Tanz des Verlangens
nicht.“
Als er aufblickte, sah er in Néomis weit aufgerissene Augen. Conrad war sich nur allzu bewusst, wie er in ihren Augen aussehen musste, mit triefenden Fängen, glühenden Augen und dem Wahnsinn nah, in seiner Gier nach Blut. „Jetzt weißt du, was ich bin.“ Er senkte den Kopf, um es zu Ende zu bringen.
„Jetzt weiß ich, was du warst . Conrad, bring mich bitte nach Hause.“
Das Verlangen zu beschützen. Er zögerte, über den Hals des Dämons gebeugt. Stärker als das Verlangen zu töten.
Wenn du mich in einem Anfall von Blutgier zu Gesicht bekommen hättest, würdest du mich ebenfalls für ein Ungeheuer halten.
Conrad hatte nicht übertrieben. Wenn Néomi ihn nicht gekannt hätte, wäre sie vor Angst außer sich gewesen. Aber sie kannte ihn, und ihr wurde klar, dass er sich um ihretwillen zurückgehalten hatte.
Vor ihr stand ein durch und durch furchterregender Conrad und alles, was sie fühlte, waren Stolz und Zärtlichkeit …
Plötzlich nutzte Cade die Lage aus und stieß seinen Kopf mit voller Wucht gegen Conrads, sodass diesem der Schädel brummte. Und dann waren die anderen beiden Dämonen wieder da und griffen ihn auf der Stelle an …
Ohne ihre Telekinese war sie hilflos, konnte nichts tun, um sie aufzuhalten. Von den Umstehenden hatten inzwischen viele aufgehört zu kämpfen, um diesen Zusammenstoß zu beobachten. Es erstaunte und erregte sie offenbar, dass der gefallene Vampir nicht seiner Blutgier nachgab und der Dämon seine Wandlung nicht vollzogen hatte.
Rydstrom stieß mit vier weiteren übel aussehenden Dämonen zu ihnen.
„Du kennst diesen Vampir?“, fragte er Néomi.
Mit einem Mal war sie von überaus finster dreinblickenden Dämonen umzingelt, deren Augen sich schwarz färbten.
Sie schluckte, als sie sich auf sie zu bewegten. „Ich … n-nun ja …“
„Du bist seine Braut, oder leugnest du das?“
Bin ich seine Braut? Überall um sie herum wurde aufgeregt geflüstert. Die verschiedenartigsten Kreaturen musterten sie interessiert. Warum?
Sie wich ein paar Schritte zurück, und als Rydstroms Begleiter ihr folgten, wandte sie sich Conrad zu. Er kämpfte nach wie vor gegen seine drei Angreifer.
„Conrad!“, rief sie.
Im nächsten Augenblick stand er vor ihr, den Arm weit ausgestreckt, und zog sie mit einem Ruck hinter sich. Sein Körper war eine einzige erhitzte Masse von Muskeln, seine breiten Schultern hoben und senkten sich unter seinen tiefen Atemzügen …
Atemzüge?
Sie legte das Ohr gegen seinen Rücken. Sein Herz hämmerte. Ich habe ihn erweckt!
„Eine neue Verpflichtung, Wroth?“, fragte Cade. Er wischte sich mit dem Arm über sein blutiges Gesicht. „Dann stell uns doch mal deiner Braut vor.“
„Wenn ihr auch nur daran denkt, ihr etwas anzutun“, stieß Conrad mit rauer Stimme hervor, „dann besiegelt ihr damit euer eigenes Ende.“ Er packte sie am Oberarm und zog sie nach vorne, an seine Seite.
Néomi schluckte, als einige der anwesenden Frauen ihr mitfühlende Blicke schenkten. Was wissen sie, das ich nicht weiß? Was wird er mit mir tun?
Sie hatte es mit einem unsterblichen Auftragsmörder zu tun, dem soeben seine Beute abhanden gekommen war. Ihretwegen. In seinen Augen sah sie ein ungezähmtes, besitzergreifendes Leuchten sowie eine tief sitzende Wut, als ob ihm etwas weggenommen worden wäre, als er diese Dämonen nicht getötet hatte.
Niemand wagte es, ihn herauszufordern – einen Vampir, der seine Braut beschützte. Er legte ihr seine Hand in den Nacken, um allen zu zeigen, dass sie ihm gehörte. „ Sie ist mein Eigen. Und ich beschütze mein Eigentum. “
Dann … verschwanden sie.
28
Conrad translozierte sie in ihr Zimmer auf Elancourt. Als sie dort angekommen waren, sagte er kein Wort, starrte einfach nur auf sie herab. In seiner Miene mischten sich Zorn und Gier, beides so intensiv, dass sie abwechselnd vor Angst und vor Verlangen erbebte.
Schließlich ließ er sie los und ging um sie herum. Sein Blick musterte prüfend ihren Körper. Irgendwann begann sie sich ebenfalls im Kreis zu drehen, bis sie einander umkreisten.
„Wie kommt es, dass du auf einmal so bist?“
„Ich habe so meine Mittel und Wege, Conrad. Vielleicht bin ich nicht ganz so freundlos und mitleiderregend, wie du dachtest.“
Er stieß ein bitteres Lachen aus. „Mitleid ist das Letzte, was ich für dich empfinde, koeri .“
„Was hast du mit mir vor?“, fragte sie.
„Das wirst du bald sehen.“ Seine tiefe Stimme ergoss sich über sie –
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