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Tanz mit mir - Roman

Tanz mit mir - Roman

Titel: Tanz mit mir - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon Sina Hoffmann
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es, mit dir zu schlafen.«
    Katie schluckte schwer und konnte das gedemütigte Verlangen in seiner Stimme kaum ertragen. »Ich auch.«
    Sie sehnte sich schmerzlich nach einer Zeit zurück, die sich mittlerweile wie die Erinnerung einer anderen Person anfühlte. Einen Augenblick lang hatte sie den Eindruck, als würde Ross auf dem Küchentisch ihre Hände ergreifen und seine Finger in die ihren haken, wie sie es früher gemacht hatten, als sie noch in Restaurants essen gegangen waren. Diese kleine Geste war sein Zeichen dafür gewesen, dass er es nicht abwarten konnte, mit ihr nach Hause zu kommen und ins Bett zu gehen. Manchmal hatten sie es nicht einmal bis ins Bett geschafft, sondern waren schon auf der Treppe oder auf dem Sofa übereinander hergefallen.

    Doch er tat nichts dergleichen. Er faltete die Hände und wartete darauf, dass sie das Wort ergriff, doch Katie wusste nicht, was sie sagen sollte. Es fühlte sich an, als sei jemand schlimm krank; es gab so vieles, was sie gern gesagt hätte, doch die Angst, die falschen Worte zu wählen, schnürte ihr die Kehle zu.
    Damit lag sie vielleicht gar nicht mal so falsch, erinnerte sie sich. Deine Ehe krankt ebenso wie die Träume vom gemeinsamen Händchenhalten, wenn man siebzig ist. Das wird niemals passieren. Stattdessen musst du Jahre über Jahre in diesem Gehäuse leben, von dem du gedacht hattest, dass es funktionieren würde.
    Katie musterte Ross über den Küchentisch hinweg und ließ den Blick über die rosafarbene Strähne schweifen, die Hannah in sein Haar geflochten hatte, sowie über die geschwollene Wange, wo ihn Gregs Schlag getroffen hatte. Er war zwar der gleiche alte Ross, aber er hatte sich verändert. Er war ein Mann geworden, der sie nicht einmal mehr genug liebte, um mit ihr zu streiten.
    »Ich will nicht, dass du ausziehst«, platzte es aus ihr heraus.
    »Das habe ich auch nicht vor«, erwiderte er und schob seinen Stuhl zurück. »Ich werde meine Sachen ins Gästezimmer räumen.«
    Katie kamen die Tränen, und sie hatte das Gefühl, daran zu ersticken. Sie wollte so sehr das Richtige sagen, um alles zu beenden, doch ihr Kopf war vollkommen leer.
    »Ross!«, rief sie, als er die Tür erreicht hatte. »Ross?«
    Er drehte sich zu ihr um.
    Katie musste sich dazu zwingen, die Frage zu stellen. »Liebst du mich noch?«
    Ross hielt einige quälende Sekunden inne. »Zwing mich nicht, diese Frage zu beantworten«, erklärte er dann und verließ die Küche.

28

    Angelica stand in dem kleinen Garten ihrer Mutter, atmete die kalte Novemberluft ein und versuchte herauszufinden, was sich verändert hatte. Es lag nicht nur am Wetter, das deutlich frischer geworden war. Auch in ihrem Inneren wandelte sich allmählich etwas, während ihre alten Leben, die verschiedenen Angelicas, versuchten, einander zu verdrängen. Sie forderten die jetzige Angelica dazu heraus, sich zu entscheiden, was real und was nur eine Geschichte war, von der sie schon vergessen hatte, dass sie sie nur erfunden hatte.
    Sie hatte es noch nie gemocht, unter die Oberfläche zu schauen, aber jetzt … Jetzt war sie fast neugierig, zu erfahren, was sich darunter verbarg. Darunter .
    Die Dunkelheit war schon hereingebrochen, doch Angelica konnte immer noch den hellen, weißen Stein erkennen, der die Stelle unter einem Rosenbusch an der hinteren Grundstücksmauer markierte, an der Rosie begraben lag. Da sie in Florida am Pool gelegen hatte, als Rosie gestorben war (»Es tut mir so leid, Angie, aber sie hat einfach nicht mehr gefressen …«), hatte sie voller Gewissensbisse zehn Rosensträucher geschickt, die ihre Mutter im Gedenken an Rosie dort pflanzen sollte. Doch nur drei der Sträucher hatten überlebt und warteten nun knorrig, krumm und blattlos auf den nahenden Frost.
    Rosie war bis zu ihrem Umzug zu Jerry nach Florida ihre ständige Begleiterin gewesen. Dabei hatte Angelica immer
steif und fest behauptet, keine Tiere zu mögen. Doch als Tony und sie sich zum ersten Mal verkracht hatten, hatte sie den kleinen Yorkshireterrier spontan aus dem Tierheim geholt. Und anders als die Männer in Angelicas Leben hatte Rosie sie nie mit einem anderen Ausdruck in ihren wässrigen braunen Augen angesehen als mit treuer Hingabe.
    Angelica hatte Rosie mit ihrer bedingungslosen Liebe geradezu überschüttet. Es schien ihr lohnender zu sein, als ihre Liebe an einen Mann zu verschwenden, denn Rosie erwiderte ihre Liebe ebenso bedingungslos.
    Ich war selbstsüchtig, dachte Angelica nun. Ich war eine

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