Tanz im Feuer
hellbraune Leinenhosen, ein bordeauxrotes, gebügeltes Baumwollhemd und ein Blazer aus dunkelbraunerWildseide getreten. Der oberste Knopf seines Hemdes stand offen. Frisch geputzte, glänzend schwarze Straßenschuhe hatten die ausgetretenen, brüchigen Stiefel ersetzt.
Nur seine Augen waren dieselben geblieben. Strahlend. Blau. Elektrisierend.
Nein, seine Augen waren nicht das Einzige, was ihr vertraut vorkam. Leigh erkannte auch das breite, strahlende Lächeln wieder. »Erinnern Sie sich noch an mich?«
»Aber … aber natürlich«, stammelte sie. Ob sie sich an ihn erinnerte?Wenn sie allein in ihrem Bett lag, dachte sie oft an ihn: an seine Augen, sein Lächeln, seine Stimme – und den Kuss, den er ihr gegeben hatte, bevor er weggegangen war. Sie hatte sich einzureden versucht, dass sie ihn nur wiedersehen wollte, um sich bei ihm zu bedanken. Jetzt, wo sie ihm in die Augen schaute und das freundliche, männliche Lächeln wiedersah, wusste sie, dass sie sich nach ihm gesehnt hatte. »Chad. Sie sehen … ganz anders aus«, stotterte sie verwirrt. Hoffentlich merkte er nicht, wie schwer es ihr fiel, seiner fast magnetischen Ausstrahlung zu widerstehen. Schüchtern reichte sie ihm die Hand.
»Sie auch. Sie sind dünn geworden.« Sie spürte ein leises Kribbeln, als sein Blick kurz über ihren Körper wanderte, bevor er ihr wieder in die Augen sah.
Sie lachte und schaute an sich herab. Erst jetzt fiel ihr auf, wie unordentlich sie aussah. Nervös zupfte sie ihre Bluse zurecht. »Kommen Sie doch rein.Verzeihen Sie meinen Aufzug. Sarah und ich haben gerade gespielt, deshalb …« Sie ließ den Satz unvollendet und trat beiseite, um ihn ins Haus zu lassen. Als er an ihr vorüberging, roch sie das dezente, männlich-herbe Parfüm, das er aufgetragen hatte.
»Sie sehen großartig aus«, widersprach er ihr knapp. Er trat insWohnzimmer und blieb unvermittelt stehen. »Das kann doch unmöglich Sarah sein.« Er deutete mit dem Finger auf dieWippe, in der Sarah saß und ihn mit großen Augen anstarrte. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er vor dem Baby in die Hocke, hielt den Stoffsitz fest und damit dieWippe an. Sarahs Augen wurden noch größer. Das Baby schien unschlüssig zu sein, ob es lächeln oder lieber erst mal weinen sollte.
»Doch, das ist meine Sarah«, erklärte Leigh stolz. Sie schloss dieTür und kam zu ihm.
»Sie ist wunderschön«, sagte er leise. Er streckte vorsichtig den Zeigefinger nach Sarahs Gesicht aus, doch bevor er das pausbäckige Gesicht berühren konnte, wurde sein Finger von einer festen, feuchten Faust gefangen. »Und sie hat ausgezeichnete R eflexe«, lachte Chad. Er ruckelte mit dem Finger hin und her, als wollte er ihn gewaltsam aus Sarahs Griff befreien. Als Sarahs Blick immer ängstlicher wurde, zog er seinen Finger behutsam aus der kleinen Faust und stand auf. »Ich habe ihr etwas mitgebracht«, sagte er.
»Ach Chad, das hätten Sie nicht tun dürfen«, entfuhr es Leigh. Im gleichen Moment merkte sie, wie abgedroschen sich das anhörte, und lächelte verlegen. »Sie haben Sarah schon genug Gutes getan, indem Sie sie auf dieWelt gebracht haben.«
»Ich möchte ihr etwas schenken. Es ist draußen imWagen. Ich hole es.« Er ging zur Eingangstür hinaus, ohne sie hinter sich zu schließen.
Leigh nutzte die Gunst des Augenblicks und stopfte sich die Bluse wieder in den R ock. Dann klaubte sie hastig ihre Schuhe zusammen und streifte sie sich wieder über die Füße. Ihr Haar! Es war eine Katastrophe. Der von Sarah verschont gebliebene R est ihres schweren, kastanienbraunen Haarknotens rutschte in ihren Nacken. Lose Strähnen standen ihr in allen Richtungen vom Kopf ab und hingen ihr wirr ins Gesicht. Keine Zeit, das zu ändern. Er kam schon zurück.
»Was in allerWelt …«, rief sie aus, als er eine riesige Schachtel hereinschleppte. Sie war in knallbuntes Geschenkpapier verpackt und mit einer überdimensionalen rosa Schleife versehen.
»Wahrscheinlich werden Sie Sarah beim Aufmachen helfen müssen«, bemerkte er ironisch, nachdem er das riesige Paket vor Leigh abgestellt hatte. Sie lächelte. »Und Sie werden vielleicht mir helfen müssen.«
Leigh zog die monströse rosa Schleife von der unförmigen Schachtel und begann, das Papier abzureißen. Überall am Boden lagen Papierfetzen verstreut. »Meine Mutter hebt das Geschenkpapier immer auf. Sie würde in Ohnmacht fallen, wenn sie mich so sähe.«
»Es macht keinen Spaß, ein Geschenk aufzumachen, wenn man das Papier wichtiger
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