Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Verführung

Tanz der Verführung

Titel: Tanz der Verführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Kean
Vom Netzwerk:
aufschieben. Sie würde sich so ungepflegt präsentieren müssen. Hoffentlich würde ihr Gast eine freundliche Entschuldigung akzeptieren.
    Während sie an den Ställen vorbeilief, hob eines der Pferde sein triefendes Maul aus dem Wassertrog. Es war ein großes, prachtvolles Schlachtross mit glänzendem, grauem Fell, schwarzer Mähne und schwarzem Schweif, das zweifellos eine ordentliche Summe wert war. Wer in dieser Grafschaft besaß ein so wunderschönes Tier?
    Bewaffnete Wachen, die Gefolgsmänner ihres Gastes, saßen mit dem Rücken an einer Stallwand, ihre Pferde hatten sie in der Nähe angebunden. Dieser Lord besaß zweifellos große Autorität. Vielleicht überstieg seine Macht ja auch die von Linford. Hoffnungsvolle Erwartung beschleunigte ihre Schritte.
    Schließlich erreichte sie die Vorhalle, riss die Tür auf und rannte die Treppe hinauf. Mit einem Knall fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Ihre Schuhe klapperten auf den Steinstufen, und die Seide ihres Kleides schien ein unnatürlich lautes Rascheln zu verursachen. Seltsam. Aus dem Saal vor ihr war nichts als das Knacken des Kaminfeuers zu hören. Keine Unterhaltung. Keine Fußtritte, die ihr entgegenkamen, um sie zu begrüßen.
    Nur Stille.
    Noch einmal atmete sie tief ein und betrat dann den Saal.
    Sie blinzelte durch den qualmigen Raum, lief an ein paar Tischen vorbei und hielt nach dem Gast Ausschau. Ein hochgewachsener Mann stand mit dem Rücken zu ihr vor dem Kamin und kraulte mit dem Fuß den Bauch des alten Hundes, der vor dem Kamin auf den warmen Fliesen lag. Ein langer, pelzbesetzter, schwarzer Umhang hing von seinen breiten Schultern und fiel bis auf die Spitzen seiner schwarzen Lederschuhe herab.
    Eine düstere Vorahnung beschlich sie. Warum drehte der Mann sich nicht zu ihr, um sie zu begrüßen? Hatte er sie nicht kommen gehört?
    Sie räusperte sich und ging auf ihn zu, während er sich aufrichtete. Seine vornehme, schrecklich langsame Bewegung ließ sie alarmiert erstarren. Ihr Körper wurde von Furcht, Entsetzen und fassungsloser Bestürzung ergriffen.
    Wie gelähmt blieb sie stehen. Seine Lederschuhe quietschten, als er sich umdrehte und ihr sein glattes, gebräuntes Gesicht mit den geschwungenen Lippen zuwandte. Seine braunen Augen begegneten ihrem Blick mit Befriedigung und Herausforderung.
    O Gott. Linford.
     
    Fane sah, wie sich ihr Blick vor Angst verdunkelte. Ihre Augen glänzten so grün wie die Banner, die neben Schwertern und Schilden die Wand hinter ihr schmückten. Hatte sie wirklich geglaubt, dass sie ihm nie wieder begegnen würde? Was für ein naives kleines Ding.
    Ihre helle Haut, frei von Schminke und tönendem Puder, glänzte so weiß wie frische Lilien. Sie hatte ihre Lippen zusammengepresst, bemerkte dann aber ihren Fehler und verzog ihren Mund zu einem Lächeln. »Guten Tag, Mylord.«
    Bewundernswert, ihre Stimme verriet nur ein leichtes Zittern. Sie hielt ihren Kopf hoch, als ob nichts geschehen wäre, und ging ihm entgegen. Ihre Schritte ließen die Binsen, die die Dielen bedeckten, geheimnisvoll rascheln. Ahnte sie, dass er außergewöhnlich hartnäckig im Entlarven von Schwindeleien war? Ahnte sie, dass er alles, jede Kleinigkeit über sie, über ihre Täuschungen, in Erfahrung bringen wollte, bevor er mit ihr fertig war?
    »Auch ich wünsche Euch einen guten Tag, Lady Rexana Villeaux.« Er hielt ihrem Blick stand, ließ ihren Namen langsam und genüsslich über seine Zunge rollen. Sie sollte wissen, dass sie ihn am vergangenen Abend nicht zum Narren hatte halten können.
    Nur für einen Moment flammte Erschrecken in ihrem Blick auf. Dann runzelte sie die Stirn und erwiderte mit einem höflichen, aber verwirrten Lächeln: »Ihr kennt meinen Namen, Mylord? Hat ein Bediensteter ihn Euch genannt? Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
    Fane musste innerlich lachen. Was für ein Spiel spielte sie da? Bewunderung stieg in ihm auf, mäßigte seine Selbstzufriedenheit. Seine Hand verschwand in einer der Falten seines Umhangs. Sie wollte ihn also zum Narren halten. So tun, als wären sie sich niemals begegnet. So tun, als hätte sie letzte Nacht nicht vor ihm getanzt und versucht, ihn zu verführen.
    Er lächelte. Sie konnte ruhig mit dem kleinen Täuschungsmanöver beginnen, er würde es zu beenden wissen. Doch zunächst ging er auf ihr Spiel ein und neigte seinen Kopf in einer galanten Verbeugung. »Fane Linford. High Sheriff von Warringham.«
    »Endlich lernen wir uns kennen. Welch eine

Weitere Kostenlose Bücher