Tanz mit mir ins Glueck
zu streiten. Sosehr sie sich auch dagegen wehrte, er hatte recht. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, einen anderen zu heiraten. Nicht nachdem sie Raphael gesehen hatte und von ihm geküsst worden war.
Sollte sie Raphael heiraten oder ein Leben in Einsamkeit wählen?
Als hätte er ihr Dilemma gespürt, ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. Er wollte sie also nicht weiter drängen.
Seine Silhouette hob sich deutlich von der Dunkelheit ab. Er bot ein Bild der Stärke und Entschlossenheit. Sein Gesicht lag jedoch im Schatten, nur seine Augen glitzerten wie Quecksilber. Sein Blick war unverwandt auf sie gerichtet.
Wenn sie ihn zurückwies, würde er gehen, und sie wusste instinktiv, dass sie ihn nie wiedersehen würde.
Und wenn sie seinen Antrag annahm? Wie würde sich ihr Leben verändern-denn dass es sich verändern würde, daran bestand für sie nicht der leiseste Zweifel.
Aimee schloss die Augen. Letztlich zählte nur eines: Sie liebte Raphael, liebte ihn von ganzem Herzen. Der Zauber des Cinderella-Balls hatte schließlich doch noch gewirkt .und bot ihr eine Chance auf „ewiges Glück". Nun war es an ihr, die Gele genheit zu ergreifen und zu nutzen. Sie brauchte nur die Hand auszustrecken und zu nehmen, was Raphael ihr offerierte. Es war so einfach ...
Langsam öffnete sie die Augen. Ihre Entscheidung war gefallen. „Ja, Raphael", flüsterte sie. „Ich werde dich heiraten."
3. KAPITEL
Nachdem Aimee eingewilligt hatte, Raphael zu heiraten, ließ er ihr keine Zeit mehr, es sich noch einmal zu überlegen. Er zog sie mit sich aus dem Schatten und führte sie zum hellerleuchteten Haus.
„Wo sollen wir heiraten?" fragte er, als sie den Speisesaal betraten.
„Wir müssen uns zuerst eine Heiratslizenz besorgen. In der Bibliothek kümmert sich eine Mitarbeiterin des Friedensrichters um die Formalitäten."
Sehnsüchtig schaute sie zu den Köstlichkeiten hinüber, die auf den Büfetts angeboten wurden. Sie hatte noch nichts gegessen, und allmählich machte sich ihr leerer Magen bemerkbar.
Zielstrebig steuerte Raphael auf die Bibliothek zu, öffnete die Tür und schob Aimee hinein. Hinter dem Schreibtisch saß eine Frau. Sie trug ein Namensschild, das sie als Dora Scott auswies. An der Wand hinter ihrem Rücken hing ein Plakat mit der Aufschrift: „Wenn's schneller gehen soll, füttern Sie mich mit Hummer und Kaviar!" Irgendwann im Laufe des Abends hatte sie offenbar das Wort „nicht"
eingefügt und doppelt unterstrichen.
Raphael schmunzelte. „Wir sollen Sie wirklich nicht mit Hummer und Kaviar füttern? Sind Sie sicher?"
Dora erwiderte sein Lächeln. Wie jede andere Frau erlag auch sie sofort seinem Charme. „Nicht wenn Sie meine Hilfe wollen. Anfangs hielt ich diesen Hinweis für eine blendende Idee, aber jetzt wird mir bei dem bloßen Gedanken daran übel."
„Vielleicht lässt sich etwas arrangieren, um Ihr Problem zu lösen", meinte er.
„Wäre Ihnen das recht?"
Die Frau seufzte erleichtert. „Wenn Sie sich darum kümmern könnten, werde ich Ihre Formulare in Rekordzeit bearbeiten."
„Abgemacht."
Er ging zu einem der livrierten Diener hinaus, die in der Halle postiert waren.
Während er mit dem Mann sprach, füllte Dora die Unterlagen aus. Als sie fertig war, stand eine kleine Flasche mit einer pinkfarbenen Medizin auf dem Schreibtisch.
„Sie retten mir das Leben", versicherte sie Raphael dankbar und reichte ihm einen weißblauen Umschlag. „Geben Sie diese Papiere dem Geistlichen oder Beamten, der die Zeremonie vornehmen soll. Die Erinnerungsurkunde können Sie übrigens behalten. Sie ist allerdings kein offizielles Dokument, das kömmt später mit der Post."
„Danke für Ihre Hilfe", sagte Aimee.
Dora musterte sie neugierig. „Sind Sie nicht die Tochter der Montagues?"
Aimee errötete. „Da mein Name in den Papieren steht, ist Leugnen wohl sinnlos, oder?"
„Werden Ihre Eltern sehr erstaunt sein, wenn sie herausfinden, dass Sie geheiratet haben?" fragte Dora lächelnd.
Aimee blickte nervös zu Raphael hinüber. „Das könnte man wohl sagen."
„Schockiert" und „entsetzt" würden der Wahrheit allerdings näherkommen.
Als Aimee in die Heirat eingewilligt hatte, hatte sie nicht an die Reaktion ihrer Eltern gedacht. Nun überlegte sie, wie, um alles in der Welt, sie ihnen das erklären sollte ...
Vielleicht würde es gar nicht so schwer sein. Die beiden wussten schließlich, was sie für Raphael empfand, und vertrauten auf den Zauber des Cinderella-Balls.
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