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Tanz unter Sternen

Tanz unter Sternen

Titel: Tanz unter Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Mueller
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sie einen Adligen heiraten sollen. Viele der Kunden im Bankhaus Delbrück, Schickler & Co. kamen infrage, andere Adlige kannte Vater aus dem Herrenhaus, in dem ihm der Kaiser einen Platz verschafft hatte, die Sprösslinge der Fürstenhäuser Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen, außerdem etliche Grafen und Freiherren, unter denen er »mit Leichtigkeit«, so hatte er oft gesagt, einen Ehemann für sie finden würde.
    Ich muss gehen, dachte sie und riss sich vom Anblick der fernen Küste los. Sie musste weg von hier, zurück zu ihrer Familie. Sie würde nicht wie Vater alles zerstören. An der Tür stieß sie mit dem Engländer zusammen. »Da sind Sie«, sagte er. Er lächelte. Unter seinem Lächeln schmolz Cäcilies Entschlusskraft zusammen wie ein Schneeball, der zu nahe an den Ofen gerollt war.
    Lyman Tundale reichte ihr die Armbeuge, und sie legte ihre Hand hinein. Der Stoff seines Anzugs war weich.
    Wenn Matheus sie wirklich lieben würde, hätte er längst erkannt, dass sie unglücklich war. Sie bedeutete ihm nichts! Er sah nur seine Wehwehchen und sein Ansehen in der Kirche. Wann hatte er sich zuletzt einen Abend lang Zeit für sie genommen? Lag das nicht mindestens zwei Jahre zurück? Er verdiente nichts anderes, sie musste ihm zeigen, dass es so nicht weiterging.
    An Lyman Tundales Seite fühlte sie sich wieder wie die Cäcilie, die sie früher gewesen war, sie fühlte sich als angesehene Bankierstochter, als »gute Partie«. Er behandelte sie mit Hochachtung, wie eine Lady und nicht wie eine Frau, die sich schon wegen des Kaufs einer Postkarte rechtfertigen musste.
    Was kümmert’s mich, wenn die anderen uns angaffen, dachte sie, ich werde diese Menschen nie wiedersehen, sobald wir an Land gegangen sind. Der Engländer führte sie unter ein Glasdach, in dessen Mitte ein prunkvoller Kronleuchter hing, zwei Dutzend Lampen, die hell strahlten wie die Abendsonne. Unter dem Dach führte eine breite Treppe abwärts. Ihre Schuhe sanken in den beigefarbenen Teppich ein.
    Sie betraten eine Festhalle mit stuckverzierter Decke und Bleiglasfenstern. Die Tische waren mit weißem Porzellan gedeckt, mit Silberbesteck und herrschaftlich aufgestellten Servietten. Frische Rosen standen auf jedem Tisch.
    »Ich habe eine Überraschung für Sie«, sagte Lyman Tundale. Er bot ihr einen Stuhl am Tisch an, und als sie sich gesetzt hatte, stellte er ihr andere Gäste vor: Deutsche! Zwei Pärchen, die Damen unter Hüten mit radgroßen Krempen, ein Herr mit Monokel, einer mit Schnauzbart. Die Dame, die Cäcilie gegenübersaß, trug einen Fuchs um die Schultern mit versilberten Krallen. Sie soll sich bloß nicht einbilden, dass sie mich damit einschüchtern kann, dachte Cäcilie.
    An den Tischen ringsum sah es bunt aus. Eine Frau trug einen engen, geschlitzten Rock, darüber eine Tunika aus golddurchwirktem Schleierstoff und einen Turban, auf dem zu allem Überfluss noch eine Reiherfeder senkrecht stand. Ihr tiefes Dekolleté schien den Männern zu gefallen. Die Augenränder hatte sie mit schwarzem Stift nachgezogen. Neben ihr war eine Frau in seegrünes Voile gekleidet, verziert mit grünseidener Soutachierung, auf altgoldenem Unterkleid. Die Herren trugen Smoking, manche einen Cutaway.
    War das nicht Isidor Straus, zwei Tische weiter? Wenn er sprach, blitzte ein goldener Schneidezahn in seinem Mund auf.
    Sie ertappte sich dabei, dass sie mit den Ohrringen spielte. Offenbar war sie sich ihrer selbst doch nicht so sicher, wie sie sich einreden wollte. Sie nahm die Hände herunter und lächelte den anderen am Tisch zu.
    Die Dame mit dem Fuchs wandte sich ihr zu und fragte: »Was sagen Sie dazu? Wir sprachen gerade von der Titanic. Die Mauretania ist schneller, aber ich würde nie diesen Komfort gegen höhere Geschwindigkeit eintauschen.«
    Die andere Dame ließ Cäcilie keine Zeit, Stellung zu beziehen. »Also, ich fahre immer mit Kapitän Smith. Er ist verlässlich, ein Gentleman und hat mich noch nie enttäuscht. Wir planen alle unsere Reisen so, dass wir seine Schiffe nehmen.«
    »Reisen Sie öfter in die Staaten?«, fragte der Herr mit dem Monokel und sah Cäcilie wohlwollend an.
    »Nein. Mein Sohn geht noch zur Schule, wir wollen ihn nicht allzu oft herausreißen.« Himmel! Am liebsten hätte sie sich auf die Zunge gebissen. Wie dumm von ihr, Samuel zu erwähnen! Was sollte sie antworten, wenn man sie gleich nach ihrem Ehemann fragte?
    »Ich habe vorhin Ihren Namen nicht recht verstanden«, gab der Herr

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