Tanz im Mondlicht
sie fester an sich. »Alles in Ordnung?«, fragte er, die Musik übertönend.
»Ich bin nervös. Ich habe Angst, dass etwas Schreckliches passiert.«
»Was denn?«
»Dass Chloes Mutter – Adoptivmutter – einen Streit mit Jane vom Zaun bricht.«
»Aber ich dachte, dass sie selbst Jane eingeladen hat«, erwiderte John und drehte sich mit Sylvie im Kreis. »Hast du mir das nicht erzählt?«
»Doch, aber kommt dir das nicht merkwürdig vor? So viel Großmut – beinahe zu schön, um wahr zu sein?«
»Ich finde es bewundernswert. Es zeigt nur, dass sie das Beste für Chloe möchte.«
Sylvie verstummte, während sie tanzten. Als Schulbibliothekarin und Tochter einer Highschool-Rektorin wusste sie, dass das Wohl der Kinder oft weit unten auf dem Totempfahl des Lebens rangierte. Hier wurde ihr allem Anschein nach eine Bilderbuchfamilie vor Augen geführt.
»Ich finde es unglaublich; schön, aber beinahe unwirklich.« Sylvie runzelte die Stirn. John küsste sie mitten zwischen die Augen, und sie lehnte sich verwundert zurück. »Was war denn das?«
»Als dein Verlobter habe ich mir zum Ziel gesetzt, dir das Vertrauen in die Welt zurückzugeben.«
Sylvie runzelte abermals die Stirn. »Findest du, dass es mir an Vertrauen in die Welt mangelt?«
John schmunzelte, die Wange an ihren Scheitel geschmiegt.
»Sag schon!«
»Na gut. Im Moment denkst du, dass es besser gewesen wäre, wenn wir beide deine Mutter abgeholt und hergebracht hätten. Richtig?«
Sylvie lächelte.
»Sylvie?« Er zog sie noch enger an sich. »Stimmt’s?«
»Nun, ja.«
Lachend schwenkte er sie über die Tanzfläche. Sylvie erhaschte einen flüchtigen Blick auf Jane, die mit Dylan, seinem Bruder und seiner Schwägerin beisammenstand. Jane wirkte so schön und verletzlich, so strahlend vor Glück, dass es Sylvie schier das Herz zerriss – wie so viele Male, wenn es um ihre große Schwester ging. Doch Jane war wieder zu Hause, und das war das Einzige, was zählte …
»Wenn wir erst verheiratet sind«, sagte John, »werde ich dafür sorgen, dass du dich sicher und geborgen fühlst, dir nie wieder Sorgen machen musst. Das verspreche ich dir hoch und heilig.«
»Ach, John.« Sie blickte auf ihren Arm, den sie um seinen Hals geschlungen hatte, auf den herrlichen Diamantring, den er ihr in jener Sternennacht in Maine an den Finger gesteckt hatte. »Das ist unmöglich.«
»Ist es nicht«, entgegnete er mit Nachdruck und küsste sie. »Du wirst schon sehen. Das ist ein Versprechen. Und ich pflege Versprechen niemals zu brechen.«
Sie erwiderte seinen Kuss, aber mit einem Auge schielte sie zum Scheunentor hinüber und hielt nach einem Zeichen für die Ankunft des Vans von Cherry Vale Ausschau.
Sharon hielt Elis Hand. Er hatte ernsthafte Vorbehalte gegen diesen Abend gehabt, doch da sie die Gästeliste mit dem gesamten Rotary-Club aufgefüllt und er alle Hände voll zu tun hatte, die Neuankömmlinge zu begrüßen, kam er nicht dazu, sich seinen Zweifeln zu widmen.
»Gelungenes Fest«, lobte Ace Fontaine und gesellte sich mit seiner Frau Dubonnet zu ihnen.
»Danke, Ace«, sagte Eli.
»Hab gar nicht gewusst, dass Sie Plantagenbesitzer sind.«
»Sie gehört meinem Bruder. Dylan hat sie nach dem Tod unseres Vaters übernommen.«
»Sie gehört ihm genauso«, erklärte Dylan. »Die Plantage befindet sich im Besitz der Familie Chadwick, und er ist …«
»Die Familie Chadwick.« Eli grinste und sah seinen Bruder an, nicht ohne einen kurzen Seitenblick auf Jane. Sharon drückte seine Hand, hielt ihn in Schach.
»Phantastische Äpfel«, sagte Ace und musterte mit dem kundigen Blick des Lebensmittelhändlers das kalte Büfett: Chloe und Mona hatten sich selbst übertroffen und Körbe mit Äpfeln, kalte Platten mit Käse und Weintrauben und Janes Pasteten und Obsttörtchen auf einer langen rot karierten Tischdecke kunstvoll arrangiert. »Vielleicht sollte ich welche ins Sortiment nehmen, für die Ecke mit den Produkten aus der Region.«
»Natürlich«, sagte Dylan. »Geben Sie einfach Ihre Bestellung bei Eli auf.«
»Gerne.« Eli schüttelte Ace die Hand. »Wir beide machen das schon.«
»Klar«, sagte Ace und führte Dubonnet auf die Tanzfläche.
Sharon, Eli, Jane und Dylan waren wieder allein. Die beiden Brüder standen Seite an Seite, bemüht, sich gegenseitig mit Harte-Burschen-Blicken den Rang abzulaufen.
»Ich freue mich sehr, dass Sie kommen konnten«, sagte Sharon und lächelte Jane an.
»Danke, dass ich kommen durfte. Wir«,
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