater? Ich meine, Euer leiblicher Vater?«
»Was für eine törichte Frage! Selbstverständlich war er das!« antwortete sie sofort und etwas zu schnell.
Axis wollte noch mehr sagen, aber Aschure ließ ihn nicht zu Wort kommen: »Seht nur, wir sind fast da. Wie freue ich mich darauf, Fleat und Schra wiederzusehen!«
Als die Reisegesellschaft am späten Nachmittag des Beltidenfestes eintraf, wimmelte es auf den heiligen Lichtungen und im Wald rings herum bereits von Ikariern und Awaren. Die Mehrzahl der Vogelmenschen war erst vor einer Stunde eingetroffen und tauschte jetzt mit den Waldläufern Höflichkeiten aus. Man lachte viel miteinander und freute sich allseits auf das Fest. Als die Gruppe sich durch die Menge ihren Weg bahnte, fiel sie Sternenströmer auf. Er rief die sechs sofort zu sich.
Mit frohem Lächeln umarmte der Zauberer seinen Sohn und gab dann Rivkah einen liebevollen Kuß. »Ich freue mich, daß Ihr es wohlbehalten und rechtzeitig zu Beltide schaffen konntet!« rief er und bedachte Aschure mit einem zarten züchtigen Kuß auf die Wange. »Seid Ihr gut vorangekommen?«
Ramu nickte und ergriff Sternenströmers Arm. »Ihr seht fröhlich aus. Darf ich daraus schließen, daß …« Er ließ die Frage lieber offen.
Sowohl die ikarischen Zauberer als auch die awarischen Magier machten sich seit dem mißlungenen Jultidenfest Sorgen um das Frühlingserwachen. Der Angriff von Gorgraels Geisterhorden hatte die Riten unterbrochen, bevor sie ihren Abschluß finden konnten, und so sorgten sich viele, die Sonne würde in diesem Jahr nicht genügend Kraft finden, um sich aus dem Griff von Gorgraels unnatürlichem Winter zu befreien. Nicht auszudenken, wenn das Frühjahr ausblieb. Warum überhaupt zu Beltide zusammenkommen, wenn es kein Erwachen zu feiern gab?
»Ramu«, begann Axis’ Vater und trat näher zu ihm hin, um sich über den allgemeinen Lärm hinweg verständlich zu machen. »Die Macht des Zerstörers ist gewaltig, und der Winter liegt hart und fest auf dem Land im Norden. Aber der Erdbaum singt, und auch wenn wir die Jultidenriten nicht beenden durften, konnte die Sonne genügend Stärke sammeln, um die Erde wieder zu wekken. Der Frühling hat bereits angefangen. Er mag nicht der kräftigste sein von denen, die wir erlebt haben, und manche Landstriche werden einen kühlen Sommer erleben, vor allem Ichtar, aber die Magier verkünden, daß die Sonne warm über Awarinheim scheinen wird. Eurem Volk wird es gut gehen.«
»Und was ist mit Achar?« wandte Axis ein. Er würde seine Pläne erheblich ändern müssen, wenn Achar ebenfalls in den Klauen des Winters blieb. »Wird der Frühling auch bei den Achariten Einzug halten?«
»Ja, mein Sohn«, lächelte Sternenströmer. »Ein flauer Sommer steht uns bevor, und die Ernte wird mager ausfallen, aber
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