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Tanz ins große Glueck

Tanz ins große Glueck

Titel: Tanz ins große Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sowie die Einteilung der Probensäle vorzulesen.
    Es war ein abwechslungsreiches Programm, wie Ruth fand.
    Die Auswahl reichte von Tschaikowskys Nussknacker-Suite bis zu Milles Rodeo. Offensichtlich ging es Nick darum zu zeigen, wie vielseitig Ballett war.
    Nick fuhr mit der Liste fort, ohne hochzublicken. "Ruth tanzt den Grand pas de deux aus The Red Rose sowie den Pos de deux im zweiten Akt aus Le Corsaire. Ich werde ihr Partner sein."
    Ruth stieß den Atem, den sie angehalten hatte, langsam aus, und sie fühlte, wie ihr die Anspannung von den Schultern wich.
    "Wenn die Zeit es zulässt, werden wir auch eine Szene aus Carneval einfügen."
    Er las noch weitere Punkte vor, aber Ruth hörte kaum mehr zu. Sie hätte vor Erleichterung und Freude weinen können.
    Dafür hatte sie gearbeitet. Das war das Ergebnis von fast zwei Jahrzehnten allerhärtestem Training. Doch diese Freude war nicht ganz ungebrochen. Nicks Launen und sein Eigensinn machten ihr zu schaffen.
    Ruth stand mit den anderen auf, als Nick seine Anweisungen beendet hatte. Sie ging in den kleinen Probenraum, den er für sie bestimmt hatte, und ließ die Tür offen stehen. Die Tänzer strömten den Korridor hinunter, unterhielten sich angeregt.
    Manchmal erhob sich eine Stimme, Musik klang aus einem anderen Raum weiter unten am Korridor. Petruschka von Strawinsky, wie Ruth erkannte.
    Sie setzte sich auf die Bank, um die Schuhe zu wechseln, und betrachtete die Ballettschuhe. Sie hatte sie gerade vor einer Woche das erste Mal getragen, aber länger als zwei, drei Tage würden sie wohl nicht mehr halten. Wie viele Paare hatte sie bereits in diesem Jahr durch? Eine müßige Frage, wie sie fand.
    Und wie viele Meter Satin? Sie kreuzte das Band über ihrem Fußknöchel und sah hoch, als Nick hereinkam. Er schloss die Tür hinter sich.
    "Wir machen Le Corsaire als Erstes", teilte er ihr mit und setzte sich neben sie auf die Bank. "Wir fangen mit der Probe zunächst ohne Klavierbegleitung an." Er zog seine Trainingshose herunter, so dass er nur das Trikot anhatte.
    "Nick, ich möchte mit dir sprechen."
    "Willst du dich über etwas beschweren?" Er zog Beinwärmer über seine Knöchel.
    "Nein. Nick..."
    "Dann bist du also zufrieden mit dem, was dir zugewiesen wurde. Wir fangen an." Er erhob sich, und Ruth stellte sich ihm gegenüber.
    "Zieh nicht deine Solotänzer-Pose vor mir ab", warnte sie.
    Er hob eine Augenbraue und musterte sie mit kühlem Blick.
    "Ich bin der erste Solotänzer."
    "Du bist auch ein Mensch, aber darum geht es nicht." Sie spürte, wie Zorn in ihr aufstieg, obwohl sie ihn zügeln wollte.
    "Und worum", sagte er in einem viel zu milden Ton, "geht es denn dann?"
    "Was ich heute Morgen gesagt habe, hatte nichts mit der Rollenverteilung zu tun." Sie stützte die Hände in die Hüften, bereit, sich ihren Weg zu bahnen durch die Wand, die er zwischen ihnen aufgerichtet hatte.
    "Nein? Dann sag mir, womit es zu tun gehabt hat. Und das schnell. Ich habe eine Menge zu tun."
    Zorn blitzte aus ihren Augen. "Dann tu das. Ich kann die Rolle auch ohne dich einstudieren." Sie drehte sich abrupt von ihm ab, doch er wirbelte sie gleich wieder zu sich herum.
    "Ich bestimme, wann und mit wem du einstudierst." Der Zorn in seinen Augen stand ihrem nicht nach. "Jetzt sag, was du zu sagen hast, damit wir mit der Arbeit anfangen können."
    "Nun gut." Ruth riss den Arm aus seinem Griff. "Ich mochte es nicht, wie du mich im Ungewissen gelassen hast. Ich denke, ich hätte es von dir erfahren sollen. Und dass wir miteinander geschlafen haben, hat nichts damit zu tun. Wenn du es der halben Truppe mitteilen kannst, warum nicht mir?" Sie nahm sich kaum Zeit, Atem zu holen. "Ich mochte es überhaupt nicht, es häppchenweise zu erfahren, zuerst von Leah, und dann ..."
    "Also ist es Leah gewesen", unterbrach Nick ihren Wortschwall mit ruhiger Stimme. Ruth hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Ihr Zorn hatte sie dazu gebracht, das Versprechen zu brechen, das sie sich selbst gegeben hatte.
    "Vergiss, was ich gerade gesagt habe", fing sie an, aber Nick unterbrach sie mit einer ärgerlichen Handbewegung.
    "Es gibt keine Entschuldigung für einen Tänzer, der absichtlich einen anderen Tänzer vor der Vorstellung stört. Du willst mir doch nicht weismachen, sie habe das nicht absichtlich gemacht?" Er wartete. Ruth wollte etwas erwidern, schwieg dann aber lieber. Sie war keine gute Lügnerin, auch dann nicht, wenn es darauf ankam. "Also, sag nicht, dass es keine Rolle

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