Tanz mit mir ins Glueck
geschlafen und mich dann verlassen?"
„Nicht ganz. Ich wollte dich für mehr als eine Nacht", erklärte er mit brutaler Offenheit. „Einen Monat oder zwei wären mir durchaus recht gewesen. Bis dahin hättest du erkannt, dass unsere Ehe kein Wunder der Liebe ist. Dann wärst du nach Hause zu Mommy und Daddy geflohen - zwar als desillusionierte, aber klügere Frau."
„Du hast geglaubt, meine Eltern würden über meine gescheiterte Ehe so entsetzt sein, dass sie auf künftige Bälle verzichtet hätten?" fragte sie nach einer Weile fassungslos. „Nun, dazu kann ich dir sagen ..."
„Es hä tte nicht funktioniert? No problema, amada. Ich habe noch einen zweiten Plan, falls sie sich als dickköpfig erweisen .sollten."
Sie wollte spontan etwas erwidern, besann sich jedoch in letzter Sekunde anders und überlegte. „Spielst du auf eine der Alternativen an, die du vorhin im Park erwähnt hast?"
„Du warst schon immer sehr clever - sofern du auf deinen Verstand und nicht auf deine Gefühle gehört hast. Bislang habe ich darauf verzichtet, zu derart drastischen Mitteln zu greifen", fügte er hinzu. „Aber mach keinen Fehler. Ich werde diese Bälle beenden."
„Wegen Shayne?"
Seine Geduld war erschöpft. Er packte Aimees Arm und riss sie an sich. „Ja, wegen Shayne! Ich würde alles tun. Alles", betonte er, „um andere vor diesem Schicksal zu bewahren. Das verstehst du nicht, oder? Wie könntest du auch. Du lebst in einer Phantasiewelt. Nichts darin ist real."
Sie befreite sich aus seinem Griff und wich vor ihm zurück. „Das ist nicht wahr!"
„So? Wenn du in deine Märchenwelt zurückkehrst, princesa, solltest du einmal die Augen öffnen und dich gründlich umschauen. Dein Traumschloss hat so viele Zimmer, dass selbst du nicht alle kennst. Es steht mitten in der Wüste und ist dennoch von Pflanzen umgeben, die besser in tropisches Klima passen würden.
Man benötigt ein Heer von Gärtnern für ihre Pflege und genug Wasser, um eine Kleinstadt zu überfluten. Bei Problemen flüchtest du dich auf eine verborgene Lichtung mit weichem Gras, das deine zarten Füße schont, und schattigen Bäumen, die deinen makellosen Teint schützen. Nun, das wahre Leben ist anders."
Unverhohlene Verachtung schwang in seiner Stimme mit. „Frag Shayne."
Aimee kämpfte mit den Tränen. „Du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet. Was passiert jetzt?"
„Gar nichts - sofern ich eine schriftliche Versicherung deiner Eltern erhalte, dass keine Bälle mehr stattfinden. Du gehst nach Hause, und unsere Ehe wird annulliert."
„Und wenn sie nicht einwilligen?"
„Falls sie es ablehnen, werden ihn bald die finanziellen Mittel für einen weiteren Cinderella-Ball fehlen. Ich warne dich, es liegt durchaus in meiner Macht, diese Drohung wahr zu machen."
Entsetzt blickte sie ihn an. „Das wolltest du uns also heute abend sa g e n . "
„Ja."
„Und dann hast du festgestellt..."
„Dass ich dich noch immer begehre." Er wollte diese Farce so schnell wie möglich beenden. „Ich war sehr überrascht, als ich herausfand, dass du mich ebenfalls begehrst. Unsere Hochzeit war ein höchst willkommenes Mittel zum Zweck."
„Du hattest deine Rache, während wir gleichzeitig unser ge
genseitiges
Verlangen befriedigen könnten."
„Genau."
„Und warum hast du dein Vorhaben nicht bis zum Schluss durchgeführt?"
Raphael sah in ihre goldbraunen Augen, die ihn an die Strahlen der untergehenden Sonne erinnerten. Er genoss diese letzten Momente der Wärme, denn er wusste, dass sie bald für immer vorbei sein würden. Seufzend straffte er die Schultern. Es war Zeit, das zu beenden, was er begonnen hatte.
„Ich habe gemerkt, dass Rache nicht so süß ist, wie ich gedacht habe.
Genaugenommen schmeckt sie sogar sehr bitter." Er zögerte. „Außerdem habe ich mein Ziel erreicht. Du hast sentimentalen Unsinn über wahre Liebe und über den Zauber dieses lächerlichen Balls erzählt. Aber du hast heute abend weder Liebe noch irgendeinen Zauber oder gar deinen Märchenprinzen gefunden, nicht wahr, meine probrecita Cinderella? Du hast Rache gefunden."
Aimee senkte den Kopf. „Du wirst mich jetzt verlassen." Das war eine Feststellung, keine Frage.
„Es wäre sinnlos, länger zu bleiben." Raphael musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um sie nicht in die Arme zu schließen und den Schaden wiedergutzumachen, den er ange richt et hatte. Statt dessen sammelte er seine Sachen vom Boden auf und zog sich an. „Ich gebe dir Zeit, um
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