Tao Te Puh
Art des Rhabarberkompott-Prinzips.
„Eh . . . (Hüsteln). . . Ehem.“
Entschuldigt mich bitte einen Augenblick.
„Was ist, Puh?“
„Ich soll es erklären?“ frage Puh hinter, vorgehaltener Tatze. „Ja — ich fände das prima.“
„Warum erklärst du es denn nicht?“ wollte Puh wissen.
„Nun ja, ich finde es irgendwie besser, wenn du das machst.“ „Ich finde die Idee nicht besonders gut“, sagte Puh.
„Weshalb nicht?“
„Nämlich, wenn ich etwas erkläre, geht es meistens daneben“, meinte er. „Deshalb.“
„Also gut, dann erkläre ich es eben. Aber du kannst mir ab und zu auf die Sprünge helfen. Was hältst du davon?“
„Schon viel besser“, sagte Puh.
Also: Das Rhabarberkompott-Prinzip beruht auf dem Lied Rhabarberkompott, das Puh in Puh der Bär singt. Hmm . . .
„Hör mal, Puh, vielleicht solltest du es lieber noch einmal singen, falls es jemand vergessen hat.“
„Na klar“, sagte Puh. „Also dann . . . wie war das noch . . .
(ehem) “:
Rhabarber, Rhabarber, Rhabarberkompott,
Trott geht nicht im Pferd, aber Pferd geht im Trott.
Stell mir ein Rätsel, und gleich sag' ich flott:
„Rhabarber, Rhabarber, Rhabarberkompott.“
Rhabarber, Rhabarber, Rhabarberkompott,
weder ich noch die Fische blasen Fagott.
Stell mir ein Rätsel, und gleich sag' ich flott:
„Rhabarber, Rhabarber, Rhabarberkompott.“
Rhabarber, Rhabarber, Rhabarberkompott,
warum tut ein Huhn, frag' ich mich weiß Gott.
Stell mir ein Rätsel, und gleich sag' ich flott:
,,Rhabarber, Rhabarber, Rhabarberkompott.“
Fangen wir also an mit — Aua! Ach ja. „Das war sehr schön, Puh.“
„Nicht der Rede wert.“
Fangen wir mit dem ersten Teil an: „Trott geht nicht im Pferd, aber Pferd geht im Trott.“ Ganz einfach. Liegt doch auf der Hand, oder? Trotzdem würdest du staunen, wie viele Leute diesen einfachen Grundsatz in ihrem Alltagsleben mißachten und versuchen, ein Pferd von hinten aufzuzäumen, weil sie die einfache Wahrheit nicht wahrhaben wollen, daß alles so ist, wie es ist. Zwei Zitate aus den Schriften von Chuang-tse werden das verdeutlichen {2} :
Hui-tse redete zu Chuang-tse und sprach: „Ich habe einen großen Baum. Die Leute nennen ihn Götterbaum. Der hat einen Stamm so knorrig und verwachsen, daß man ihn nicht nach der Richtschnur zersägen kann. Seine Zweige sind so krumm und gewunden, daß man sie nicht nach Zirkel und Winkelmaß verarbeiten kann. Da steht er am Weg, aber kein Zimmermann sieht ihn an. So sind Eure Worte, o Herr, groß und unbrauchbar, und alle wenden sich einmütig von ihnen ab.“
Chuang-tse sprach: „Habt Ihr noch nie einen Marder gesehen, der geduckten Leibes lauert und wartet, ob etwas vorüberkommt? Hin und her springt er über die Balken und scheut sich nicht vor hohem Sprunge, bis er einmal in eine Falle gerät oder in einer Schlinge zugrunde geht. Nun gibt es aber auch den Grunzochsen. Der ist groß wie eine Gewitterwolke; mächtig steht er da. Aber Mäuse fangen kann er freilich nicht. Nun habt Ihr so einen großen Baum und bedauert, daß er zu nichts nütze ist. Warum pflanzt Ihr ihn nicht auf eine öde Heide oder auf ein weites leeres Feld? Da könntet Ihr untätig in seiner Nähe umherstreifen und in Muße unter seinen Zweigen schlafen. Nicht Beil noch Axt bereitet ihm ein vorzeitiges Ende, und niemand kann ihm schaden. Daß etwas keinen Nutzen hat: was braucht man sich darüber zu bekümmern!“
Mit andern Worten: alles an seinem Platz und nach seiner Weise. Das gilt auch für die Menschen, nur merken es die meisten nicht, weil sie in der Klemme sitzen mit dem falschen Job, dem falschen Ehepartner oder dem falschen Haus. Wenn du dein wahres Wesen kennst und achtest, weißt du, wo du hingehörst. Du weißt aber auch, wo du nicht hingehörst. Was der eine ißt, mag für den andern Gift sein, und was manche toll und aufregend finden, ist für andere eine gefährliche Falle. Das verdeutlicht ein anderer Vorfall aus Chuang-tses Leben:
Chuang-tse fischte einst am Flusse P'u. Da sandte der König von Ch'u zwei hohe Beamte als Boten zu ihm und ließ ihm sagen, daß er ihn mit der Ordnung seines Reiches betrauen möchte.
Chuang-tse behielt die Angelrute in der Hand und sprach, ohne sich umzusehen: „Ich habe gehört, daß es in Tschu eine Götterschildkröte gibt. Die ist nun schon dreitausend Jahre tot, und der König hält sie in einem Schrein mit seidenen Tüchern und birgt sie in den Hallen
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