Tanz mit mir - Roman
angesichts der Tanzstunde zur Schau stellte, fand Katie überaus enttäuschend. Sie konnte nicht einmal seinen Anzug mit der gleichen gewohnten Begeisterung bewundern, da er sich darin so hölzern bewegte. Sie hätte gedacht, dass er beim Tanzen genauso souverän wäre wie bei allem anderen, doch sie musste zugeben, dass Ross die Schritte bedeutend schneller beherrschte als Greg.
Tatsächlich hatte Ross den Cha-Cha-Cha so schnell gelernt, dass sie sich allmählich fragte, ob der Tanz auch auf der DVD mit dem Tanzworkshop zu finden war. Er beherrschte sogar schon die typischen affektierten Handbewegungen. Ross hatte mit Jo getanzt, woraufhin Angelica die beiden gebeten hatte, den anderen einen neuen Spinstep zu demonstrieren, bei dem Jos Zipfelsaum hochgeflogen war, um dann im nächsten Moment ihre Waden wie Blütenblätter zu umspielen. Sie hatten sich spielerisch um die eigene Achse bewegt, einander an die Hände gefasst und sich dann wieder losgelassen, waren einander näher gekommen und hatten sich schließlich wieder auseinanderbewegt. Katie hatte sie
beobachtet und war ein wenig eifersüchtig gewesen, dass Jos entspannter Swing Ross anscheinend neues Selbstvertrauen schenkte. Er hatte sie geführt, und sie war froh gewesen, geführt zu werden. Ihr übertriebenes Latino-Getue war die Attraktion des Abends gewesen.
Angelicas Stimme riss Katie aus den Gedanken. »Sie werden das Tanzen niemals genießen, wenn Sie nicht absolut sicher sind, wohin Sie Ihre Füße setzen sollen. Ich möchte ein wenig mehr Engagement sehen! Mehr Leidenschaft! Mehr Instinkt!« Sie wies dramatisch in die Runde. »Bitte! Denken Sie an meine Worte! Leihen Sie sich wenigstens eine Glenn-Miller-CD aus der Bibliothek aus, und lauschen Sie den Rhythmen!«
»Aber es ist schwer, allein zu Hause zu üben!«, beschwerte sich Chloe. »Ich habe dafür weder genügend Platz noch einen geeigneten Tanzpartner. Außerdem habe ich keine Ahnung, zu welcher Musik ich üben soll, und die Leute unter mir haben sich schon über das Getrampel in meiner Wohnung beschwert.«
»Na gut!«, beschloss Angelica. »Von dieser Woche an werden Sie eben alle freitagabends zum Tanzabend hier in die Memorial Hall kommen.«
Alle starrten sie ungläubig an.
»Ja!«, rief sie. »Der Tanzabend bietet eine gute Gelegenheit, sich hübsch zu machen und zu schauen, wie diese Schritte aussehen, wenn man sie richtig tanzt! Der Tanzabend beginnt um halb acht und endet gegen elf Uhr. Der Eintritt beträgt vier Pfund pro Person, und es gibt kostenlosen Orangennektar. Sie werden Quickstepp, Walzer, Jive und Foxtrott von einer ganz anderen Seite kennenlernen. Außerdem werden Sie Menschen sehen, die genau wissen, was sie tun, und schon beim Zuschauen eine Menge lernen. Baxter und Peggy gehen ohnehin schon gelegentlich hin, nicht wahr? Ich habe Sie beide dort jedenfalls schon gesehen.«
Natürlich gehen sie hin, dachte Katie, als Peggy gehorsam mit dem Lockenkopf nickte. Wahrscheinlich regierte Baxter die Tanzfläche wie ein Riesenhai in Schuhen mit Absatz.
»Können wir denn dort mit anderen Leuten tanzen?«, fragte Trina hoffnungsvoll.
»Ob Sie den ganzen Abend über mit Chloe tanzen möchten, liegt ganz bei Ihnen«, erwiderte Angelica. »Sie werden jedoch merken, dass zwei so nette junge Damen wie Sie sehr gefragt sein werden. Und der Rest von Ihnen …« Sie hielt inne und zwinkerte ihnen zu. »Wenn Sie Ihren eigenen Partner mit jemand anderem tanzen sehen, werden Sie von ganz allein das Bedürfnis verspüren, sich anzustrengen und noch einen Zahn zuzulegen. Sehen Sie zu, dass Sie den ersten und den letzten Tanz bei ihm reservieren. Nicht wahr, Peggy?«, fügte sie mit einem Augenzwinkern hinzu.
Peggy seufzte. »Baxter ist ein sehr beliebter Tanzpartner, das muss ich zugeben.«
Chloe und Trina starrten sie mit offenem Mund an und gaben sich keine Mühe, ihre Fassungslosigkeit zu verbergen.
Angelicas Stimmung war wieder umgeschlagen, dieses Mal jedoch zum Besseren. Sie kehrte wieder zu ihrer Lehrerinnenrolle zurück. »Kommen wir nun zum Social Foxtrott. Heute werden wir einen neuen Promenadenschritt einüben, also: Konzentration, bitte, Christopher! Ich möchte nicht, dass Sie mich beim Gesellschaftstanz am Freitag bloßstellen! Ross? Macht es Ihnen etwas aus, den Schritt mit mir zu demonstrieren?«
Sie streckte die Arme aus, während Ross in die Mitte des Saals vortrat.
Angelica schüttelte den Kopf und drohte ihm mit dem Finger. »Was habe ich Ihnen als wichtigste
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