Tanz der Verführung
werde.«
»Daran zweifle ich nicht.« Inständig hoffte sie, dass sie angemessen interessiert klang.
Seine weißen Zähne blitzten, versprachen schamloses Verlangen. »Gut. Doch bedauerlicherweise bin ich nur gekommen, um Euch mitzuteilen, dass wir unser Vergnügen auf später verschieben müssen. Ich habe zuvor noch etwas Wichtiges zu erledigen.«
»Wichtiges zu erledigen?« Rexana vernahm den eisigen Ton in seiner Stimme. Er hatte doch nicht etwa Henry gefasst? Wusste er von dem Plan, das Schreiben zu entwenden? Bei Gott, sie musste es herausfinden.
Sie zog ihren Schleier fest. Die Verunsicherung in ihrer Stimme ließ sich nur schwer unterdrücken. »Was um alles in der Welt könnte wohl wichtiger als das Vergnügen sein?«
»Verräter.«
»Hier? In Warringham?« Sie versuchte, das Stocken ihrer Stimme zu verbergen. »Wer würde es wohl wagen, Euch, den High Sheriff, zu hintergehen?«
»Allerdings.« Mit einem kleinen Lächeln verkürzte Fane den Abstand zwischen ihnen. Sein Blick hielt ihrem mit heftiger Intensität stand. Ihr Magen begab sich auf einen beunruhigenden Sturzflug, wie eine Schwalbe, die sich auf einen fetten Wurm stürzt. Verdächtigte er sie?
Er kam so nah auf sie zu, dass sie die Wärme seines Atems an ihrer Stirn fühlte.
Als sie einen Schritt zurück machte, stieß sie gegen die rauhe Wand. Der Schiefer bohrte sich tiefer in ihren Fuß, was sie zusammenzucken ließ, dennoch versuchte sie zu kichern. »Ihr glaubt doch nicht …«
»… dass Ihr Angst vor mir habt? Ich weiß es wohl. Doch wenn wir uns erst vereinigt haben, werdet Ihr mich nicht mehr fürchten. Da bin ich mir sicher.« Er legte seine Hand neben ihren Kopf an die Wand. Sein Ausdruck wurde sehnsuchtsvoll, und er küsste ihre Schläfe. »Ich werde so schnell wie möglich wieder zu Euch zurückkehren. Bei meiner Ehre, ich würde lieber hier bleiben, als die Verräter zu verhören, doch ich darf meine Pflichten dem König gegenüber nicht vernachlässigen.« Seine Stimme wurde sanfter, wurde zu einem warmen Prickeln an ihrer Wange. »Versteht Ihr das, kleine Tänzerin? Ich werde bis zu meiner Rückkehr an Euch denken, an Eure Schönheit und an all die Geheimnisse, die wir miteinander teilen werden.«
Seine Worte verwandelten sich in ein heiseres Gemurmel, das dem Schnurren einer Katze glich. Sie konnte nicht widerstehen und sah ihm in die Augen. Aus der Nähe betrachtet, schimmerten sie in den braunen Farbtönen teurer Gewürzmischungen. Zimt. Kümmel. Koriander. Er senkte seine Lider, eine Geste, die eine Vielzahl sinnlicher Freuden zu versprechen schien. Ihre Haut kribbelte in gespannter Erwartung.
Nein! Sie durfte sich nicht von ihm verführen lassen.
Henry und die anderen konnten sich in Gefahr befinden.
Linfords Finger glitten in einer federleichten Liebkosung über ihren Unterarm. Geschickt. Sicher. Die Geste eines Liebhabers. Ihr Fleisch pochte unter dieser Berührung, und eine plötzlich aufsteigende Hitze durchfuhr ihren Bauch. Heftig atmete sie gegen den Schleier.
Sehnsucht und Verlangen zerrten an ihrem Herzen, als seine Finger über ihre Ellbogen glitten. Wie konnte eine einzige Berührung eine solche Vielzahl an Empfindungen auslösen? Während sie versuchte, ihre benommenen Gedanken zu vertreiben, berührten seine Finger den Rand ihres Schleiers. Und zerrten daran.
Er wollte ihr Gesicht sehen!
Rasch stieß sie seine Hand beiseite und drehte sich fort, so dass der Rock ihre Beine umflatterte. Sie zwang sich, ihre Stimme gereizt klingen zu lassen. »Ihr solltet mich nicht necken, wenn Ihr nicht bleiben könnt. Schämt Euch, Mylord.«
Leise lachend ging er auf sie zu. »Kleine Tänzerin …«
Ihr verzweifelter Blick fiel auf die Weinkelche. »Ein Schluck gefällig, bevor Ihr geht?« Sie hinkte zum Tisch und griff nach dem Krug. Wein spritzte über den Rand des Kelches, ergoss sich auf den Tisch, tropfte auf den Boden. Leise verwünschte sie ihre zittrigen Hände.
Sie hörte, wie er ihr folgte, drehte sich zu ihm und drückte ihm den Kelch in die Hand. Er hob das Gefäß an seine Lippen.
»Auf Euch«, sagte sie heiter.
Träge lächelte er zurück. »Auf
uns
, meine Schöne.« Er nahm einen Schluck und runzelte dann die Stirn. »Warum trinkt Ihr nicht?«
Ihre Finger griffen unruhig nach dem Schleier. »Ich bin nicht durstig.« Als sie ihr Gewicht verlagerte, um den Druck auf den Splitter in ihrem Fuß zu vermindern, durchschoss erneuter Schmerz ihre Ferse. Mühsam unterdrückte sie ein Keuchen.
Weitere Kostenlose Bücher