Tanz mit mir ins Glueck
Raphael.
„Es ist unglaublich."
„Bist du schon einmal nackt geschwommen?"
„Nein, noch nie."
Das Steinbassin war tief und voll mit schwarzen Felsen. Das warme Wasser fühlte sich auf ihrer Haut an wie die Hand eines Liebhabers und perlte über ihre Brüste wie eine sinnliche Liebkosung. Langsam schwamm Aimee zur Mitte und wartete auf Raphael.
Er hatte den Blick nicht von ihr gewandt. Aus der Ferne wirkten seine Augen schwarz und nicht grau. Er begehrte sie, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Rasch legte er Schuhe und Hemd ab, mit einer einzigen Bewegung zog er den Gürtel aus den Schlaufen. Dann griff er nach dem Reißverschluss seiner Hose.
Eine leichte Brise wirbelte den Dampf hoch. Gischt sprühte auf und zauberte einen Regenbogen. Nachdem sie tief Luft ge holt hatte, glitt Aimee unter Wasser zum Ufer, wo Raphael stand. Sie wollte unvermittelt auftauchen und ihn überraschen. Aber als sie sich vom Grund abstoßen wollte, verfing sich ihr Haar in einer Felsspalte.
Sie zog daran, um sich aus der Falle zu befreien. Vergeblich. Sosehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht los. Ihre Lungen brannten, die Luft wurde allmählich knapp. Verzweifelt streckte sie den Arm aus, um wenigstens mit der Hand an die Oberfläche zu gelangen und Raphael zu alarmieren. Das festgeklemmte Haar hielt sie jedoch zurück.
Sie würde sterben. Sie wusste es. Ihr Mund öffnete sich in einem stummen Schrei.
10. KAPITEL
Raphael legte seine Sachen auf den Beifahrersitz und wandte sich dann stirnrunzelnd zum See um. Irgend etwas stimmte nicht. Irgend etwas stimmte ganz und gar nicht...
Er konnte Aimee nicht sehen!
Instinktiv griff er ins Auto und holte sein Messer aus der Hosentasche. Mit wenigen Schritten war er am Ufer und hechtete ins Wasser. Die Szene, die sich ihm in der Tiefe bot, ließ sein Blut gefrieren. Aimees Haar hatte sich in einer Felsspalte verfangen, sie versuchte verzweifelt, sich aus der tückischen Falle zu befreien.
Noch während er zu ihr hinabtauchte, klappte er das Messer auf. Ihre Hände versperrten ihm den Weg. Er stieß sie beiseite. Voller Panik wehrte sie sich gegen ihn, der Sauerstoffmangel machte es ihr unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Endlich gelang es ihm, den Arm um sie zu legen und ihre wild um sich tretenden Beine an sich zu pressen. Er zog sie, so weit es ging, von den gefährlichen Felsen weg und ließ das Messer durch ihr Haar gleiten. Ohne eine weitere Sekunde zu vergeuden, stieß er sich vom Boden ab und stieg mit ihr an die Oberfläche.
Keuchend und hustend rang sie nach Atem. Raphael warf das Messer ans Ufer und kletterte an Land. Dann beugte er sich vor und hob Aimee in seine Arme.
Erschöpft brach sie an seiner Brust zusammen.
Tränen rannen über ihre Wangen. „Raphael", wisperte sie heiser. „O Raphael, halt mich fest."
„Ich bin bei dir, amada. Ich halte dich." Zärtlich strich er ihr das Haar aus der Stirn. „Ruhig, pobrecita, ganz ruhig."
„Ich dachte, ich müsste sterben."
„Das hätte ich nie zugelassen", erwiderte er schlicht.
„Ich dachte, du wurdest mich nicht sehen." Sie schauderte. „Ich konnte dich nicht erreichen. Ich konnte dir nicht sagen, dass ich dich brauche,"
Er hauchte federleichte Küsse auf ihre Schläfe. „Ich wusste es auch so." Als sie erneut fröstelte, wollte er aufstehen. „Dir ist kalt. Ich hole die Decke."
„Nein! Lass mich nicht allein!"
„Nur für einen Moment", beschwichtigte er sie. „Ich bin gleich wieder da."
Selbst die wenigen Sekunden, die er brauchte, um zum Wagen und zurück zu laufen, erschienen ihr wie eine Ewigkeit. Fürsorglich hüllte er sie in den warmen Stoff, dann saßen sie beide nebeneinander auf den Felsen. Nach einer Weile ließ ihr Zittern nach, und ihre Atemzüge gingen wieder regelmäßig.
„Komm", meinte er schließlich. „Wir ziehen uns an und fahren nach Hause."
„Nein, ich möchte lieber zurück ins Wasser."
Verblüfft schaute er sie an. „Ich halte das für keine gute Idee."
„Ich weiß, es klingt verrückt, aber der Teich ist viel zu schön, um ihn in schlechter Erinnerung zu behalten." Flehend sah sie ihn an. „Bitte, Raphael."
Nach allem, was sie gerade durchgemacht hatte, wollte er nicht mit ihr streiten. Wenn sie den Mut aufbrachte, ins Wasser zurückzukehren, warum nicht?
„Dann komm." Besorgt registrierte er, dass sie leicht zurückzuckte, als sie ans Ufer traten.
Doch gleich darauf wich ihre Furcht grenzenlosem Vertrauen. „Nimm mich mit."
„Sieh mich nicht
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