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Tanz mit dem Schafsmann

Tanz mit dem Schafsmann

Titel: Tanz mit dem Schafsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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um Sex. Erektion, Penetration, Ejakulation, und damit hatte es sich.
    »Na schön, tun wir’s«, sagte ich.
    »Guter Junge!« June leerte ihr Glas und stellte es auf den Tisch.
    »Aber heute bin ich ziemlich erledigt. Also bitte keine großen Ansprüche.«
    »Überlass nur alles mir. Du brauchst nur still dazuliegen. Aber vorher musst du noch zwei Dinge tun.«
    »Und die wären?«
    »Das Licht ausschalten und mein Geschenkband lösen.«
    Ich gehorchte. Wir begaben uns ins Schlafzimmer. Als ich auch hier das Licht gelöscht hatte, sah man durchs Fenster den Fernsehturm mit der rot leuchtenden Spitze. Ich legte mich aufs Bett und starrte wie in Trance auf dieses Licht. Im Radio lief immer noch Hardrock. Alles wirkte so irreal, aber es war die Wirklichkeit. Eine unzweifelhafte Wirklichkeit, wenn auch in eine sonderbare Farbe getaucht. June hatte sich im Nu entkleidet, dann zog sie mich aus. Sie war zwar nicht so gut wie May, aber doch eine technisch versierte Prostituierte, und sie war stolz auf ihr Können. Mit ihren Fingern, ihrer Zunge und was weiß ich sonst noch brachte sie mich zur Erektion, und dann kam ich passenderweise zum Rhythmus von Foreigner . Der Mond war gerade über dem Meer aufgegangen, die Nacht war noch jung.
    »Und? Hat es dir gefallen?«
    »Ja, sehr«, sagte ich. Es war wirklich gut gewesen.
    Danach tranken wir eine weitere Runde Gin-Tonic.
    Plötzlich kam mir eine Idee. »Sag mal, June, im letzten Monat hast du nicht zufällig May geheißen?«
    June lachte amüsiert. »Haha, das ist ja süß. Ich mag Witze. Nächsten Monat heiße ich July.«
    Ich wollte ihr sagen, das sei kein Witz, ich hätte im letzten Monat tatsächlich mit einem Mädchen namens May geschlafen. Doch ich ließ es bleiben, es hätte nichts gebracht. Indessen machte sie sich erneut an mir zu schaffen. Erfolgreich. Ich musste tatsächlich gar nichts tun, einfach nur daliegen. Sie war so fix und effizient wie ein Tankwart. Man übergibt die Schlüssel, und sie erledigt alles: auftanken, waschen, Öl überprüfen, Luftdruck messen, Scheiben säubern, Aschenbecher leeren. Konnte man das Sex nennen? Auf jeden Fall dauerte es bis nach zwei. Dann schliefen wir ein. Als ich aufwachte, war es bereits hell. Die Uhr zeigte kurz vor halb sechs. Das Radio lief immer noch. Die Frühaufsteher unter den Surfern hatten bereits ihre Kleintransporter am Strand geparkt. June lag nackt zusammengerollt neben mir und schlief fest. Auf dem Boden lagen ihre pinkfarbenen Sachen verstreut. Ich stellte das Radio ab und rüttelte sie wach.
    »He, aufstehen«, sagte ich. »Gleich kommt ein junges Mädchen zum Frühstück. Tut mir leid, aber du musst dann weg sein.«
    »Okay, okay«, sagte sie und erhob sich. Dann griff sie nach ihrer Handtasche und spazierte nackt ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und sich zu frisieren. Als sie fertig angezogen war, malte sie sich die Lippen an und fragte: »Ich war doch gut, oder nicht?«
    »Ja, das warst du«, lobte ich sie.
    June warf lächelnd ihren Lippenstift in die Handtasche und ließ sie zuschnappen. »Und wann komme ich wieder?«
    » Wieder?«
    »Ich bin für dreimal bezahlt worden. Also hast du noch zweimal gut. Wann passt es dir? Willst du vielleicht ein anderes Mädchen? Das ginge auch. Es macht mir nichts aus. Männer wechseln gern die Frauen.«
    »Nein, wenn schon, dann natürlich du«, sagte ich ohne weiteren Kommentar. Dreimal! Makimura wollte wohl das letzte Tröpfchen Sperma aus mir herauspumpen.
    »Danke. Du wirst es nicht bereuen. Nächstes Mal besorge ich es dir noch besser. Keine Sorge, du darfst gespannt sein. You can rely on me . Wie sieht’s denn übermorgen Nacht aus? Da habe ich frei, und du kommst auch richtig auf deine Kosten.«
    »Einverstanden«, sagte ich. Ich gab ihr zehn Dollar für ein Taxi.
    »Danke. Bis dann, bye-bye«, sagte sie und ging.
    Bis Yuki zum Frühstück kam, spülte ich die Gläser ab, wusch den Aschenbecher aus, machte das Bett und beseitigte alle weiteren Spuren, einschließlich des pinkfarbenen Geschenkbandes. Doch kaum hatte sie das Zimmer betreten, verzog sie das Gesicht. Irgendetwas schien ihr nicht zu behagen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte. Ich tat so, als bemerkte ich es nicht, und bereitete pfeifend das Frühstück zu: Kaffee, Toast und Obst.
    Ich deckte den Tisch. Yuki warf hin und wieder einen flüchtigen Blick durchs Zimmer, während sie ihre kalte Milch trank und Toast knabberte. Auf meine Versuche, eine Unterhaltung anzufangen,

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