Tapas zum Abendbrot
strahlendstes Lächeln aufsetzt. »Wir wollten, dass sich bei unserer Hochzeit alle mit uns freuen können, dass keiner ein komisches Gefühl hat«, sagt sie. Doch was sich simpel anhört, war ein gewaltiger Balanceakt zwischen den Kulturen. Denn man kann nicht gerade sagen, dass beide Familien von Anfang an begeistert waren über diese deutsch-ägyptische Liebe â vor allem die Eltern nicht.
Auf der einen Seite sind da Mohammed und Manzuma, Mutter und Vater von Khaled. Sie sind ägyptische Bauern. Aus dem Stall neben ihrem Haus hört man den Esel. Freitags gehen Mohammed und Manzuma in die Moschee.
Auf der anderen Seite sind da Ute und Jürgen aus Wismar. Ute und Jürgen gehen nie in die Kirche. Früher, in der DDR, gingen sie gemeinsam an den FKK-Strand.
Khaleds Eltern haben Angst, dass ihr Sohn für immer das Land verlässt, dass er abhaut in den reichen Westen und sie nie ihre Enkel sehen werden. Monas Eltern befürchten dasselbe, nur in der umgekehrten Richtung: Was ist, wenn Mona tatsächlich nach Ãgypten zieht? Was können sie dann tun, falls Khaled plötzlich gewalttätig werden sollte? Was, wenn er Mona trotz Ehevertrag nicht mehr nach Deutschland reisen lässt? Oder wenn er die Kinder streng muslimisch erziehen möchte? Könnte er Mona zwingen, sich zu verschleiern? Wird Mona nun Muslima? Tausend Gedanken, tausend Sorgen. »Wenn es das Buch Nicht ohne meine Tochter nicht gäbe«, sagt Mona, »dann wäre mein Leben leichter.«
Das menschliche Hirn ist ja ein Meister darin, Dinge zu vereinfachen. Das muss es auch, denn wenn wir versuchen würden, unsere Umwelt komplett zu erfassen, würden wir wohl verrückt werden. Die Bildung von Stereotypen erleichtert das Leben deshalb ungemein. Wer in Bayern zu einem Fest geht, der erwartet vermutlich groÃe Gläser mit Bier, wer in der Bahn einen tätowierten Muskelmann mit Stiernacken sieht, der erwartet wahrscheinlich kaum einen Doktortitel. Und wenn eine Frau in Businesskostüm mit Hochsteckfrisur und High Heels von ihren vier Kindern erzählt, wer ist da nicht überrascht? Internationale Paare kennen solche Stereotype bestens. Ein Amerikaner und eine Hamburgerin? Spannend! Eine Argentinierin und ein Ostfriese? Hoffentlich hält der ihr Temperament aus! Ein Ãgypter und eine junge Frau aus Wismar? Ui, das klingt gefährlich! Je gröÃer das wirtschaftliche Gefälle zwischen den Herkunftsländern ist, desto skeptischer reagiert oftmals die Umwelt. Und kommen dann noch der Islam und ein dunkler Teint dazu, dann überfällt viele eine diffuse Angst â spätestens seit dem 11. September 2001.
Unter diesen Umständen wird für Mona schon die Auswahl des Brautkleides schwierig. In Ãgypten tragen die Bräute weiÃe Bodys unter den Kleidern, damit die Arme bedeckt sind. »Wenn ich das gemacht hätte«, sagt Mona, »dann hätten meine deutschen Verwandten gesagt: âºO Gott, jetzt muss sie sich verschleiern.â¹Â« Mona trägt deshalb einen Bolero.
Monatelang hatten sie und Khaled sich den Kopf zerbrochen, wie die Hochzeit so deutsch wie möglich werden könnte, ohne die ägyptischen Gäste vor den Kopf zu stoÃen. Eigentlich gibt es nämlich bei einer typischen Hochzeit in Khaleds Familie keine groÃe Zeremonie. Seinen Eltern ist die Sache mit der groÃen Liebe ohnehin suspekt. Für ihre beiden Töchter haben sie die Bräutigame jedenfalls noch selbst ausgesucht. Nach der Verlobung kamen die Männer dann jeden Tag zu Besuch, damit das Paar sich kennenlernen konnte â natürlich unter Aufsicht. Mona kann sich nicht vorstellen, selbst auf diese Weise den Mann fürs Leben aufs Auge gedrückt zu bekommen. Aber sie hat gelernt, dass man nicht die ganze Welt nach deutschen MaÃstäben beurteilen darf. Und Khaleds Schwestern empfinden es als völlig normal, dass ihre Eltern einen Mann für sie aussuchen. Das gehört schlieÃlich zu den elterlichen Pflichten. »Ich glaube, die führen nun recht glückliche Ehen«, sagt Mona.
Zu viele Herzchen und Liebesbekundungen, das weià sie, würden die ägyptischen Hochzeitsgäste also merkwürdig finden. Doch gleichzeitig wollen sie und Khaled natürlich auch den Deutschen etwas bieten. SchlieÃlich haben die eine lange Reise auf sich genommen, um zur Hochzeit zu kommen.
Mona baut daher so viele deutsche Elemente wie möglich in die
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