Tanz ins Glück
hätte
ich dich inzwischen gehabt, Sängerin. Das Schiff hat mehrere
Kabinen, also wirst du so viel Privatsphäre haben, wie du
willst. Ich biete dir eine Überfahrt nach St. Hilaire an, das
ist alles. Mehr ist an der Sache nicht dran."
Chellie
hätte erleichtert sein sollen, aber sie war fast gekränkt.
Deswegen wütend auf sich, wurde ihre Stimme schärfer. "Wie
ein Philanthrop siehst du nicht aus."
"Tja,
Süße, dein Aussehen lässt auch Missdeutungen zu,
meinst du nicht auch?"
Anscheinend
hat er auf alles eine Antwort, dachte Chellie verärgert. "Es
ist nur … ich kann dich nicht bezahlen."
"Mach
dir darüber keine Gedanken", erwiderte er. "Ich bin
sicher, wir kommen zu einer für beide Seiten angenehmen
Vereinbarung." Als Chellie ihn empört ansah, fragte er:
"Kannst du kochen?"
"Ja",
log sie schnell.
"Dann
ist das Problem gelöst. Du bezahlst deine Reise mit der
Zubereitung von drei Mahlzeiten am Tag für Laurent und mich."
"Laurent?"
"Das
zweite Crewmitglied. Großartiger Kerl, aber er kann nicht
kochen. Also?"
"Ich
verstehe nicht … Warum willst du mir helfen? Wir kennen uns
überhaupt nicht." Das Wort "gefährlich" kam
ihr in den Sinn. Aber auch "verführerisch".
"Wir
haben dieselbe Nationalität. Wir sind beide weit weg von zu
Hause. Und dein Blick hat mir verraten, dass du in großen
Schwierigkeiten bist. Ich dachte, du könntest Hilfe gebrauchen."
Chellie
blickte ihren unbekannten Wohltäter starr an. "Du heißt
nicht zufällig Galahad, wie der Ritter der Tafelrunde?"
"Nein",
sagte er. "Ebenso wenig wie du Micaela heißt."
"Ich
bin mir noch immer nicht ganz sicher, ob …", begann sie.
"Damit
das klar ist, Darling, ich werde dich nicht auf die 'La Belle Rêve'
drängen. Und ich werde dich nicht auf Knien bitten. Ich fahre
heute Abend, ob du bei mir bist oder nicht. Ende der Diskussion. Du
sitzt zwischen Baum und Borke. Triff deine Entscheidung."
"Und
wenn wir auf St. Hilaire sind?" fragte Chellie nervös. "Was
dann?"
"Wie
es weitergeht, kannst du dort überlegen."
"Du
vergisst, dass ich keinen Reisepass habe. Dadurch sind meine
Möglichkeiten gleich null. Es sei denn, man hat auf St. Hilaire
freie Stellen für Sängerinnen", sagte Chellie
sarkastisch.
Er
schwieg einen Moment lang. "Weißt du, wo Mama Rita deinen
Pass aufbewahrt?"
"In
ihrem Schreibtisch, in der oberen rechten Schublade eingeschlossen.
Sie hat ihn mir einmal gezeigt, um zu beweisen, dass sie ihn noch und
damit mich besitzt."
"Und
der Schlüssel? Wo ist der?"
"An
einer langen Kette um ihren Hals."
Er
schauderte. "Da kann er auch bleiben. Was glaubst du, wo Mama
Rita gerade ist?"
"Unten
im Lokal. Sie wird erst wieder am Ende der Nacht nach oben kommen, um
die Einnahmen zu zählen. Warum?"
"Ich
will den Schreibtisch aufbrechen."
"Bist
du verrückt?"
"Wir
können das verdammte Ding ja wohl nicht mitnehmen. Es überrascht
mich, dass du es nicht selbst versucht hast."
"Weil
ich so etwas nicht kann", sagte Chellie angespannt. "Du
scheinst dagegen zu wissen, wie man das macht."
Er
zuckte die Schultern. "Nur nebenbei erworbene Kenntnisse. Es
gibt hier hoffentlich eine Hintertür?"
"Ja,
aber die ist auch abgeschlossen, und Manuel hat den Schlüssel."
"Kein
Problem." Er stand auf.
Chellie
erhob sich ebenfalls. "Manuel hat ein Messer. Er ist wirklich
gefährlich, schlimmer als Mama Rita."
"Vielleicht
bin ich auch gefährlich, Sängerin", erwiderte der
Fremde sanft. "Und behaupte nicht, dass es dir nicht schon in
den Sinn gekommen ist."
Sie
blickte ihn starr an. Er konnte einen Schreibtisch aufbrechen und
hatte keine Angst vor Messern. Wer war dieser Mann, und wann würde
sie in der Lage sein, von ihm loszukommen? Und wie viel würde es
sie kosten? "Du scheinst mir das kleinere Übel zu sein",
sagte sie heiser.
"Danke."
Er verzog den Mund. "Glaube ich. Ist Mama Ritas Büro auf
dieser Etage?"
Chellie
nickte. "Soll ich dich hinführen?"
"Das
spart Zeit, und ich störe nicht jemand anders in einem intimen
Moment. Ich nehme an, das hier ist nicht das einzige private Zimmer?"
"Nein,
aber es gilt als das beste. Du musst viel Geld dafür bezahlt
haben."
"Mach
dir deswegen keine Gedanken. Ich erwartete, dass ich den Wert zur
gegebenen Zeit zurückbekomme." Er bemerkte ihren
erschrockenen Blick und lächelte. "Deine Kochkünste."
Er schob die blonde Perücke mit dem Fuß unters Sofa. "Die
brauchst du nicht mehr. Du kannst dich umziehen gehen, während
ich den Schreibtisch aufbreche."
"Ich
habe nicht viel." Es war
Weitere Kostenlose Bücher