Tanz der Verführung
Dreistigkeit nicht gutheißen.«
Er lachte. »Das weiß ich.« Mit hallenden Schritten ging er ihr nach.
Sie lief schneller. Hob ihre Röcke an. Rannte bis zur Treppe, die zur Vorburg führte. Er stürmte hinter ihr her und erreichte die Treppe noch vor ihr. Er drehte sich rasch um, breitete die Arme aus, so dass er mit beiden Händen die Wände berührte, und versperrte ihr den Weg. Ein kalter Luftzug wehte durch die Tür am Fuße der Treppe und ließ seinen Umhang flattern.
Schwer atmend starrte er sie an.
Die Hände in die Hüften gestemmt, blieb sie in sicherer Entfernung vor ihm stehen. Sie sog scharf die Luft ein und warf ihm einen Blick zu, der jedem noch so erhitzten Mann das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen. »Lasst mich durch.«
»Zuerst müssen wir eine Angelegenheit klären.«
»Wenn Ihr mir nichts über Rudd zu berichten habt, haben wir auch nichts weiter zu besprechen.« Ihre Augen blitzten warnend. Noch eine Sekunde länger, und sie würde nach den Wachen schreien.
Fane musste vorsichtig sein. Er konnte es sich nicht leisten, sich bei seinem sorgfältig geplanten Vorhaben selbst im Wege zu stehen. Vorerst musste er sich geschlagen geben.
Und den Spieleinsatz erhöhen.
Mit einem trockenen Lachen schüttelte er den Kopf. Er griff in seinen Umhang und zog ein kleines Stoffpäckchen hervor. Der vertraute, orientalische Duft stieg zu ihm auf. Erfüllte ihn mit Erwartung.
Er hielt ihrem Blick stand, wickelte das Päckchen auf und warf den Inhalt auf einen Tisch neben ihr. »Ihr irrt Euch, kleine Tänzerin. Wir haben sehr viel zu besprechen.«
Fassungslos und bestürzt sah Rexana auf die runde Seife, die auf sie zuglitt – es war dieselbe, die sie in seinem Gemach ausprobiert hatte. Ihr Magen fühlte sich flau an, als sie verzweifelt nach Worten suchte. Was hatte Linford jetzt vor, nachdem er ihren Betrug aufgedeckt hatte? Sie erstarrte, als er auf sie zukam. Immer näher. Und näher. Nun war er so nahe, dass sich sein maskuliner Duft mit dem Zitronenaroma der Seife mischte, ihr in die Nase stieg. Ein starker Duft nach Männlichkeit, gefährlich und verlockend.
Ein Schauer durchfuhr sie, und sie verfluchte ihr wankelmütiges Herz. Sein feiner, exotischer Geruch durfte sie auf keinen Fall in Versuchung führen.
Seine gebräunten Finger schlossen sich um die Seife, dabei streifte die pelzbesetzte Manschette seines Ärmels ihren Arm. Eine bewusste Berührung.
Sie sprang zwei Schritte zurück.
»Keine Geheimnisse mehr, Lady Rexana«, murmelte er überraschend sanft.
»Was erlaubt Ihr Euch?«, presste sie zwischen den Lippen hervor.
»Nein, Mylady. Was erlaubt
Ihr
Euch?«
Sie starrte ihn an. Seinen Mund umspielte ein leichtes, bedeutungsvolles Lächeln. Tollkühnheit und Trotz trieben ihren Puls an. Bis jetzt hatte sie ihren Schwindel noch nicht zugegeben. Sie konnte noch immer so tun, als wüsste sie nichts. So tun, als sei diese Seife nichts als eine Seife und seine Andeutungen genauso absurd wie sein barbarisches Vorgehen.
Als sie in Linfords hartes, aber durchaus wohlgeformtes Gesicht sah, erkannte sie ein warnendes Glitzern in seinen Augen. Er konnte genauso halsstarrig sein wie sie. Und außerdem hielt er einen Trumpf in der Hand: Rudd.
Doch wenn er nun so genau wusste, dass sie die Tänzerin und Rudds Schwester war, dann hätte er die Brosche ins Spiel gebracht.
Vorsicht schlich sich in ihre trotzige Haltung. Er war aus einem bestimmten Grund auf die Burg gekommen. Wollte er sie stellen? Ja. Aber vielleicht hatte er keine Beweise dafür, dass sie und die Tänzerin ein und dieselbe Person waren, und wollte nur seinem Verdacht nachgehen. Vielleicht wollte er, dass sie sich eine Blöße gab. Also musste sie ihre Worte mit Bedacht wählen, um sein Vorhaben zu ergründen.
Sie blickte auf seine Hand herab, in der er die Seife wiegte, und sah ihn fragend an. »Was meint Ihr, Mylord? Weshalb ärgert Ihr mich mit einer einfachen Seife?«
»Ihr wisst genau, dass das hier weit mehr als eine einfache Seife ist.«
Sie wurde noch vorsichtiger. »Ich fürchte, ich habe Euch nicht richtig verstanden.« Die heuchlerischen Worte wogen schwer wie Felsbrocken auf ihrer Zunge. »Vielleicht sagt Ihr mir einfach, was Ihr wollt, und berichtet mir dann von meinem Bruder.«
»Nun gut. Ich kenne Euer Geheimnis, Lady Rexana. Ich weiß, dass Ihr Euch letzte Nacht als Tänzerin verkleidet habt. Ich weiß, dass Ihr zuerst für mich aufgetreten und dann in mein Gemach gekommen seid.«
Sie wischte
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