Tanz der Verführung
»Später, wenn Ihr wieder zurück seid, können wir gemeinsam trin …«
Klirrend stellte er seinen Kelch neben ihr ab und drängte sie zum Tisch. Die Tischkante drückte gegen ihre Oberschenkel. Sie setzte sich halb auf die Kante, als sein männlicher Duft sie umhüllte und seine Beine gegen die ihren stießen. Nur schwer konnte sie der Versuchung widerstehen, zur Tür zu laufen.
»Schmeckt Euch der Wein nicht?« Ihre Hände umklammerten die Tischkante so fest, dass sie geschworen hätte, das Holz würde dabei zerbrechen.
»Der Wein ist köstlich, aber für die Verhöre brauche ich einen klaren Kopf.« Er lächelte. »Doch bevor ich gehe …«
Mit festem, überlegtem Griff legte er seine Hände um ihre Hüften. Seine Finger fuhren über ihren Rock und dann, mit quälender Langsamkeit, über die Wölbung ihrer Hüften, ihre nackten Waden und ihre Knöchel hinab. Eine gründliche, anerkennende Berührung, als genieße er das Betasten von Seide und Haut. Ein stummer Aufschrei der Lust durchfuhr sie.
Seufzend ging er vor ihr auf die Knie. Sie starrte auf seine widerspenstigen Haare herab, die sich nur eine Handbreit von ihr entfernt befanden.
Dann fuhr er mit seinen Fingern über ihren Rocksaum.
Sie holte tief Luft. War das ein fernöstliches Paarungsritual? »Www … was tut Ihr da?«
Er berührte ihren rechten Fuß. »Es ist dieser, nicht wahr?«
Mühsam zwang sie sich auszuatmen.
»Was meint Ihr?«
»Ihr hinkt. Euch schmerzt dieser Fuß, nicht wahr?«
Sie nickte. Mit leichtem Druck hob er ihren schmutzigen Fuß an und untersuchte ihn, während sie sich vor Verlegenheit wand. »Das ist nichts weiter, nur ein Schiefer.«
»Der Euch Schmerzen verursacht. Ich wäre ein Barbar, wenn ich Euch in diesem Zustand zurückließe.«
Sie wehrte sich nun nicht mehr. Ein unerwartetes Gefühl der Zärtlichkeit stieg in ihr auf. Er runzelte die Stirn, konzentrierte sich. Während er ihre Zehen und ihre Fußsohle abtastete, wurde der Schmerz schlimmer.
Viele junge Edelmänner hatten ihr in der Vergangenheit den Hof gemacht, doch keinem hatte sie es je gestattet, sie zu berühren. Besonders Garmonn nicht. Er hatte sie um einen Kuss angefleht, ihn sogar grob von ihr gefordert, als sie einmal in den Gärten von Ickleton spazieren gingen, doch sie hatte ihn zurückgewiesen. Niemand durfte eine Lady küssen oder berühren, nur ihr angetrauter Ehemann. Hier, unter Linfords geschickten Händen, die ihre Haut erforschten und ihr Inneres mit seltsamen Gefühlen zum Brodeln brachten, wusste sie die Klugheit ihrer Eltern zu schätzen, die ihr Selbstbeherrschung beigebracht hatten.
Seine zarte Berührung kitzelte sie. Sie wand sich.
Er kicherte und ging dann zu ihrer Ferse über. »Aha«, sagte er, »da ist er.«
»Ist er … ist er groß?«
»Riesig.« Als sie aufstöhnte, fügte er hinzu: »Ein halber Baum.«
Rexana musste lachen. Sie konnte nicht widerstehen.
Er grinste. Mit Daumen und Zeigefinger berührte er ihre Fußsohle. Dann folgte ein kurzes Zwicken, und mit triumphierend hochgezogener Augenbraue hielt er den Schiefer hoch.
»Danke. Jetzt geht es schon viel besser.«
Lächelnd warf er den Holzsplitter beiseite. Mit äußerster Vorsicht setzte er ihren Fuß wieder auf den Boden, erhob sich und glättete sein Gewand.
Sie blickte auf seine gebräunten Finger, die so stark und gleichzeitig so geschickt und behutsam waren. Ihr Magen vollzog eine seltsame Drehung. War er tatsächlich der gewissenlose Barbar, wie die Gerüchte über ihn sagten? Oder verkannte man ihn?
Als er bemerkte, dass sie ihn anstarrte, veränderte sich sein Lächeln und füllte sich von einem Augenblick auf den anderen mit Bestimmtheit und Begierde. »Ich bedaure zutiefst, dass ich jetzt gehen muss.« Er senkte den Kopf zu ihr herab und murmelte: »Doch bevor ich gehe, möchte ich noch einen Kuss.«
Vor Schreck erstarrte sie.
»Kuss?«
»Kuss. Hebt Euren Schleier, meine Schöne.«
3. Kapitel
F ane unterdrückte ein frustriertes Grollen, als die Tänzerin vor ihm zurückschreckte. Nur seiner Beherrschung hatte er es zu verdanken, dass er seinem Drang, ihr den Fetzen vom Gesicht zu reißen, nicht nachgab. Warum sah sie ihn bloß an, als hätte er sie zu etwas Verbotenem aufgefordert?
Er hatte ihre Furcht vorhin gespürt. Also hatte er Geduld mit ihr gehabt, seine Lust gezügelt und sein Bestes getan, um ihr die Angst zu nehmen. Und für einen kurzen Moment war ihm das auch geglückt. Er hatte gesehen, wie ihre Augen funkelten, als er
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