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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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er sagte es keinem. Es war nie vorgekommen, daß Winter Birgersson während all der Jahre, die er schon stellvertretender Dezernatsleiter war, in diesen Herbstwochen hätte anrufen müssen. Er konnte sich keine Situation denken, mit der er, Winter, nicht selbst hätte umgehen können.
    »Ich muß sagen, daß du Phantasie hast«, sagte Birgersson in dem eigenartigen Dialekt, den man bekommt, wenn man die Jugend in Malmberget verbringt und als Erwachsener an der Mölndals Bro lebt.
    Winter antwortete nicht, schnippte etwas vom Schlips weg, hob den Hintern und zog an seiner Hose, weil sie über dem einen Schenkel ein wenig spannte.
    »Nicht so viele Resultate, aber um so mehr Phantasie«, sagte Birgersson und zündete sich eine Zigarette an.
    »Es geht voran«, sagte Winter.
    »Berichte«, sagte Birgersson und lächelte ein Lächeln, das sein sechzigjähriges Gesicht straffte.
    »Du hast alles gelesen.«
    »Es ist so ermüdend, sich zwischen die verschiedenen Prosaformen zu werfen.« Er schlug mit der Hand auf die Tischplatte, als lägen ganze Stöße Papiere darauf. »Eine Minute wie Torgny Lindgren, die andere wie Mickey Spillane.«
    »Welchen Stil ziehst du vor?« fragte Winter und zündete eine von seinen Corps an.
    »Lindgren selbstverständlich, er ist ja fast von zu Hause.«
    »Aber keine Resultate.«
    »Nein.«
    »Ich stimme dir nicht zu. Die Leute arbeiten an sämtlichen Zeugenaussagen, wir überprüfen alle Register über unsere guten Bekannten und einen Teil der Unbekannten. Ich bin nicht der einzige, der im Netz surft. Und alle guten Kontakte werden zugeschaltet, und damit meine ich alle.«
    »Mhm. Hast du mit Skogome gesprochen?«
    »Noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es zu früh ist, Sture, ich will kein Profil von einem
    Gerichtspsychiater, bevor ich mehr Resultate habe.« »Sieh da.« »Was?«
    »Mehr Resultate. Davon rede ich ja.«
    »Wovon du redest, das sind dickere Berichte und mehr Blabla an die Presse und etwas, was so konkret aussieht, daß es von selbst zur Leitung hinaufgehen kann«, sagte Winter.
    »Da wir gerade bei der Presse sind, so hoffe ich, daß du bereit bist.«
    »Ja.«
    »Es ist ein neues Flugzeug mit englischen Journalisten gekommen, und diesmal machen sie keine Gefangenen«, sagte Birgersson.
    »Du leihst zu viele Videofilme aus, Sture, deine Sprache ist schon ganz anglisiert.«
    »Heute nachmittag will ich dich by my side haben.«
    »Du bist also auch dabei?«
    »Die Leitung will es so.«
    »Aha.«
    »Du siehst zu grün aus, wenn BBC für die Untertanen des Empires sendet.« Birgersson drückte seine Zigarette aus. »Du wirst in London bekannt, ehe du hinfährst.«
    »Ich reise morgen.«
    »Das ist inoffiziell.«
    »Selbstverständlich.«
    »Police force to police force.«
    Winter rauchte, wartete, suchte mit den Augen nach Papieren irgendwo im Zimmer. Nichts.
    »Ich weiß nicht, was ich mir davon erwarten soll«, sagte
    Birgersson, »aber deren DSI schien zu wissen, wovon er redet. Detetive Super Intendent«, verdeutlichte er.
    »Ich weiß«, sagte Winter.
    »Natürlich. Er hatte viel Gutes über deinen Verbindungsmann dort zu sagen, über diesen DI...«
    Sture sieht aus wie eine Zwergbirke, die sich angestrengt hat, sich gerade zu machen und vom Berg hinabzusteigen, dachte Winter. Daß ich das nicht früher gesehen habe. »Macdonald«, sagte er.
    »Ein Kommissar auf dem Weg nach oben. Genau wie du, Erik.«
    »Zumindest morgen um elf Uhr von Landvetter.« Winter legte seinen halbgerauchten Zigarillo in den Aschenbecher, den Birgersson aus einer der Schreibtischschubladen geholt hatte.
    »Vielleicht kommst du mit einer Lösung nach Hause. Währenddessen versuchen wir, hier die Stellung zu halten«, sagte Birgersson, als nähme er selbst aktiv an der Fahndungsarbeit teil, solange Winter in London war.
    »Da bin ich beruhigt.« Winter schmunzelte.
    »Dann schlage ich vor, daß du in dein Zimmer gehst und dich mental auf die Pressekonferenz vorbereitest.«
    »Genügt es nicht mit Betablockern?«
    Birgersson rang sich ein Lachen ab, das aus einem der Videothriller hätte stammen können, die er sich an einem Abend in der Woche höhnisch grinsend reinzog.
    Die Pressekonferenz begann schlecht, richtete sich einmal in der Mitte auf und endete im Chaos. Birgersson wurde nach einer Viertelstunde sauer und bockig. Winter antwortete auf Fragen, die wie Geschoßsalven von Austerngröße kamen.
    Es war die britische Presse. Die Schweden legten Zurückhaltung an den Tag. Für die Leute von

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