Tanz der Verführung
freches Lachen aus. »Vielleicht aber auch nicht. Man munkelt, dass ich wenig Anstand habe.«
Die Stute verlangsamte ihren Schritt und blieb dann stehen. Das Trillern einer Flöte, Gelächter und Stimmen drangen von einer entlegenen Straße zu ihnen herüber. Als das Sonnenlicht schräg über die Häuser auf Linfords Gesicht fiel, fühlte Rexana ihre Sinne schwinden.
Fane ließ die Zügel des Pferdes los und kam an ihre Seite. Ihr bestickter Schuh berührte seine Brust.
Gütiger Gott. Was hatte er bloß vor?
»Habt Ihr den Weg zur Kirche vergessen, Mylord?« Sie starrte ihn an. Die Lederzügel gruben sich in ihre Finger – so wie Linfords Zähne sich in ihre Hand gegraben hatten. Mit erschreckender Lebhaftigkeit konnte sie sich noch an die feuchte Wärme seines Mundes und an die Zähne erinnern, die an ihrer Haut geknabbert hatten.
»Ich kann mich sehr wohl an den Weg erinnern«, sagte er. »Genauso wie ich mich an die Zartheit Eurer Haut erinnern kann. Ihr duftet nach Veilchen. Und Ihr schmeckt wie eine reife, süße Feige. Unwiderstehlich.« Seine Finger fuhren über ihren Ärmel. »Ich möchte Euch küssen, Rexana.«
Sie drehte sich weg. »Haltet ein.«
»Bin ich denn so furchteinflößend? Nun kommt schon. Ich werde Euer Ehemann sein. Gestattet mir einen kleinen Kuss. Als Glücksbringer.«
Glück?
O ja, davon konnte sie wahrlich viel gebrauchen. Sein sündhaftes Lächeln verhieß, dass er genau wusste, wie er eine Frau zu küssen hatte, damit sie nach mehr verlangte. Wusste er denn nicht, dass sie noch niemals von einem Mann auf den Mund geküsst worden war? Wusste er nicht, dass, wenn sie ihn hier und jetzt küssen würde, sie vielleicht niemals mehr damit aufhören könnte?
Sie schob seine Hand beiseite, die an ihrem Arm heraufgerutscht war, und fragte: »Wollt Ihr mich auf den Mund küssen?«
Seine Augen glänzten vor Überraschung und offensichtlicher Lust. »Natürlich.«
Ihr Puls wurde verräterisch schnell, als wäre sie in ihrer verbotenen Erregung ertappt worden. Der berauschende Duft von zerquetschten Blumen und kraftvoller Männlichkeit quälte sie, lockte sie. Wie würde es sich anfühlen, ihn auf den Mund zu küssen? Würde er nach exotischen Speisen und Wein schmecken? Würde er …
Erbarmen! Wie konnte sie nur so etwas denken?
Als er sich mit hungrigem und erwartungsvollem Blick zu ihr reckte, griff sie wieder nach den Zügeln.
»Ich bedaure, Mylord«, murmelte sie, »aber Ihr müsst warten.«
Sie stieß dem Pferd ihre Absätze in die Flanken und trieb es an.
Sein dreistes Lachen verfolgte sie. »Rexana, Ihr seid ein Teufelsweib. Ihr werdet einen glücklichen Mann aus mir machen.« Seine Schritte hallten in der Gasse.
Er verfolgte sie.
Sie pfiff durch die Zähne. Die Stute fiel in einen schnellen Trab. Lächelnd ritt Rexana auf den Marktplatz hinaus.
Fane holte Rexana erst bei der Kirche ein und blieb keuchend am Rande der Menschenmenge stehen. Mehr Menschen, als er angenommen hatte, waren gekommen, um an der öffentlichen Trauung teilzunehmen, die auf den Kirchenstufen stattfinden sollte, bevor das Brautpaar für die private Hochzeitsmesse ins Innere ging.
Außer Atem stemmte er seine Hände in die Hüften und starrte Rexana an, die immer noch auf ihrem Pferd saß. Der Wind hatte einzelne Haarsträhnen aus ihrem Zopf gerissen, der zuvor ordentlich um ihren Kopf gewickelt war. Ihr Mantel hing schief, und ihre Wangen glühten noch von der trotzigen Flucht.
Noch nie hatte er eine so wunderschöne Frau gesehen.
Ihre Blicke trafen sich, und sie zog eine Augenbraue hoch. Er grinste. Sie würden gut zueinander passen. Wenn sie sich ebenso lebhaft in seinen Privatgemächern gebärdete …
»Seid Ihr bereit, Mylord?«
»Was?« Fane riss seinen Blick von Rexana los, die von Henry aus dem Sattel gehoben wurde. Der Priester trat festlich gekleidet mit einem in Leder gebundenen Buch in der Hand an Fanes Seite. Fane verscheuchte seine lüsternen Gedanken und nickte. »Ja, Vater.« Er zog den Saphirring von seinem Finger und überreichte ihn dem Priester.
Als Rexana ihren Mantel abgenommen und ihr herrliches Seidenkleid glatt gestrichen hatte, begab sich Fane zu ihr. Henry zog ein zusammengerolltes Bündel aus ihrer Satteltasche. Mit kaum merkbarem Zögern holte sie den durchsichtigen Schleier hervor, steckte ihn sich auf das Haar und befestigte ihn mit einem goldenen Haarreifen. Ihr Blick verhärtete sich, als Fane sich ihr näherte. Sie schien zu erwarten, dass er die Drohung,
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