Tanz der Verführung
sie zu küssen, wahrmachen wollte, wich aber nicht zur Seite.
Doch er erstickte den Drang, sie in seine Arme zu schließen und ihren Widerstand mit einem leidenschaftlichen Kuss zu brechen. Dieses besondere Vergnügen musste noch warten.
Stattdessen griff er nach ihrem Ellbogen, schob sie zu den steinernen Säulen vor der Kirche und ignorierte ihr protestierendes Quietschen.
»Ich bin sehr wohl in der Lage, selbst zu laufen«, fauchte sie und versuchte vergeblich, sich aus seinem Griff zu befreien.
»Ihr könntet wieder versuchen, mir zu entwischen«, antwortete Fane. »Das können wir uns nicht erlauben, oder?« Er ging voran und nickte dabei Lord Darwell zu, der mit anderen angesehenen Edelmännern, die Fane von dem Fest auf Tangston Keep kannte, ganz vorne in der Menge stand. Darwell lächelte breit und winkte, und doch sah es so aus, als wäre er den Tränen nahe.
Seufzend erklärte Rexana: »Ich werde schon nicht fortlaufen. Schließlich habe ich das Schriftstück unterzeichnet und eingewilligt, Euch zu heiraten. Ich werde meinen Eid nicht brechen.«
»Ich auch nicht, meine kleine Feige.«
Fane sah sie an. Unter dem feinen Schleier konnte er ihren entschlossenen Blick erkennen. Gewissensbisse kühlten seine Erregung. Sie wollte diese Hochzeit und würde die Zeremonie bereitwillig über sich ergehen lassen, doch nicht zu ihrem eigenen Vergnügen. Sondern nur für ihren verdammten, verräterischen Bruder.
Ärger verleidete ihm seine freudige Erwartung. Sie gab sich selbst hin, um Rudd zu retten, und Fane hatte gewusst, dass sie das tun würde. Glaubte sie wirklich, dass sie im Gegenzug nichts dafür erhalten würde? Wusste sie denn nichts von der tiefen Bindung, die sie erwartete, wenn sie sich ihm erst einmal bereitwillig ergeben hatte? Gemeinsam würden sie ihren ganz persönlichen Tanz in den nächtlichen Himmel schreiben und mit jedem herrlichen Schritt den Sternen näher kommen.
Er würde ihr beweisen, dass er kein gefühlloser Barbar war, den das Schicksal ihres Bruders nicht kümmerte.
Vater John stand vor der aus massivem Holz geschnitzten Kirchentür und sprach mit einer Edeldame, die ihren kleinen Sohn bei sich hatte. Fane führte Rexana zum Fuße der Steintreppe. Hocherhobenen Hauptes und mit wehenden Röcken blieb sie an seiner Seite stehen. Er ließ ihren Ellbogen los, nahm ihre Hand und schob seine Finger zwischen die ihren. Sie versteifte sich, ließ ihn aber gewähren.
Während er sich zu ihr beugte, flüsterte er: »Lächelt, Rexana.« Ihr verschleiertes Haar duftete nach Sonne und Veilchen.
Rexana blickte geradeaus, und der Schatten eines Lächelns legte sich auf ihren Mund. »Das tue ich, Mylord.«
Fane schüttelte den Kopf und murmelte: »Wenn ich Euch vorhin auf die Wange geküsst hätte, welche die Farbe des roten Wüstensandes bei Dämmerung hat, hättet Ihr wohl keine Mühe zu lächeln.«
Ihre Lippen zuckten.
»Aha, wusste ich’s doch, dass Ihr ein Lächeln vor mir versteckt hieltet, genauso wie Eure Tanzglöckchen.«
Ihre Fingernägel bohrten sich tadelnd in seine Handflächen. »Ihr seid nicht der Einzige, dem seltsam zumute ist. Was ist bloß mit Lord Darwell los? Ich kann nicht erkennen, ob er unter einem Geheimnis zu bersten scheint oder gleich wie ein Kind losplärren wird.«
»Er ist zweifellos enttäuscht, dass Ihr Garmonn nicht heiratet.« Übermut erwärmte Fanes Herz. »Ich habe ihm außerdem erzählt, dass Ihr mich verfolgt habt. Mich verlockt habt. Mich verführt habt, Euch einen Heiratsantrag zu machen.«
»
Wie bitte?!
«
Fane zwinkerte und bemühte sich, ein Kichern zu verbergen. »Das war notwendig. Wie hätte ich ihm sonst Euren Tanz und unsere rasche Hochzeit erklären sollen, ohne dass er Verdacht schöpft?«
Aus dem Augenwinkel sah sie Darwell an. »Und er hat Euch geglaubt?«
Fane leckte sich die Lippen. Er sollte Rexana nicht weiter necken. Doch zu seiner Schande konnte er nicht damit aufhören. Nicht, wenn er zum ersten Mal seit Tagen die glühende Leidenschaft in ihr auf die Probe stellen konnte. »Nach ein paar Ausschmückungen.«
Entsetzt riss sie die Augen auf, doch Fane zuckte nur mit den Schultern. »Ich habe ihm erzählt, dass Ihr meine orientalischen Reize unwiderstehlich findet.«
»Ihr seid des Teufels!«
Der Priester hörte mitten im Satz auf zu sprechen. Er wandte sich von der Edelfrau und ihrem Sohn ab und schielte zu Rexana herab. »Mylady?«
Rexana errötete. Gemurmel und Gekicher gingen durch die Menge. Man hatte den
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