Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
Aftonbladet, Expressen, GT und Kvällsposten galt es, zu sehen und zu lernen.
    »Ist das Ihr erster Fall?« fragte ein Kerl, der das Häßlichste war, das Winter je gesehen hatte. Sein Gesicht erinnerte an zwei Kilo gemischtes Hackfleisch, geformt von einem rheumatischen Keramiker. Der Mann wirkte betrunken, war es aber nicht. Wie seine britischen Kollegen trug er einen abgewetzten Anzug und war ohne Mantel im Norden gelandet.
    »Ist der Mörder Schwede?« lautete eine andere Frage.
    »Wie viele ähnliche Fälle haben Sie gehabt?«
    »Was ist die Mordwaffe?«
    »Was haben die Jungen hier gemacht? Eigentlich?«
    »In welcher Weise handelt es sich um einen Sexualmord?«
    »Verzeihung?« sagte Winter und nahm die Fragestellerin ins Visier. Sie war blau unter den Augen, blond mit schwarzen Wurzeln, hatte ein schmales Gesicht und einen bösartigen Mund. Glaubte Winter. Genau jetzt glaubte er es.
    »Sexualmord?« sagte die Frau. »In welcher Weise ist der Mord ein Sexualmord?«
    »Wer hat behauptet, daß es ein Sexualmord ist?« fragte Winter.
    »Liegt das nicht auf der Hand?«
    Winter antwortete nicht, sondern blickte woanders hin und sah aus, als warte er auf eine neue Frage zu etwas anderem. Das Wetter oder seine Lieblingsmannschaft in der Premier League, so etwas.
    »Beantworten Sie die Frage«, rief eine Stimme in der
    Menge.
    »Hear, hear«, war aus mehreren Richtungen zu hören, und Winter wußte, daß dies Beifall bedeutete.
    »Wir haben nichts, was auf Sexualmord hinweist«, sagte er.
    »Zum Beispiel?« fragte eine englische Stimme. »Verzeihung?«
    »Geben Sie uns etwas von diesem Nichts«, sagte die Stimme, und einige lachten laut auf.
    »Was das Sperma betrifft?« fragte Winter und wartete auf die Anschlußfragen. Einige Sekunden herrschte Stille.
    »Jetzt begreife ich nicht, was Sie meinen«, sagte einer der schwedischen Journalisten auf Schwedisch.
    »Wir haben keine Spermaspuren«, antwortete Winter, »was bedeutet, daß wir nicht hundertprozentig sicher sein können, daß es sich um Sexualmorde handelt, oder wie?«
    »Aber es können welche sein?« fragte der schwedische Journalist.
    »Ja, gewiß.«
    »Sprechen Sie englisch!« sagte eine englische Stimme.
    »Was war das mit Sperma?« fragte eine andere.
    »Sie haben eine riesige Masse Sperma gefunden«, sagte der häßliche englische Journalist.
    »Wessen Sperma?« rief die Frau vor Winter.
    »Was hat die Analyse ergeben?«
    »Hat man bei beiden Morden Sperma gefunden?«
    »Wo befand sich das Sperma?«
    Winter sah, daß Birgersson sich nach seinem Zimmer sehnte, dem kühlen, leeren. Als Winter einen Teil der Unklarheiten ausgeräumt und die Presse bei dem, was die Polizei bekanntgeben wollte, um Hilfe gebeten hatte, kam die eine oder andere relevante Frage. Die ganze Zeit surrten die Fernsehkameras, die englischen und die schwedischen.
    »Haben Sie alle kontrolliert, die in letzter Zeit aus England eingereist sind?« fragte ein schwedischer Journalist.
    »Wir arbeiten daran.«
    »Wie ist es mit denen, die von hier ausgereist sind?« »Wir arbeiten daran«, log Winter.

18
    Hanne Östergaard hatte sich aus dem Reihenhaus freigeschaufelt, und die Traktoren dröhnten in Orgryte. Der erste Sonntag in der Fastenzeit, und das Wäldchen Ekorrdungen war weich und weiß, als sie zur Kirche eilte. Der Winter war real und unbarmherzig, als wolle er seine Existenz und Kraft nach den schneelosen letzten Wochen beweisen. Ein paar Tage lang hatte es mit 15 Metern in der Sekunde gestürmt, wie um ein Zeichen zu setzen. Dann kam der Schnee.
    Sie drückte eine knirschende Seitentür auf und trat ins Dunkel der Kirche. Sie legte Mantel und Kopftuch ab, machte in dem kleinen Büro Licht, setzte sich und schöpfte Atem, bereitete den Hauptgottesdienst vor als eine der Beteiligten im Kampf gegen die Versuchung, für die Standhaftigkeit. Der Erlöser macht die Werke des Teufels zunichte, bald würde sie drinnen stehen und für die kleine Gemeinde, die unter ihr saß, den Glauben und die Hoffnung am Leben erhalten:
    Liebe Kinder, laßt euch von nichts irreführen. Wer tut, was gerecht ist, der ist gerecht, wie auch Er gerecht ist. Wer sündigt, der ist des Teufels, denn der Teufel hat von Anbeginn an gesündigt. Und gerade deshalb offenbarte sich Gottes Sohn, daß er die Werke des Teufels zunichte mache.
    So einfach, dachte sie, das Böse, das geschieht, zunichte zu machen. Der Kampf gegen die Versuchung. Die Standhaftigkeit in der Versuchung. In der Schrift fand sich die Antwort,

Weitere Kostenlose Bücher