Tanz des Lebens
Zypressen waren verkohlt, das Gras abgebrannt, und der Schwefelrauch der immer noch glimmenden Flammen schwebte über der Ebene und spiegelte sich in der Blutlache, in der Mason Conners lag. Sein Leichnam wirkte auf seltsame Weise friedlich. Plötzlich erinnerte nichts an ihm mehr an die grausam hasserfüllte Kreatur, die sie eben noch gnadenlos töten wollte. Deren Gesicht das eines triumphierenden Siegers war.
Ein grauenvolles Antlitz, in dem sich die Maske des Dämons eingenistet hatte, sodass alle, die ihn, so wie sie selbst, als einen gutmütigen, freundlichen Menschen kannten, über die dunkle Besessenheit, die von ihm Besitz ergriffen hatte, erschüttert waren. Verloren blickte Faye in die Vergangenheit und versuchte zu begreifen, wann das Böse in ihm begonnen und ihn zu dem gemacht hatte, was jetzt in der Blutlache lag. Jetzt war alles Teuflische aus seinem Gesicht verschwunden.
Aber er war doch der Black Mager?! Oder etwa nicht? Mit Grauen erinnerte sie sich an die dunkle Prophezeiung in ihren Visionen, an die gesichtslose Gestalt, die sie nie erkannt hatte, und an die letzten Worte:
Ich werde dir das nehmen, was du am meisten auf der Welt liebst. Er gehört mir – mir allein.
War es doch noch nicht vorbei?
Sie blickte durch den Schleier aus kaltem Regen vor ihren Augen zu ihrem über alles geliebten Bruder – und danach zu Quin. Diesen rätselhaften Halbdämonen, der in einer Sekunde empfindsam und zärtlich und innerhalb der nächsten Minute abweisend und gefühlskalt war, und sie mit diesem Wechselbad der Gefühle in den Wahnsinn trieb.
Und doch war es geschehen. Ergriffen erkannte Faye, dass sie sich unaufhaltsam an ihn, an seine dunkle Seite verlor. Trotz seines kalten Wesens strahlte er einen magischen Zauber aus, dem sie sich nicht entziehen konnte - als würde sie eine unsichtbare Macht zueinander hinziehen. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, wie warm und vertraut er sich immer an sie schmiegte und ihr sein Gesicht zuwandte, wenn er ihr Blut in sich trug.
Wie er dann lächelte und damit federleicht ihr Herz eroberte und ein Leuchten in ihren Augen zauberte. Faye erstarrte und plötzlich fühlte sie es. Die unabwendbare Gewissheit: ihr Herz hatte eine Entscheidung gefasst, ohne ihren Geist zu fragen. Es war einfach passiert, sie war gefangen in seinen Dimensionen. Und Quin hatte sie zum ersten Mal Faye genannt. Das war doch ein Anfang – ein Hauch von Leben, fand sie.
Vielleicht sollte man nicht zu viel erwarten. Mit bebenden Lippen schickte sie ein stummes Stoßgebet zum Himmel; unendlich dankbar, das außer ihrem Vater, die zwei Menschen die sie am meisten auf der Welt liebte, noch am Leben waren. Sie würde niemanden etwas von ihren Gefühlen erzählen, beschloss Faye. Weder Luke, noch ihrer besten Freundin Zoe, und schon gar nicht Quin.
Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass sie ihn sonst ganz verlieren würde und sie ihn dann nie wiedersähe. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich dem Kampf der dämonischen Anderswelt zu stellen und die dunklen Schatten aus seinen Herzen zu vertreiben. Faye spürte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und ihr heiß über die eiskalten Wangen liefen.
Nur mühsam konnte sie sich davon abhalten, Quin in die Arme zu schließen, ihn zu küssen und seinen beruhigenden warmen Atem auf ihren Lippen zu spüren. Selbst jetzt, nach allem, was passiert war, wusste sie, dass es keine Rolle spielte, wer oder was Quin war - weil ihre Gefühle für ihn nichts mit Natdämonen, Ice Whisperen oder Schwarzmagiern zu tun hatten, sondern einfach nur mit ihm.
Zitternd ließ sie sich auf Quins Brust sinken und lächelte unter Tränen, als sie ihm leise zuflüsterte: »Auch wenn du ein Halbdämon bist - ich glaube nicht, dass ich aufgeben werde. Jedes Lebewesen hat eine Seele. Du kannst dich also nicht rausreden, Quinton Noyee. Ich werde warten - wann immer du bereit bist.«
Der Regen wurde heftiger. Er spritzte die Glut nach allen Seiten auf und verwandelte sie in eine dunkelblaue Stichflamme, die einen Funkenregen über den Klippen verursachte. Nach und nach verdunkelte sich der Himmel über dem aufflackernden Feuer. In der Kälte der Nacht und im strömenden Regen lagen sie auf dem schlammigen Felsenkliff und Faye schloss frierend die Augen.
Quin sagte kein Wort. Nur sein Arm schlang sich um ihre Hüfte. Seine andere Hand zitterte, als er zögernd ihr Haar streichelte und sie dann fest an sich drückte. Fayes Gesicht versank in seine warme
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