Tapas zum Abendbrot
Hochzeit ein. Ihre Mutter etwa hat ein Ringkissen aus dem Stoff des Brautkleides ihrer eigenen Mutter genäht. Und Monas Vater bringt seine Tochter zu Khaled â auch wenn es keinen Altar und keinen Priester gibt. Gesagt wird bei der Trauzeremonie auch nichts. Das hätte Khaleds Familie dann wohl doch ein bisschen zu christlich gefunden. Mona und Khaled tauschen die Ringe und müssen später aus einem Bettlaken ein Herz ausschneiden â wie bei einer deutschen Hochzeit. Eigentlich wollten sie auch noch einen Baumstamm zersägen, aber der lieà sich in Ãgypten nicht so leicht organisieren. Als Khaled seine Mona durch das Herzloch im Laken trägt, klatschen die Gäste. Am Ende tanzen alle, meist die Frauen mit den Frauen und die Männer mit den Männern. »Ein bisschen wie in der Schwulendisco«, sagt Mona. »Zwar haben viele Ãgypter ein Problem mit Schwulen, aber eng miteinander tanzen und Händchen halten, das ist zwischen Männern kein Problem.«
Mona hofft, dass am Ende dann doch alle glücklich waren. Sogar ihre Eltern.
»Als ich damals nach dem Abi nach Ãgypten geflogen bin«, erzählt sie, »da haben sie noch gesagt: âºSchaff dir da bloà keinen Freund an! Das kann nichts werden.â¹Â« Es ist vier Jahre her, dass sich Khaled, studierter Sportlehrer, ein groÃer Mann mit strahlendem Lächeln, und Mona, eine zarte, kleine Person mit blonden Locken, bei der Arbeit in einem Hotel in Hurghada trafen. Khaled war da noch Jungfrau. Für ihn hat Sex eine andere Bedeutung als für die meisten deutschen Jungs. Er wollte warten, bis er die Frau trifft, die er heiraten wird.
Und ihm war ziemlich schnell klar: Diese Frau ist Mona. Dabei sprach Khaled damals kaum Englisch. »Aber es war wie Magnetismus«, sagt Mona. »Wir wussten beide, dass das mit uns eigentlich keine gute Idee war. Aber wir konnten es nicht verhindern.« Sechs Monate später brachte Khaled seine Mona zum Flughafen nach Kairo. Sie musste zurück nach Deutschland. Sie weinte bis ihre Augen ganz geschwollen waren.
Als sie zu Hause ihren Eltern sagte, dass sie einen ägyptischen Freund hatte, waren die geschockt. Aber sie hofften, dass es schon wieder vorbeigehen würde mit dieser Sommerliebe. Sie setzten auf das Studium, das Mona nun begann, und attraktive Kommilitonen.
»Da gab es damals eine riesige Distanz zwischen uns, weil sie meine Beziehung nicht ernst genommen haben«, sagt Mona. Immer wieder musste sie sich Geschichten anhören über muslimische Männer, die ihre Frauen schlugen, die auf einmal zu Islamisten wurden oder ihre Kinder entführten. Und war es nicht auch verständlich, dass die Eltern sich Sorgen machten? SchlieÃlich kannten sie kein anderes deutsch-ägyptisches Paar, wussten nicht, wie so etwas funktionieren sollte.
Um wieder bei Khaled sein zu können, organisierte sich Mona ein Praktikum im deutschen Konsulat in Kairo â und erfuhr, dass das, was ihre Eltern sagten, nicht nur Geschichten waren. »Da kamen deutsche Frauen, die verprügelt wurden, denen die Männer die Papiere abgenommen hatten. Deshalb kann ich meine Eltern heute verstehen«, sagt Mona. »Wenn mir jemand erzählen würde, dass er mit einem Ãgypter zusammen ist, dann würde ich auch erst einmal ein paar kritische Fragen stellen.« Khaled wird mit solchen Männern in einen Topf geworfen, das weià er. In all den Jahren hat er daher nicht einmal Geld von Mona angenommen, obwohl sie in Euro bekam, was er in Ãgyptischen Pfund verdiente: also siebenmal so viel. Aber dass jemand sagen könnte, er sei nur des Geldes wegen mit ihr zusammen â das wollte er nicht riskieren. Auf seine Facebook-Seite hat er geschrieben, was ihm wichtig ist: »I believe in true love.«
»Man muss einfach immer berücksichtigen, was andere denken«, sagt Mona. Als sie zum ersten Mal zu Khaleds Eltern aufs Land fuhr, war sie daher wahnsinnig aufgeregt. Sie wusste ja schon, wie seine Eltern zur ihr standen: Sie fanden die Sache mit ihrem Sohn und dieser Deutschen nicht gut. Dass die beiden zusammen waren, ohne verheiratet zu sein, das war komisch für sie, das war gegen die Regeln. Manzuma und Mohammed wohnen auf dem Land in einem kleinen Bauernhaus. Es sind einfache Leute, die ihre Traditionen pflegen. Als Mona das Haus ihrer zukünftigen Schwiegereltern betrat, pochte ihr Herz wie wild. Sie sprach damals noch kaum ein Wort Arabisch.
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