Tanz mit mir ins Glueck
Stiefmutter angerufen. Jackie lebte in Florida und war von Anfang an gegen die Ehe gewesen. Trotzdem hatte ich die Hoffnung, dass sie helfen würde."
„Ich dachte, Shaynes Mutter wäre auch eine Tico gewesen", warf sie ein.
„Nein. Ich bin zu einem Viertel Tico, Shayne hingegen überhaupt nicht."
„Ist Jackie gekommen?"
„Ja, und sie hat Shayne mitgenommen. Da Jackie und ich nicht miteinander verwandt waren, hatte sie keine Lust, auch noch für einen ,dreckigen Tico-Bengel' zu sorgen."
„O Raphael, das tut mir so leid."
„Spar dir dein Mitleid. Ich brauche es nicht."
„Und deine Schwester?"
Er blickte starr durch die Windschutzscheibe. „Obwohl sie aus meinem Leben verschwunden war, verging kein Tag, an dem ich nicht an sie dachte und mich fragte, ob es richtig gewesen war, sie Jackie anzuvertrauen. Die folgenden zehn Jahre habe ich damit verbracht, meine Finanzen in Ordnung zu bringen. Als ich hörte, dass Esperanza verkauft werden sollte, habe ich die Finca gekauft. Bald darauf stiegen die Kaffeepreise ins Uferlose, und Geld war kein Thema mehr. Also habe ich mich auf die Suche nach Shayne gemacht. Ich musste mich vergewissern, dass sie bei Jackie gut aufgehoben war."
Aimee wagte kaum, die nächste Frage zu stellen. „Was hast du herausgefunden?"
„Dass ich einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Jackie hatte Shayne zwar ernährt und gekleidet, aber ansonsten hat sie keine Gelegenheit ausgelassen, das Kind spüren zu lassen, dass sie es .gerettet' hatte." Er presste die Lippen zusammen.
„Meine süße hermanita hatte sich aus einem lebhaften Mädchen in einen scheuen, nervösen Teenager verwandelt, der sich nach Liebe und Zuneigung verzehrte."
Tränen brannten in ihren Augen. Arme Shayne. „Und was geschah dann?"
„Jackie hat mir meine Schwester verkauft."
„Verkauft?"
„Ja, wie ein Möbelstücke Ich brachte Shayne zurück nach Costa Rica und schwor mir, sie von nun an zu beschützen. Das ge lang mir auch - bis zu jener schrecklichen Nacht vor fünf Jahren."
„Der Cinderella-Ball."
Er nickte. „Sie war seinem Zauber verfallen. Er bot ihr alles, was ihr als, Kind verwehrt gewesen war. Liebe und ewiges Glück. Wie hätte sie dieser Versuchung widerstehen sollen?"
„Das konnte sie nicht."
„Vielleicht wäre sie heute besser dran, wenn ich sie bei diesem Mclntyre gelassen hätte. Aber sie war noch so jung. Und ich hatte versagt, indem ich sie Jackie anvertraute - das durfte mir nicht noch einmal passieren."
„Wahrscheinlich kannte Chaz ihr wahres Alter gar nicht."
„Vermutlich nicht."
„Du hast mir die Sache mit Shayne erklärt, aber was hat das mit dem Verkauf der Finca zu tun?"
„Solange Esperanza ihr Heim ist, wird sie sich weiterhin vor der Welt verstecken. Du hast sie gesehen und weißt, wie sehr sie sich verändert hat. Sie hat keine Perspektive mehr."
„Ich dachte, sie würde Buchführung lernen."
„Das tut sie nur, damit sie mir helfen kann. Es ist, als ob sie unbedingt für eine Sünde büßen will, die sie nie begangen hat. Ich habe ihr angeboten, für ihren Unterhalt aufzukommen, damit sie sich ihre Träume erfüllen kann, aber sie will von mir nichts annehmen. Sie hat jegliche Lebensfreude verloren." Raphael seufzte erneut. „Ich habe ihr nie erzählt, dass ich damals Esperanza verkaufen musste. Sie weiß nur, dass wir es zu gleichen Teilen von unseren Eltern geerbt haben. Ich hoffe, dass sie wenigstens ihren Anteil vom Erlös annehmen wird. Sie darf sich nicht länger vor dem Leben verstecken."
„Du kannst sie draußen in der Welt nicht beschützen", wandte Aimee ein.
„Ein siebzehnjähriger Teenager braucht den Schutz von Erwachsenen, damit er vor Schaden bewahrt wird. Eine dreiundzwanzigjährige Frau sollte auf eigenen Beinen stehen."
.„Dennoch fällt es dir schwer, sie gehen zu lassen, oder?"
„Mehr als alles andere."
„Deshalb warst du also nicht böse, als ich dir von meinem Besuch in der Kunstgalerie erzählte."
„Richtig. Aber Shayne wird wütend sein, wenn sie erfährt, was du getan hast."
„Wenn sie wütend ist, fühlt sie wenigstens etwas."
Ein lautes Hupen unterbrach ihre Unterhaltung. Marvins Taxi kam schlingernd um die Kurve geschossen. Mitten auf der Straße hielt es an.
„Gut, dass ich gekommen bin, was?" rief er. „Manuel hat mich gebeten, nach La Estrella zu suchen, falls sie bis zum Nachmittag nicht zurück ist. Nur für alle Fälle." Er grinste. „Ein prima Plan, oder?"
„Ein fabelhafter Plan", bestätigte Aimee
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