Tanz des Verlangens
mich.“
„Solange ich mich fertig mache, kannst du schon mal einen Live-Blick auf die Nacht der Prügel werfen.“ Mari presste die Fingerspitzen auf das Glas, wobei sie es sorgfältig vermied, direkten Augenkontakt mit dem Spiegel aufzunehmen, ehe ein Bild erschien. Wilde, lärmende Gestalten tanzten um ein Freudenfeuer, das wenigstens fünf Stockwerke hoch war.
Welch wunderschönes Chaos. Néomi sehnte sich danach, darin einzutauchen, auch wenn sie sich fragte, ob sie wohl tatsächlich inmitten dieses Tumults zurechtkäme – eine Sterbliche unter Unsterblichen.
„Sieh dir mal meinen Mann an.“ Mari zeigte eine andere Szene und zeigte auf einen riesigen, sehr gut aussehenden Mann, der mit finsterer Miene abwechselnd in seinen Drink und auf seine Umgebung starrte. „Oh verdammt, dieser Werwolf macht mich echt total an.“ Mari seufzte. „Er sieht so unglücklich aus“, fügte sie entzückt hinzu.
Néomi runzelte die Stirn. „Das ist Bowen MacRieve, dein Mann?“ Mari nickte. „Sie meinten, er würde in zwei Wochen kommen und hinter Conrad her sein, falls es ihm bis dahin nicht besser ginge. Könntest du deinen Mann nicht dazu bringen, Conrad nicht, na ja, wehzutun?“
„Ich werd mit ihm reden. Aber ich hätte nicht gedacht, dass dich das überhaupt interessiert, nachdem der Vampir dich als mitleiderregend bezeichnet hat.“
„Es interessiert mich aber immer noch.“ Néomi seufzte. Vermutlich würde das wohl auch so bleiben. Denn möglicherweise hatte sie sich ein kleines bisschen – wirklich nur das allerkleinste bisschen – in Conrad verliebt.
„Wieso gehst du nicht mit dem Vorsatz hin, ihn einfach komplett zu vergessen?“, fragte Mari. „Schließlich ist es doch möglich, dass er heute Nacht seine Braut findet – und das bist wahrscheinlich nicht du. Dort gibt es jede Menge Männer, die dich ablenken könnten. Nïx soll dich mit Cade und Rydstrom bekannt machen – Freunde von mir, die zu den heißesten Dämonenbrüdern gehören, die du jemals zu Gesicht bekommen wirst.“ Sie holte ein winziges Handy aus einer ihrer zahlreichen Hosentaschen. „Ich muss mal schnell telefonieren.“
Während Mari sich zur anderen Seite des Zimmers zurückzog, wies Nïx sie auf zwei ungewöhnlich attraktive, gehörnte männliche Wesen hin. „Das da ist Cade, makelloses goldenes Aussehen und moralische Ambivalenz. Der perfekte Gegenpart zu dem mächtigen König Rydstrom mit seinen Narben und seiner stolzen Ehre.“
„Sieh dir nur mal die Augen an“, hauchte Néomi. Obwohl einer der Brüder hellere Haare hatte und der andere dunklere, besaßen sie beide leuchtend grüne Augen.
„Oh ja. Sie haben wirklich tolle Augen. Alle sagen, das wäre der Grund, wieso die Frauen Schlange stehen, um einmal unter ihnen Hula-Hoop zu spielen. Entweder das oder ihr Akzent – eine Mischung von Australisch und Südafrikanisch. Aber ich glaube, es liegt an den Hörnern.“
Ihre Hörner, perlmuttfarben und geschwungen, begannen gleich über ihren Ohren und schwangen sich dann über ihre Köpfe hinweg. Ihre Form und Ausrichtung erinnerte Néomi an die Lorbeerkränze, wie sie die Männer in der Antike getragen hatten, auch wenn Rydstroms Hörner genauso von Narben übersät waren wie der Rest von ihm.
„Ja“, fuhr Nïx fort, „diese schlanken … steinharten Hörner … sind sie nicht zum Abschlecken?“
Hatte Nïx gerade ein Knurren ausgestoßen? „Es scheint, als ob du dir gerne einen von ihnen schnappen würdest. Oder, äh, beide.“
„Oh nein, nein. Ich bin Mike Rowes Auserwählte.“
„Ist das Mike da unten?“
„Nein, Mike ziert sich im Moment ein wenig.“ Mit leerem Blick murmelte sie: „ Aber das wird dir nichts nützen … du unartiger kleiner Schlingel .“
In diesem Moment hörte Néomi Mari sagen: „He, Ellianna … ha ha, nein, ich brauche keine Kaution! Ich hab nur gerade über diesen Zauber für Geister nachgedacht. Heißt es corpus carnate oder carnate corpus ?“
Merde! Die Hexe musste sich erst noch Anweisungen holen?
Mari verstummte kurz. „Und ob ich dem gewachsen bin … aha, aha … und deshalb werde ich auch nicht dem Spiegel verfallen, stimmt’s?“
Néomi wollte gerade ihre Bedenken anmelden, als Nïx sich wieder zu Wort meldete.
„Ich habe diesen Vampir in dein Haus geführt. Und ich weiß immer noch nicht, warum.“ Sie beugte sich vor, offenbar aufrichtig verwirrt. „Vor allem, weil du sterben wirst.“
Néomi schluckte. „Woher kennst du Conrad?“
„Ich kenne seine
Weitere Kostenlose Bücher