Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
etwas heiße Suppe zustande und fand in einer Tasche knuspriges Brot. Nachdem sich alle gestärkt hatten, bewegte der Dicke die Esel dazu, sich an das Feuer zu legen. Zwischen diesen und den beiden Tieren verbrachten die Reisenden dann eine halbwegs passable Nacht. Der Flußboden fühlte sich nach dem Tunnelboden, von dem ihnen immer noch die Muskeln schmerzten, wie das weichste Federbett an.
Drei Tage ging es so weiter. Langsam wanderten sie nach Süden und bewegten sich von einer geschützten Stelle zur nächsten in Richtung Süden weiter. Den Frauen kam es so vor, als habe der Frühling noch nicht Einzug in dieses Land gehalten. Die Wächter allerdings, die die Belagerung von Gorken mitgemacht hatten und wußten, welch extremes Winterwetter der Zerstörer hervorrufen konnte, empfanden das Ausbleiben von Schnee bereits als überaus angenehm und freuten sich darauf, daß das Frühjahr südlich des Nordra sicher angebrochen war. Aber der eisige Wind in ihrem Rücken erinnerte sie unablässig daran, daß Gorgrael den Norden fest im Griff hatte, seine Truppen sammelte und sich darauf vorbereitete, mit seinem Heer von Geistkreaturen noch weiter nach Süden vorzudringen.
Während Rivkah in einsamem Schweigen auf dem Esel saß, fragte sie sich des öfteren, wie es ihrem Sohn wohl gelingen könnte, Gorgraels mächtigem Zauber zu begegnen. Wie sollte er gegen seinen Halbbruder ankämpfen, der doch über das Wetter selbst gebieten konnte?
19 D ER A LAUNT
Am dritten Tag, nachdem sie den Tunnel unter den Grenzbergen verlassen hatten, schnüffelten flüchtige weiße Wesen zwischen den Felsen, in deren Schutz die beiden Frauen und die Wächter kurz gerastet hatten.
Plötzlich blieb einer von ihnen an der Stelle stehen, wo einer der Reisenden beim Aufstehen den Boden etwas aufgewühlt hatte. Nachdem das Wesen ausgiebig geschnüffelt hatte, hob es den Kopf zum Himmel und rief den Rest des Rudels mit einem markerschütternden Heulen zusammen. Bald bellten sie alle laut, und das Rudel nahm schließlich die Witterung des Geruchs auf, der sie so besonders erregte. Sie bogen um die Felsen und folgten der Fährte nach Süden. Gelegentlich hoben ein paar von ihnen die Köpfe und ließen ein Heulen vernehmen, das weit über die leere Ebene hinschallte.
Die kleinen gelben Wildhunde, nach denen diese Landschaft benannt war, die sich davon ernährten, Mäuse und kleine Vögel zu fangen, vergruben sich jetzt tief in ihren Bau und fürchteten sich wie nie zuvor in ihrem Leben.
Denn sie wußten, daß die Alaunt umgingen.
Spät am Nachmittag des vierten Tages hörten die Wächter zum ersten Mal das Heulen und Gebell des Rudels hinter sich. Keine der beiden Frauen bemerkte den sorgenvollen Blick, den Ogden und Veremund sich zuwarfen, während sie ihre Esel zu größerer Eile antrieben. Die Mönche wußten, daß sie den Alaunt nicht entkommen würden. Aber vielleicht konnten sie den unvermeidlichen Angriff ja noch um einiges hinauszögern und bis dahin eine Stelle finden, wo sie sich besser zu verteidigen vermochten.
Aschure entdeckte als erste, daß etwas mit den beiden nicht stimmte. »Was ist denn los?« fragte sie laut genug, um den Wind zu übertönen. »Was bekümmert Euch?«
Ogden sah Veremund an, und die beiden fanden zu einer raschen Entscheidung. Aschure und Rivkah würden die Hunde ohnehin bald hören. Das Rudel kam rasch näher.
»Wir werden verfolgt«, antwortete der Hagere mit etwas düsterer Stimme.
»Vom wem?« wollte die junge Frau sogleich wissen und nahm den Bogen von der Schulter. »Von Skrälingen?«
Veremund schüttelte den Kopf. »Nein, von viel älteren Wesen – und weitaus gefährlicheren.«
»Wie bitte?« keuchte Aschure. Sie war erregt und voller Tatendrang, und ihre Hand griff nach einem Pfeil. Der Wolfen zitterte in ihrer Hand. »Und wer sind diese Wesen?«
»Alaunthunde«, antwortete Ogden knapp und sah an ihr vorbei auf die Ebene, die hinter ihnen lag.
Die junge Frau schwang ein Bein über den Eselrücken und stieg ab. »Was habe ich mir denn darunter vorzustellen?«
Aber Rivkah antwortete ihr, und die Furcht stand ihr deutlich im Gesicht geschrieben: »Als kleines Mädchen habe ich Geschichten über die Alaunt erzählt bekommen. Meine Erzieherin berichtete mir, bei den Alaunt handele es sich um ein Rudel verzauberter Hunde, die auf Menschen Jagd machten. Sie meinte, wenn diese Tiere eine Fährte aufgenommen hätten, würden sie ihr wochenlang folgen können, ohne atmen oder fressen zu müssen. Und
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