Tanz der Verführung
Eindruck, die Schaulustigen würden sich bereits mit den Ellbogen anstoßen und Wetten über ihr Eheglück abschließen.
Fanes Gewissen versetzte ihm einen leichten Stich, und er drückte ihre Hand. Ihm war egal, was die anderen dachten. Und ihr sollte es ebenfalls egal sein. Sie waren füreinander bestimmt. Er erwiderte ihren Blick mit einem freundlichen Lächeln.
Sofort sah sie weg. »Entschuldigt mich, Vater, wenn ich Euch unterbrochen habe.«
Als der Pfarrer seine Unterhaltung wieder aufgenommen hatte, neigte Fane sich erneut zu Rexana. Ihre Hand zitterte unter seinem Griff, als wäre sie drauf und dran, ihm eine Ohrfeige zu verpassen. »Nehmt es mir nicht allzu übel, meine Liebste. Die Nachricht unserer Heirat hat sich schnell verbreitet. Ich musste eine Erklärung dafür geben.« Fane glitt mit seinem Daumen über die sanfte Biegung ihres Handgelenks. »Glaubt Ihr etwa, dass es falsch war, Euch ein lüsternes Teufelsweib zu nennen?«
»Ihr verkennt mich«, antwortete sie kühl.
»Ach nein. Ich kann kaum erwarten, es zu überprüfen.«
Sie blinzelte in eine Windböe und hob die Hände, um ihren Schleier zu glätten. Er betrachtete ihr Profil. Sie war so liebreizend. Stolz. Unabhängig. Trotzdem würde sie sehr bald erkennen, dass sie beide zwei Hälften ein und derselben Seele waren.
Der Pfarrer räusperte sich und klopfte auf sein Buch, als Zeichen, dass er beginnen wollte. Fane sah ihn an und nickte. Die Schaulustigen verstummten, nur das Zwitschern der Vögel und das Rauschen des Windes, der um die Kirchenmauern wehte, waren zu hören. Der Saphir funkelte über den Pergamentseiten des dicken Buches. Vor Fane verschwamm die Welt, als der Pfarrer auf Latein zu sprechen begann. Er nahm nur den leichten Druck von Rexanas Fingern und das Heben und Senken ihrer Brüste wahr. Ihr Atem war sein Atem. Sie gehörte zu ihm, so wie er zu ihr gehörte.
Rexana stieß ihm den Ellbogen in die Seite und holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
»Nehmt ihre rechte Hand, Mylord«, sagte der Pfarrer ganz offensichtlich schon zum zweiten Mal, »um Euren Schwur zu leisten.«
»Gerne, Vater.« Fane nahm ihre klammen Finger in seine Hand, blickte ihr in die Augen und wiederholte die Worte, die sie zu Mann und Frau machten. Er hörte zu, als sie mit tonloser Stimme ebenfalls ihren Schwur leistete.
Der Pfarrer lächelte und segnete den Ring. Rexana sah ihn an und schluckte schwer. Fanes Mund füllte sich mit einem bitteren Geschmack. Dachte sie etwa, dass er sie mit dem Saphir verspotten wollte, den er ihr unter anderen Umständen gegeben hatte? Eines Tages würde er ihr erzählen, wie der Ring ihm geholfen hatte, die Schlacht von Acre zu gewinnen und Tausenden Christen das Leben zu retten. Er stand für alles, was ehrenwert an ihm in seiner Vergangenheit und seiner Zukunft war.
Unter Anleitung des Pfarrers wiederholte Fane den Segen und streifte den Ring über jeden einzelnen der drei Finger ihrer linken Hand, dann steckte er ihn an ihren Ringfinger. »Mit diesem Ring«, murmelte er, »nehme ich Euch zur Frau.«
Ihre Unterlippe zitterte. Er wollte, dass sie zu ihm aufsah, die Aufrichtigkeit seiner Gabe an sie erkannte, doch das tat sie nicht.
Es war egal. Er würde ihr die Wahrheit schon beweisen.
»Ihr seid nun Mann und Frau«, sagte der Pfarrer. Als die Menge in die Hände klatschte und jubelte, verzog sich sein Mund zu einem schelmischen Grinsen. »Nun kommt zur Messe hinein.«
»Zuerst möchte ich meine Braut küssen, Vater.«
Die Menge kicherte. Das Kinn des Pfarrers klappte nach unten. »Mylord«, sagte er ruhig, »das kommt erst später. Erst wenn ich Euch den Kuss des Friedens gewährt habe.«
Fane zeigte auf die Menge. »Diese guten Leute hier wollen bestimmt sehen, wie sehr wir uns lieben, und dass unsere Ehe in beiderseitigem Einverständnis vollzogen wird.«
Rexana keuchte. Ihr Blick schoss hilfesuchend zu Henry, der in der Nähe stand. Doch dann verhärtete sich ihr Ausdruck.
»Rexana …«, begann Fane.
Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien. Ihre Augen funkelten voller Betroffenheit und Empörung. Er hatte erwartet, mädchenhafte Unruhe, ja sogar Verlegenheit in ihrem Blick zu erkennen, nicht aber Sturheit.
Nahm sie es ihm übel, dass er sie vor der Menschenmenge küssen wollte? Oder wollte sie nicht bestätigen, dass ihre Ehe in beiderseitigem Einverständnis geschlossen worden war?
Sie blickte ihn herausfordernd an, und er musste grinsen. Schlaues kleines Ding. Sie forderte ihn heraus,
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