Tanz der Verführung
durch sein Haar. Doch sein Blut kochte, als er in den Schatten des Waldes eintauchte. Er griff nach seinem Schwert, und die Klinge schnellte aus der Scheide.
Im graugrünen Schatten der Bäume rief er sich den erdigen Duft von Sand und Blut ins Gedächtnis. Die Schlachtrufe der Sarazenen. Sein Körper bebte vor Kampflust. Diesmal würde er im Namen des Königs, des Rechts und der Pflicht englisches Blut vergießen. Er würde kämpfen, um die Frau zu retten, die er liebte.
Ein Pfeil schoss an seinem Ohr vorbei und grub sich tief in einen Stamm. Er erspähte den Bogenschützen im Baum.
»Ergebt Euch, oder Ihr werdet sterben«, schrie er.
Der Mann grinste verschlagen und zog einen neuen Pfeil auf. Noch bevor Fane sein Schwert wieder in die Scheide stecken und nach seinem Bogen greifen konnte, wurde hinter ihm ein Pfeil abgeschossen. Mit einem erstickten Schrei fiel der Bogenschütze ins Unterholz.
»Danke, Kester«, rief Fane.
»War mir ein Vergnügen, Mylord.«
Plötzlich hagelte es Pfeile von allen Seiten. Mit lautem Gebrüll hob Fane seinen Bogen. Sein erster Pfeil flog gerade und genau. Ein entschlossenes Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Er bedauerte Villeaux und all die anderen verdammten Verräter. Ihre Zeit war gekommen.
*
Rexana bewegte ihre gefesselten Hände. Rauhes Gras zerkratzte ihre zarte Haut, sie stöhnte und verfluchte den Strick. Garmonn hatte ihn fest zusammengezurrt, ihre Finger begannen taub zu werden.
Sie kämpfte gegen ihre Tränen an. Sie durfte jetzt nicht verzweifeln, sie musste fliehen und Fane warnen.
Zitternd atmete sie ein und wog ihre Möglichkeiten ab. Garmonn hatte sie gezwungen, sich mitten auf die Lichtung auf eine Satteldecke in Sichtweite der Männer zu setzen. Als sie einen Augenblick ihr Bein bewegte, um einen Krampf in ihrem Oberschenkel zu lindern, raschelte ihr Gewand. Sofort hörte ein Kerl in ihrer Nähe auf, seinen Dolch zu putzen, und beobachtete sie, bis sie wieder ruhig saß. Sie konnte noch nicht einmal Luft holen, ohne dass einer der Männer es bemerkte.
Empörung hatte sich zu dem Ärger gesellt, der in ihr brodelte. Mit widerlicher Höflichkeit hatte Garmonn sie auf die Knie gezwungen. »Ich kann doch nicht zulassen, dass Ihr mir davonlauft, oder?«
Sie hatte sich gesetzt und ihr Gesicht abgewandt.
Kichernd hatte er sich neben sie gekauert und ihr über das Haar gestrichen. »Eines Tages, liebste Rexana, werdet Ihr mich begehren.«
»Niemals. Mein Herz gehört Fane.« Wie leicht ihr die Worte über die Lippen gekommen waren.
Garmonn hatte ins Gras gespuckt. »Er bedeutet Euch etwas?«
»Ja!« Die Antwort war so leicht wie eine Tänzerin in ihr aufgestiegen. »Ich liebe ihn aus tiefstem Herzen.«
Garmonns Augen hatten vor Wut gefunkelt. Er hatte seine Hand fortgezogen, war wortlos aufgestanden und davongegangen, um mit seinen Kameraden zu sprechen.
Stimmen wurden vom Wind zu ihr herübergetragen. Sie erspähte Rudd, der in der Nähe der Pferde stand und in ein Gespräch mit Garmonn vertieft war. Sie hätte vor Angst am liebsten laut aufgeschrien. Ihr Bruder machte keinerlei Anstalten, ihr zu helfen. Ab und zu sah er zu ihr, schien sich aber nur versichern zu wollen, dass man sie gut behandelte. Wenn sich ihre Blicke trafen, schaute er weg.
Als Garmonn irgendetwas sagte, nickte er, und ihr Hals schnürte sich zusammen. Warum stand Rudd Garmonn immer noch zur Seite? Glaubte er etwa Garmonns Drohungen, dass er ihr etwas antun würde? Versuchte er, sie zu schützen? Oder hatte er vor, ihr später, wenn es dunkel war, bei der Flucht zu helfen?
Wieder bewegte sie ihre Hände in den Fesseln, sie wollte hier nicht tatenlos herumsitzen und auf Rettung warten.
In ihrer unmittelbaren Nähe begannen einige Männer, ihre Schwerter zu schärfen, und der schrille Ton zerrte an ihren zum Zerreißen gespannten Nerven. Verdammt, wenn sie nur ihre Fesseln lösen oder die Männer von sich ablenken könnte.
Plötzlich drang ein erstickter Schrei aus dem Wald.
Garmonn erstarrte, und die Männer hörten mit dem Schleifen auf.
Und wieder ein Schrei, dann lautes Gebrüll.
Die Männer auf der Lichtung redeten aufgeregt durcheinander und griffen zu ihren Waffen.
Rexana schöpfte Hoffnung und zerrte erneut an ihren Fesseln. Hatte Fane sie etwa doch bis zur Lichtung verfolgt? War man ihretwegen gekommen? Obwohl die Hoffnung ihr töricht erschien, konnte sie ihre aufkommende Freude kaum unterdrücken.
Sie nahm all ihren Mut zusammen und bereitete sich darauf vor,
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