Tanz mit mir - Roman
Leute sind keinen einzigen Abend zu Hause! Manche Leute rufen nicht einmal an, um Bescheid zu sagen, dass sie nicht zum Tanzkurs kommen.«
»Manche Leute haben abends … Verpflichtungen«, erwiderte Chris und blickte nervös zu Bridget und Frank hinüber. »Ich bin hier, oder etwa nicht? Also mach mal halblang, ja?«
Ross stupste Katie an. »Was ist denn da los? Hört sich an wie ein Ehestreit, was? Und das auch noch vor den Augen der Schwiegereltern!«
»Psssst!« Katie runzelte die Stirn, doch irgendwie fühlte sie sich geradezu erleichtert, dass nicht nur sie und Ross sich zankten. Ihr fiel auf, wie Bridgets Gesichtszüge zuckten, als könnte sie nur mit Mühe einen neutralen Gesichtsausdruck bewahren. Was war denn hier passiert?
»Verpflichtungen? Welche Verpflichtungen sind denn wichtiger, als mit dieser schönen, jungen Frau Tanzen zu lernen?«, fragte Angelica und ging einen Schritt auf Chris zu. Verängstigt wich er einen Schritt zurück. »Denn wenn Sie die Sache hier nicht ernst nehmen, könnte sie den Hochzeitstanz genauso gut mit einer lebensgroßen Pappfigur tanzen! Damit würde sie die Chancen bedeutend verringern, über die Füße ihres Tanzpartners zu fallen!«
» Vielen Dank! «, erklärte Lauren, verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Chris wütend an, der zunächst ein wenig überrascht war, dann aber mürrisch das Gesicht verzog.
Angelica blickte zu Bridget und Frank hinüber, deutete auf Chris und Lauren und riss aufgebracht die Augenbrauen in die Höhe. »Habe ich nicht recht? Würden Sie zwei so tanzen können, wenn Sie nicht geübt hätten?«
»Ich kann mich nicht einmal mehr an den Tanzunterricht erinnern …«, begann Frank, doch dann unterbrach ihn Bridget mit einer diplomatischen Antwort.
»Na ja, wir hatten damals aber auch nicht viele andere Verpflichtungen, um die wir uns hätten kümmern müssen. Außerdem ist dies ja auch keine Musik, die den jungen Leuten bekannt ist, nicht wahr? Es braucht seine Zeit, bis man den Bogen raushat«, erklärte sie und tätschelte Franks Arm. »Frank war zu Beginn auch nicht gerade ein Gene Kelly, nicht wahr, mein Lieber?«
»Ich wette, dass er dir dennoch nie den Zeh gebrochen hat, oder, Mum?«, fragte Lauren. »Ich wette, er hat -«
»Schon gut, Lauren! Jetzt hat’s jeder verstanden!«, blaffte Chris. Katie empfand ein wenig Mitleid mit seinem Unbehagen.
Ein paar Tänze hatte sie mit Chris üben müssen, und obwohl sie nicht viel besser gewesen war als er, so hatte sie dennoch Mitleid mit Laurens geschundenen Füßen. Weder Katie noch Chris besaßen ein Gespür für Rhythmus, sodass sie wie zwei Gefangene aussahen, die per Fußfesseln aneinandergekettet waren, wenn sie miteinander tanzten.
»Kommen Sie schon!«, protestierte Katie lautstark und nahm Chris in Schutz. »Nicht jeder kann sich die Bewegungen und Schritte so schnell aneignen!«
»Und kein Mann wird gern mit seinem Schwiegervater verglichen!«, fügte Ross hinzu und nickte gleichzeitig freundlich zu Frank hinüber, um die Situation zu entschärfen.
Chris lächelte Katie dankbar an, und auch Katie antwortete mit einem Lächeln; Bewegungslegastheniker unter sich.
Angelicas Gesichtszüge schienen sich ein wenig zu entspannen, als hätte Katies Protest sie von dort zurückgeholt, wohin ihre schlechte Laune sie katapultiert hatte.
»Na ja, das stimmt wohl. Dennoch ist das genau der Grund, warum Sie üben müssen. Lauren, Ihre Eltern tanzen sehr gut. Wenn Sie wie die beiden tanzen wollen, müssen Sie sich Zeit zum Üben nehmen«, fuhr sie fort. »Sie alle!« Nun wandte sie sich Chloe und Trina zu. »Begeisterung ist schön und gut,
aber wenn Sie glauben, Sie könnten einen Kerl mit wild rudernden Armen und schlampigen Schrittabfolgen beeindrucken, dann …«
»Wenn bloß mal einer auftauchen würde …«, begann Trina streitlustig, doch Chloe deutete ihr mit einem Stoß in die Rippen an, dass es weiser sei zu schweigen.
Katie schaute zur Seite und merkte, dass Gregs Blicke auf ihr ruhten. Er verdrehte theatralisch die Augen, doch sie folgte seinem Beispiel nicht. Zum ersten Mal ließ sie sich von ihm nicht beeindrucken. Vor der Unterbrechung durch sein Handy war er schon zu spät gekommen – »Ich habe auf der Umgehungsstraße im Stau gesteckt« -, und man konnte wirklich nicht sagen, dass er sich hier nun sonderlich ins Zeug legte. Nicht sein Engagement im Beruf – wofür Katie sogar Verständnis hatte -, sondern den demonstrativ leidenden Gesichtsausdruck, den er
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