Tanz des Lebens
sie ihm das regennasse Haar aus der Stirn. »Nein, nicht wir. Du hast das geschafft, Faye. Ich liebe dich«, flüsterte Luke in ihr Ohr. Liebevoll zog sie ihn an sich, und Luke schmiegte vertrauensvoll sein Gesicht in ihr Haar, während sie ihn fest an ihr Herz presste.
Melissa stand mit Freudentränen in den Augen daneben und beobachtete sie. Die Geschwister strahlten einen so innigen Ausdruck der Zuneigung aus, wie sie es noch nie zwischen zwei Menschen erlebt hatte. Lange standen Faye und Luke eng umschlungen beieinander. Als Fayes Knie einzuknicken drohten, lächelte sie Melissa über Lukes Kopf hinweg aufmunternd zu und wankte rückwärts; bis sie neben Quins Körper erschöpft zu Boden sank.
Während Melissa neben dem befreit lachenden Luke stand und sich mit ihm freute, erwachte Shiva aus ihrer Trance. Benommen kam sie auf die Beine. Neben sich entdeckte sie einen zitternden Mike Conners. Er wirkte völlig apathisch. »Es ist vorbei«, schrie Zoe und kam aufgeregt auf sie zugestürmt. Faye hat Quin mit ihrer Wassermagie befreit und sie hat den Black Mager besiegt. Und jetzt ist sie gerade bei Luke, um sein Mal zu entfernen.«
Aufatmend nickte Shiva ihr zu. »Und was ist mit Mason?«
»Der kann niemanden mehr etwas antun«, stieß Zoe mitleidslos hervor. »Er liegt da drüben und ist tot.«
Schnell wandte Shiva sich um und erkannte im selben Augenblick, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Sie wurde blass. »Wir haben ein Problem. Es ist noch nicht vorbei«, flüsterte sie. Ihre Mitteilung überraschte Zoe. »Was meinst du damit?«, fragte sie irritiert.
»Er ist noch nicht tot.« Panisch packte sie Zoe am Arm. »Sieh hin«, schrie sie, »sieh doch: Seine Hand zuckt noch. Seine dämonische Macht erlischt erst, wenn er vollkommen und ganz tot ist.«
Noch bevor sie den Satz beendet hatte, rannte Shiva los. Als sie ihn erreicht hatte, rutschte sie beinahe in der Blutlache auf dem Felsenboden aus. Von hinten wurde sie von einem eisernen Griff umklammert. Erschrocken wirbelte sie herum. Mike Conners stand direkt hinter ihr. Sein Gesichtsausdruck war ernst, als er sie zur Seite schob.
Danach schnellte seine Hand mit einer Pistole im Anschlag hoch – er setzte an und zielte. Shiva kniff die Augen zusammen. Ein lauter Knall durchdrang die Luft. Kurz darauf hörte sie ein Schluchzen. Sie öffnete ihre Augen und sah, wie Mike Conners neben seinem toten Bruder zu Boden sank. Sein Körper bebte heftig, als er von einem Weinanfall geschüttelt wurde.
Shiva glitt neben ihm auf die Knie. Als sie ihm vorsichtig die Waffe aus der Hand nahm, murmelte er erstickt: »Jetzt hat er auch mich zum Mörder gemacht. Ich habe meinen eigenen Bruder getötet … Ich bin ein Mörder … Oh Gott, steh mir bei …« »Nein«, flüsterte Shiva ihm zu. »Du bist kein Mörder. Du hast deine Kinder und uns alle gerettet. Mason hat dir keine andere Möglichkeit gelassen.«
»Oh Shiva …« Tränenblind zitterte er.
Sie nahm ihn in die Arme und streichelte beruhigend seinen Rücken. Als Zoe mit Liam, Luke, Melissa und Jhonfran auf sie zurannte, erhob sie sich, zog sie ein paar Schritte zur Seite und erzählte ihnen, was vorgefallen war.
»Dad hat das einzig Richtige getan«, sagte Luke ruhig. Die anderen nickten und Melissa drückte tröstend seinen Arm.
»Jetzt ist es endlich vorbei«, fügte Shiva mit leiser Stimme zu und betrachtete Mike, der sich auf den staubigen Felsen neben seinen Bruder gelegt hatte und lautlos weinte. »Er wird sich in der nächsten Zeit schlecht und elend fühlen. Aber wenn wir ihm helfen, wird er seine Schuldgefühle eines Tages überwinden und die Wahrheit erkennen.«
Sie bemerkte, wie Liam Anstalten machte, etwas wegzuschleudern.
»Nein!« Instinktiv hielt sie seinen Arm fest und sah den blutigen Finger in seiner Hand. »Schmeiß ihn noch nicht weg, Liam«, mahnte sie sanft. »Den Finger schon, aber den Ring werden wir vielleicht noch brauchen. Die Natdämonen sind immer noch unter uns.«
»Shiva hat recht«, stimmte Jhonfran ihr zu. »Solange wir es nicht schaffen, das Portal zu verschließen, werden sie uns mit ihrer dunklen Begierde verfolgen.«
Liam sah sie an, schien aber durch sie hindurchzublicken. Es war, als ob er ihnen gar nicht zugehört hätte. Schließlich löste sich Melissa von Lukes Seite und trat auf ihn zu. Und Melissa McCormick, dieses kleine, zierliche Persönchen, die nur einen Kopf größer als ein Shetlandpony war, wie Jhonfran sie am Anfang scherzhafterweise Luke
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