Tanz der Verführung
Mylord, aber es gibt Schwierigkeiten mit einem der Verräter. Er will Euch unbedingt sehen und hat gesagt, dass kein Mann seines Standes auf eine solch üble Art behandelt werden sollte.«
Fane stieß ein bitteres Lachen aus. »Was für eine Anmaßung. Habt Ihr ihm nicht erklärt, dass er wie alle anderen Verschwörer darauf warten muss, bis er an der Reihe ist?«
Das Gesicht des Wächters verfinsterte sich. »Er hat sich geweigert, meinen Rat zu befolgen. Er ist zum Treppenschacht gelaufen und hat Euren Namen gerufen. Drei Männer waren nötig, um ihn zu überwältigen, in eine Zelle zu sperren und anzuketten.« Er rieb sich die Backe und fügte hinzu: »Es wäre einfacher gewesen zurückzuschlagen, aber Ihr hattet angeordnet, keine unnötige Gewalt anzuwenden.«
»Das stimmt.« Fane sah die Tänzerin an. Sie blickte ins Feuer und sah aus, als hätte sie ein schwerwiegendes Problem zu lösen. Das Licht tanzte über ihren Körper, und sein Blick streifte die Rundungen ihres Gesäßes unter dem enganliegenden Kostüm. Verlangen und Verärgerung ergriffen ihn. Seine Pflichten konnten ihn länger als erwartet von ihr fernhalten. Wie bedauerlich.
Er ergriff seinen Kelch und trank einen letzten Schluck daraus. Der würzige Wein, bitter und süß zugleich, benetzte seine Zunge. Auch sie würde so wunderbar schmecken, wenn er sie nur endlich küssen konnte.
Fane stellte den Kelch ab und wandte sich wieder der Wache zu. »Wie ist der Name des Verräters?«, fragte er, als er zur Tür ging.
»Rudd Villeaux. Der Sohn des verstorbenen Grafen.«
Rexana entfuhr unwillkürlich ein Schrei. Sie hatte sich um Henry und die Musikanten Sorgen gemacht, doch nun sollte ihr Bruder in Tangston gefangen und wie ein Verräter verhaftet worden sein?
Vor Entsetzen zog sich ihr Magen zu einem schmerzhaften Knoten zusammen. Sie keuchte und lehnte sich gegen die Wand. Wie konnte das Schicksal nur so grausam sein? Rudd würde sich niemals gegen den König verschwören. So töricht war er nicht. Jung und ungestüm vielleicht, aber stets treu ergeben.
»Liebste?«
Linfords Stimme durchbrach ihre Gedanken. Hüte dich, Rexana. Hüte dich! Sie sammelte all ihre Kraft, richtete sich auf und antwortete mit einer entschuldigenden Geste: »Ich wollte Euch nicht unterbrechen. Ich bin nur auf meine wunde Ferse getreten.«
Sein Blick verdunkelte sich. »Ach so.«
Sie wandte sich ab und sah wieder in den Kamin. Glaubte er ihr etwa nicht? Sie bemerkte seinen aufmerksamen Blick, also gab sie dem Schwanken ihres Körpers nach, drückte die eine Hand an die Wand und legte die andere träge auf ihre Hüfte. Dann bewegte sie ihren verletzten Fuß leicht, als wollte sie ihre Beschwerden lindern.
Linford sprach weiter mit der Wache. Gott sei Dank!
Obwohl das Feuer heftig im Kamin knisterte, gefror Rexana das Blut in den Adern. Sie betete, Henry möge das Schreiben gefunden haben. Sie musste es nach ihrer Rückkehr nach Ickleton sofort verbrennen, bevor Rudds Leben durch dieses furchtbare Missverständnis zerstört werden konnte.
Während sie der Unterhaltung der Männer nur teilweise lauschte, drang feiner Rauch von den Flammen zu ihr herauf. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie konnte nicht widerstehen, öffnete den Saum ihres Mieders und berührte die pfeilförmige Brosche.
Am Morgen hatte Rudd ihr gesagt, dass er nicht zu Linfords Fest kommen könnte, weil er noch anderen Verpflichtungen im Dorf nachkommen müsste, von denen er erst spätabends zurückkehren würde. Einerseits war sie froh gewesen, denn so konnte er nicht verhindern, dass sie nach Tangston fuhr und dort tanzte. Andererseits war sie aber auch in Sorge darüber gewesen, dass er eine so wichtige Veranstaltung und die Gelegenheit, den Sheriff zu treffen, verpasste. Doch mit allem, was vor ihrem Verlassen der Burg noch zu erledigen gewesen war, und den zusätzlichen Aufgaben, die Rudd ihr noch überlassen hatte, hatte sie es versäumt, nach seinen Verpflichtungen zu fragen. Das hätte sie tun sollen.
Die rauhe Wand grub sich in ihre Handfläche. Warum war er verhaftet worden? War er etwa wieder auf einen dieser waghalsigen Vorschläge von Garmonn eingegangen? Der Knoten in ihrem Magen zog sich weiter zu. Sie würde wohl wieder ihren Stolz überwinden und um Vergebung für Rudds Missetaten betteln müssen, so wie schon letzten Monat, als er den prachtvollen Bullen des benachbarten Lords zunächst gereizt und dann freigelassen hatte. Das Tier hatte unsägliche Verwüstung angerichtet,
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