Tanz mit mir - Roman

ihr gar nicht so schwer vor – die schnellen Bewegungen der Schultern und die flatternden »Jazz-Hände« waren einfach genug, um jedem nach den zehenzerquetschenden Erfahrungen des Slowfox das Gefühl zu vermitteln, doch tanzen zu können. Fürs Erste half die Musik – die Partyrhythmen lösten instinktiv in ihr den Drang aus, die Füße zum Takt des Cha-Cha-Chas zu bewegen und die Knie zu beugen, als würde die Musik diktieren, wie sie sich bewegen sollte.
    Dieses Mal hatten die jüngeren Kursteilnehmer einen klaren Vorteil gehabt (»Es hängt alles vom Knie ab«, hatte Angelica immer wieder gerufen), und Chloes sonnengebräuntes
Dekolleté schien ein gewisses Eigenleben entwickelt zu haben – insbesondere in dem weit ausgeschnittenen, rosafarbenen Wickelkleid, das sie dieses Mal trug, um Angelicas Wunsch bezüglich der Kleiderordnung Folge zu leisten. Jo stand dem in nichts nach. Während Ross Jo durch den Saal gewirbelt und sich alle Pärchen zur Musik gedreht hatten, hatte Katie insgeheim gedacht, dass eigentlich nicht nur Jo und Chloe tanzten, sondern auch ihre Brüste – Freistil.
    Als sie dazu übergegangen waren, den Slowfox noch einmal zu wiederholen, war schnell klargeworden, dass leider alle Kursteilnehmer mit Ausnahme von Ross und den älteren Pärchen alles vergessen zu haben schienen, was sie in den vergangenen zwei Wochen gelernt hatten. Dies war der Moment gewesen, in dem Angelica ihre Zerstreutheit überwunden und die Beherrschung verloren hatte.
    »Katie!«, zischte Ross und lenkte damit Katies Aufmerksamkeit auf die Person in der anderen Ecke des Saals, die allmählich einen Wutanfall bekam. »Sie schaut zu uns herüber!«
    »Oookaaay«, flüsterte Katie und musste schlucken, als sie sah, dass Angelicas stechender, böser Blick auf ihr und Ross ruhte. Wahrscheinlich war dies nicht gerade der geeignetste Moment, um die zehn Sekunden ihres zufälligen Erfolges hervorzuheben.
    »Katie«, rief Angelica mit verschränkten Armen und trommelte mit den rot lackierten Fingernägeln auf ihren Armen. »Seien Sie ehrlich. Wäre dies hier ein Weight-Watchers-Treffen, würden Sie sich dann die Mühe machen herzukommen, wenn Sie sich die ganze Woche über mit Kartoffelchips vollgestopft haben?«
    »Nein?«, antwortete Katie fragend.
    »Warum also – warum kommen Sie dann alle her, wenn Sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, die Woche über auch nur mit den Füßen den Takt zu schlagen?«, fragte Angelica mit erhobener Stimme. In einer verzweifelten, dramatischen
Geste breitete sie die Arme aus. »Wie wollen Sie besser tanzen, wenn Sie nicht üben? Es geht nicht nur einfach darum, die Schritte zu beherrschen, sondern vielmehr auch darum, die Musik zu fühlen! Zu spüren, wie die Musik Sie über die Tanzfläche führt! Sie bewegen sich vollkommen unbeholfen! Wenn Sie nicht verheiratet wären«, fuhr sie fort und deutete mit beiden Armen auf Katie und Ross, »würde ich mich wegen Ihrer Haltung ernsthaft fragen, ob Sie sich innerhalb der letzten Woche überhaupt einmal an der Hand gehalten haben!«
    Katie merkte, wie Ross neben ihr zusammenzuckte und sich ihr Gesicht unter der Grundierung leuchtend rot färbte. Hatten sie nicht. Oder eher: Sie taten es nicht.
    Wie kam es, dass Angelica dies augenblicklich auffiel, während Peter in den Beratungsstunden nichts bemerkte, fragte sich Katie. Angelicas funkelnde blaue Augen schienen die fröhlich-unbeschwerte Miene problemlos zu durchbrechen, die Katie jedes Mal aufsetzte, wenn Ross und sie das Haus verließen. Wahrscheinlich lag es an ihrer lebenslangen Erfahrung mit Paaren, die in Wettbewerben, bei denen es um Tänze der Leidenschaft und des Liebeswerbens geht, echte Gefühle nur vortäuschen.
    Glücklicherweise war Angelica nicht in der Stimmung, sich noch weiter mit Katies Fehlern und Schwächen aufzuhalten. Mittlerweile konzentrierte sie sich auf die arme Lauren, die neben ihnen stand.
    »Und Sie zwei! Lauren! Chris!« Verzweifelt fasste sich Angelica an den Kopf. »Was ist denn mit Ihnen los? Sie sind doch beide jung und noch nicht verheiratet, also nehme ich an, dass es irgendwo zwischen Ihnen noch ein wenig funkt, oder? Stimmt’s? Warum klappt es also nicht, wenn Sie beide miteinander tanzen? Es ist, als sähe man jemandem dabei zu, wie er einen Liegestuhl aufbaut! Sie werden niemals lernen, wie zwei Partner zu tanzen, wenn Sie es nicht üben! «

    »Wir versuchen es ja!«, protestierte Lauren und warf Chris einen wütenden Blick zu. »Aber manche