Tanz mit dem Engel
auf den Schirm, las einen Brief, der sehr kurz zu sein schien.
»Falsch«, sagte Macdonald.
»Was?«
»Brixton. Brixton hat die größte Computerdichte in ganz Westindien.«
»Haha. Aber Tatsache ist, daß dieser Brief aus deinen Domänen kommt«, sagte Frankie. Er studierte den Schirm ein paar Sekunden, dann löschte er den Text.
»Wann haben sie aufgehört, die deinen zu sein?« fragte Macdonald.
Frankie antwortete nicht. Er lächelte in der Dämmerung, griff zur Feile und machte sich an einen neuen Nagel.
»Brixton«, wiederholte Macdonald.
»Eben, es ist eine neue Lieferung Qualitätszeitschriften und Qualitätsfilme bei meiner Tochtergesellschaft eingetroffen, und das war eine Bestätigung dafür.«
»Eine neue Lieferung?«
»Wie ich sage.«
»Woher?«
»Ist das ein Verhör, Steve?« Die Zähne blitzten, am meisten funkelte ein Edelstein in einem Schneidezahn. Macdonald wußte, was das bedeutete, kam aber nicht darauf.
»Du kennst mich doch besser, Frankie.« »Erst seit 25 Jahren, Bleichgesicht.«
»Reicht das nicht?«
»Unsere gemeinsame Jugend? Das soll reichen? Wir aus der anderen Welt...«
»Ja, ja, Frankie, die andere Welt, aber jetzt ist es die Lieferung, die mich interessiert.«
Macdonald trank von dem Tee, der abgekühlt, aber nicht ganz kalt war. »Du hast von dem Mord in Clapham gelesen? Der Junge, der abgeschlachtet wurde.«
»Ich hab' was im Fernsehen gesehen«, sagte Frankie, »aber das ist eine Weile her. Norweger, was, oder war es ein Schweizer?«
»Schwede«, sagte Macdonald.
»Ach so.«
»Es kommt bei Crimewatch noch einmal. bald.« »Oi. Das muß was Großes sein.« »Es ist etwas Besonderes.«
»Besonderes? Ja, so kann man es vielleicht ausdrücken. Es war ein weißer Junge, der ermordet wurde.«
Macdonald sagte nichts, sondern trank seinen Tee.
»Crimewatch«, sagte Frankie, »ich danke vielmals. Wann hatten sie dort zuletzt einen Mord an einem schwarzen Jungen?«
»Es verhält sich so.«
»Es verhält sich so, daß es überhaupt nicht interessant ist, wenn Schwarze ermordet werden. Das ist eine Tatsache.«
Er hatte die Nagelfeile weggelegt.
»Wie viele Morde hatten wir in den letzten Jahren im Südosten? Du hast es einmal gesagt.«
»42 oder vielleicht auch 43. 42, glaube ich.«
»Wie viele von den Opfern waren schwarz?«
»Es werden.«
»Scheiße, du brauchst dir nicht den Anschein zu geben, als würdest du überlegen, Steve. Ich weiß, daß mindestens 35 Opfer Schwarze waren, es reicht, eine Ahnung von Statistik zu haben, um das zu begreifen. Und ich weiß auch, daß diese Morde die gleiche Chance haben, bei Crimewatch zu landen, wie ich, in einen der Herrenclubs an der Mall zu kommen.«
»Wir haben es versucht.«
»Mich in einen Herrenclub einzuschleusen?«
»Die Aufmerksamkeit der Medien zu bekommen.«
»Ich klage nicht dich persönlich an, du kannst nichts dafür, daß du weiß bist.«
»Du weißt, wie das ist.«
Frankie antwortete nicht, sondern nahm die Nagelfeile wieder auf, atmete ruhiger.
»Ich greife nach jeder Hilfe, die ich bekommen kann«, sagte Macdonald.
»Und deshalb kommst du in mein Reich.«
»Ja.«
»Warum zum Henker? Was hat meine Tätigkeit mit diesem Mord zu tun?« fragte Frankie und legte die Feile wieder hin.
»Es geht nicht um deine Tätigkeit als solche, aber es sind Dinge geschehen während. dieses Mordes, denen wir nachgehen wollen.«
Frankie wartete auf die Fortsetzung.
»Hast du gelesen oder im Fernsehen gesehen, daß zwei Londoner Jungen in Schweden ermordet wurden? In Göteborg?«
»Nein, davon habe ich nichts gesehen.«
»Zwei Jungen. Einer aus Tulse Hill, wo deine Mutter wohnt.«
»Weiße Jungs?«
»Ja.«
»Mir blutet das Herz.«
»Nicht so sehr wie das Herz dieser Jungen.«
»'tschuldigung, Steve.«
»Diese drei Morde haben Berührungspunkte, und es ist möglich, daß sich das, was passiert ist, auf. einer Filmkassette irgendwo findet, oder auf mehreren Kassetten. Was ich eben zu dir sage, ist nur uns beiden bekannt, und du weißt, was das bedeutet.«
»Beleidige mich nicht, Steve.« ;
»Du verstehst, warum ich dir das erzähle?«
»Gefilmte Morde? Warum glaubt ihr das?«
»Es gibt etwas, das in diese Richtung weist. Einzelheiten verrate ich nicht.«
»Aber die Morde können also gefilmt worden sein? Sich auf einer Kassette befinden?«
»Es ist möglich.«
»Von so was hab ich noch nie reden hören.« Macdonald antwortete nicht.
»Das ist verdammt noch mal das Übelste, was ich je gehört
Weitere Kostenlose Bücher