Tanz der Verführung
gemeinsam werden wir das beweisen. Ich werde dir dabei helfen.«
Garmonn lachte. »Ja, ja, Ihr werdet ihm dabei helfen.« Mit einem grausamen Funkeln in den Augen grinste er Rudd an. »Wir können sie jetzt nicht mehr gehen lassen, denn sie kennt den Plan.«
»Was für ein Jammer, dass Ihr so unvorsichtig wart und ihr davon erzählt habt«, fauchte Rudd.
Ein Kälteschauder durchfuhr Rexana. Wollte Garmonn sie etwa gefangen nehmen? Was hatte er mit ihr vor? Sie bemühte sich, mutig zu klingen, und hielt seinem Blick stand. »Ich werde nicht hierbleiben, und Ihr könnt mich nicht daran hindern fortzugehen.«
Dann drehte sie sich um und schritt zu ihrem Pferd.
Garmonn pfiff, und sogleich griffen die Männer auf der Lichtung zu ihren Waffen, sprangen auf und versperrten ihr den Weg.
Sie wirbelte herum und starrte Garmonn an. »Lasst mich gehen.«
Doch er schlenderte mit einem abscheulichen Lächeln auf den Lippen auf sie zu. »Ihr habt wohl noch immer nicht verstanden, Rexana.«
»Ich habe sehr wohl verstanden, dass Ihr meinen Bruder beeinflusst habt, denn er kann offenbar nicht mehr klar denken.« Sie sah, dass Rudd zusammenzuckte, vermied es aber, ihn anzusehen. »Garmonn, Ihr seid ein herzloser Verbrecher, das steht fest.«
Sein Gesicht nahm einen gnadenlosen Ausdruck an, den sie schon einmal gesehen hatte – damals, als er Thomas verwundet hatte. Garmonn ging auf sie zu und zermalmte dabei das Gras unter seinen Füßen. Das Geräusch erschien ihr lauter als das Zischen eines Pfeils.
Sie zitterte, ihr war kalt und heiß zugleich.
»Garmonn«, schrie Rudd, »haltet ein.«
Doch Garmonn verlangsamte nicht einmal seinen Schritt.
Ihre Beine schienen den Halt zu verlieren, aber sie blieb tapfer stehen.
»Ihr habt ein ziemlich loses Mundwerk, Rexana. Warum provoziert Ihr mich?« Noch bevor sie zur Seite springen konnte, hatte er sie bei den Haaren gepackt, hielt ihren Kopf im Nacken fest und flüsterte ihr ins Ohr, wobei sein säuerlicher Geruch ihr in die Nase stieg: »Schon damals habe ich Euch davor gewarnt, was ich tun würde, wenn Ihr redet.«
Panische Angst ergriff sie. Niemals würde sie seine Worte vergessen.
»Ich habe Euch zuliebe auf ihn geschossen, Rexana. Wenn wir erst einmal verheiratet sind, werden all diese wertlosen Bauern ohnehin uns gehören. Wir können dann mit ihnen tun und lassen, was wir wollen«, hatte er damals gesagt.
»Nein!«, hatte sie leise geschrien, doch ihre Stimme war über dem qualvollen Stöhnen von Thomas kaum zu hören gewesen. »Das hättet Ihr nicht tun sollen. Wie könnt Ihr nur so grausam sein? Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Eure gerechte Strafe erhaltet.«
»Wie er schreit. Ich hätte ihn erschießen sollen.« Garmonns Gesicht hatte sich zu einem höhnischen Grinsen verzogen. »Wenn Ihr irgendjemandem davon erzählt, werde ich Rudd töten. Ich kenne so manches Mittel, wie man einen Mann abschlachten kann, Rexana, das habe ich auf den Kreuzzügen gelernt.«
Rudd stand nun neben Garmonn. »Lasst sie gehen.«
Sie versuchte die Erinnerungen an jenen Wintertag zu verscheuchen, doch plötzlich ergriff sie neue Angst. Für Garmonn wäre es ein Leichtes, Rudd auf dieser Lichtung etwas anzutun. Obwohl ihr Bruder sehr geschickt im Umgang mit Schwert und Armbrust war, konnte er sich nicht gegen zwanzig Männer wehren.
Würde Garmonn ihren Bruder bedrängen, um sie gefügig zu machen?
Garmonn schien ihre Gedanken zu lesen und lockerte seinen Griff. Er ging einen Schritt zur Seite, ließ seine Hand auf sein Schwert sinken und lächelte. Eine böse Vorahnung ergriff sie, doch trotz ihrer Angst zwang sie sich zu Gelassenheit und versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren. »Was wollt Ihr von mir? Warum habt Ihr mich hierher geführt? Ihr müsst einen Grund dafür gehabt haben. Es ging Euch gar nicht darum, mich zu Rudd zu bringen, nicht wahr?«
Gespielte Bewunderung leuchtete in Garmonns Augen auf. »Vielleicht habt Ihr es ja doch begriffen. Wisst Ihr, Ihr seid die Einzige, die Linford hierherlocken kann.«
»Was?«
»Ihr werdet ihn in eine Falle locken und zusehen, wie ein Barbar seinen verdienten Tod stirbt.«
»O mein Gott.«
Rudd runzelte die Stirn. »Wartet …«
»Er hat unserem König mit den Geschichten über seine Gefangenschaft und seine heldenhafte Flucht den Kopf verdreht«, stieß Garmonn hervor. »Er hat König Richard dazu gebracht, ihn zum Sheriff zu ernennen und ihm eine stattliche Burg zuzusprechen.« Er schlug sich auf die Brust. »Auch ich habe
Weitere Kostenlose Bücher