Tanz des Verlangens
gedacht? Doch selbst mit diesem Wissen konnte sie sich nicht dazu bringen, Conrad zu verlassen, um ihm das zu ersparen. Sie war begierig auf jeden einzelnen Moment mit ihm und wusste, dass es ihm genauso erging.
Letzte Nacht, als sie mit dem Rücken ihrer Finger über die Narbe auf seinem Oberkörper gefahren war, hatte er gesagt: „Früher habe ich diese Narbe gehasst, aber das ist vorbei.“ Er hatte ihr in die Augen gesehen, und die Worte waren nur so aus ihm herausgesprudelt. „Denn sie hat mich zu dir geführt, Néomi. Wenn ich gewusst hätte, was mich am Ende erwartet, hätte ich dem Russen noch dabei geholfen, das Schwert zu führen.“
Nachdem sie das gehört hatte, war sie felsenfest davon überzeugt, dass das, was er für sie empfand, weit über das hinausging, was ein Vampir für seine Braut empfand. Er war in sie verliebt, so wie sie in ihn.
Doch trotz dieser Erkenntnis fühlte sie sich, als ob ihre kleine Welt auseinanderfallen würde. Er war so erschöpft, bemühte sich aber, es zu verbergen, genau wie sie sich bemühte, ihre wachsende Anspannung und Angst nicht zu zeigen.
Als ob er ihre unguten Vorahnungen witterte, schien er fest entschlossen zu sein, jeden Moment zu etwas Besonderem zu machen.
In dieser Nacht reichten sein Geschenk – ein wunderbares scharlachrotes Kleid – und sein Versprechen, sie mit einem besonderen Zielort zu überraschen, aus, um Néomi von ihren Befürchtungen abzulenken, zumindest für ein Weilchen.
Als er sich mit ihr zum Abendessen nach Italien transloziert hatte, war sie vollkommen begeistert gewesen. Ihr Vampir hatte eine private Gartenterrasse im La Pergola oben auf dem Monte Mario reserviert.
„Conrad, die Aussicht ist unglaublich!“ Unter ihnen lag das nächtliche Rom, erleuchtet wie in einem Traum. „ Mon Dieu , ist das der Petersdom? Den kenne ich bisher nur von Postkarten. Das ist eine unglaubliche Überraschung.“
„Ach, das.“ Mit seinem gleichgültig erscheinenden Schulterzucken zog er ihre Aufmerksamkeit auf seinen dunklen Abendanzug, der über seinen breiten Schultern saß wie angegossen. „Das zählt noch gar nicht. Aber ich muss meine kleine Sterbliche doch gut füttern, bis es Zeit für die richtige Überraschung ist.“
„Noch besser als das hier? Das musst du mir verraten!“
„Dann wäre es ja keine Überraschung mehr.“ Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln. „Auch unter der Bezeichnung une surprise bekannt.“
Sobald sie auf den bequem gepolsterten Stühlen Platz genommen hatten, brachte der Kellner gekühlten Champagner. Als der Mann ihnen einschenkte, warf er – kaum wahrnehmbar – einen zweiten Blick auf Conrads Sonnenbrille, und Conrad verkrampfte sich augenblicklich. Sie wünschte, seine Augen würden ihn selbst nicht dermaßen stören.
Als sie wieder allein waren, fuhr er sich mit der Hand über den Nacken. „Du musst sie hassen. Dieses Blutrot.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich finde, sie sind so rot wie Feuer. Und die Farbe wird noch dunkler und intensiver, wenn du mich ansiehst – und das liebe ich. Außerdem siehst du mit der Sonnenbrille wie ein Filmstar aus.“
„Oder ein Drogenabhängiger.“
„Ich glaube nicht, dass das eine das andere ausschließt, mon grand “, sagte sie, was ihm immerhin ein Lächeln entlockte. Sie nippte an ihrem Champagner. „Muss man diesen Ort nicht schon Monate im Voraus reservieren?“
„Das muss man.“
Sie hob eine Augenbraue. „Aber du nicht?“
„Du solltest inzwischen wissen, dass mir nichts zu teuer ist, wenn es um dich geht.“
Das Essen war ein zusätzlicher Beweis seiner Feststellung. Ein Gericht nach dem anderen traf ein. Teure Weine begleiteten jeden Gang. Während sie die köstlichsten Speisen und Getränke genoss, die sie je gekostet hatte, versuchte sie ihn dazu zu bringen, die Überraschung zu verraten. Er trank seinen Whisky, schob mit der Gabel träge sein Essen hin und her und grinste selbstzufrieden angesichts ihrer Versuche, ihn zum Reden zu bringen …
„Du bist reichlich selbstgefällig, Vampir.“
„Die Überraschung ist einfach zu gut, um sie zu verraten. Wie ist das Essen?“
Einige Gerichte waren überraschend gewagt, andere eher raffiniert, sie alle verwöhnten ihren Gaumen. Sie lächelte ihm über ihr Weinglas hinweg zu. „ C’est exquis comme tes lèvres .“ So köstlich wie deine Lippen. Er saß mit einem Mal kerzengerade da, als sie mit ihrem bestrumpften Fuß sein Bein hinauffuhr.
Mit etwas heiserer Stimme fuhr er fort: „Du
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