Tanz ins große Glueck
spielt."
"In Ordnung", räumte sie ein. "Aber es ist geschehen. Es ist also unnötig, aus der Sache ein Problem zu machen."
Nick überlegte einen Moment. Er wirkte hart und
unzugänglich. Ruth wusste sehr wohl, dass Nick, wenn jemand aus der Truppe gegen die Disziplin verstieß, in der Bestrafung kein Mitleid kannte. "Nein", sagte er schließlich. "Im Moment brauche ich sie noch. Aber ..." Er ließ den Satz offen.
"Leah ist nicht die eigentlich Schuldige", erinnerte Ruth ihn.
"Nein", gab Nick mit einem Kopfnicken zu.
"Lass uns die Sache vergessen. Ich habe mich ausgeschlossen gefühlt, und das machte mich wütend", erklärte sie ruhig. "Wir haben seit den Proben zu The Red Rose nicht mehr vernünftig über das Tanzen gesprochen. Das verunsicherte mich."
"Vielleicht war das wirklich nicht klug von mir."
Ruth lächelte. Ein solches Eingeständnis von Dawidow war mehr, als sie erhoffen konnte. "Vielleicht", stimmte sie ihm neckend zu.
Er hob die Augenbraue. "Du solltest mehr Respekt vor Älteren haben."
"Wie ist's damit?" fragte sie und streckte die Zunge heraus.
"Verführerisch." Nick zog sie in die Arme und küsste sie, lange und fordernd. "Und jetzt will ich es dir noch ein letztes Mal sagen, und ich werde mich nicht wiederholen." Er ließ sie los, behielt aber die Hände auf ihren Schultern. "Ich habe dich als Partnerin gewählt, weil ich nur mit den Besten tanze. Wenn du als Tänzerin weniger gut gewesen wärst, hätte ich mit einer anderen getanzt. Du würdest aber immer noch für mich die Frau sein, die ich nachts für mich haben will."
Eine Zentnerlast fiel Ruth von den Schultern. Sie war glücklich, dass Nick sie als Frau für sich selbst wollte und mit ihr tanzte, weil er ihr Talent respektierte.
"Nur nachts?" murmelte sie.
Nick drückte liebevoll ihre Schultern. "Wir werden uns für längere Zeit damit zufrieden geben müssen." Er küsste sie wieder, kurz, rau, Besitz ergreifend. "Und jetzt arbeiten wir."
Sie stellten sich in die Mitte des Probenraums, mit dem Gesicht zum Spiegel, und fingen an.
11. KAPITEL
Ein langer, anstrengender Tag verging nach dem anderen.
Jeder Tag brachte von neuem Aufregung und Enttäuschung.
Ruth arbeitete mit Nick am Pas de deux aus Le Corsaire zusammen. Die Choreographie musste für die Kamera neu eingerichtet werden. Es war etwas völlig anderes als das Tanzen vor dem Publikum. Gleich bei ihrer ersten Probe erkannte Ruth, dass Nick sich gründlich vorbereitet hatte. Wenn es um den Blickwinkel und die Szenenfolge ging, stimmte er mit dem Fernsehdirektor voll überein. Darin gab es also keine Probleme.
Nick hatte ihr gesagt, dass die Nächte ihnen gehören würden, aber bis jetzt hatte sich darin nichts getan. Nick hatte als Choreograph und künstlerischer Leiter voll zu tun. Er musste Proben beaufsichtigen, Tänze einstudieren, Konferenzen beiwohnen, wo es um den Etat ging, und an Sitzungen
teilnehmen mit dem Mitarbeiterstab vom Fernsehen, die sich nicht selten bis spät in die Nacht hineinzogen.
Es war das erste Mal, seit Ruth in ihre Wohnung gezogen war, dass sie sich alleine fühlte. Sie ging zum Fenster, öffnete die Jalousie und starrte hinaus in die Dunkelheit.
Ein Klopfen an die Tür schreckte sie auf. Nein, Nick kann es nicht sein, hielt sie sich gleich vor, während sie zur Eingangstür ging. Er hatte zwei Sitzungen an diesem Abend. Sie warf einen Blick durch den Spion, dann stand sie einige Sekunden lang da mit der Hand auf dem Türknauf, atmete tief durch und öffnete schließlich.
"Hallo, Donald!"
"Ruth." Er lächelte sie an. "Darf ich hereinkommen?"
"Natürlich." Sie trat zurück und ließ ihn eintreten. Dann schloss sie die Tür hinter ihm.
Er war lässig, wenn auch tadellos gekleidet. Es waren Wochen her, dass sie sich zuletzt gesehen hatten.
"Wie geht es dir?" fragte sie und wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte.
"Gut, gut."
Unter seiner äußerlichen Gelassenheit entdeckte sie eine Spur von Befangenheit. "Komm, setz dich. Wie war's mit einem Drink?"
"Ja, gern. Scotch, wenn du einen hast." Donald ging zu einem Sessel und nahm Platz, dabei beobachtete er Ruth, wie sie den Scotch für ihn in ein Glas eingoss. "Möchtest du keinen?"
"Nein." Sie überreichte ihm das Glas, dann setzte sie sich auf das Sofa. "Ich habe gerade vorhin Tee getrunken." Abwesend strich sie Nijinsky über den Kopf.
"Wie ich gehört habe, macht eure Kompanie etwas für das Fernsehen." Donald schwenkte den Scotch im Glas, dann nahm er einen Schluck.
"Es
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