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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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nach eben diesen Regeln, die er sein ganzes Leben lang gelernt und verinnerlicht hat.
    Wenn ich früher Paare hörte, die einen scharfen Tonfall anschlugen, dann dachte ich: »Wie furchtbar. So redet man einfach nicht miteinander.« Mittlerweile weiß ich: Sehr viele reden so. Nicht nur in Spanien. Denn auch innerhalb meines eigenen Landes gibt es unterschiedliche Sprechkulturen. Im Prinzip muss man sich in jeder Partnerschaft aufeinander einpegeln. Bei uns sieht das so aus: Ich werde auch mal lauter, ohne mich dabei unwohl zu fühlen – und er beginnt manche Sätze mit einem vorsichtigen »Also, ich bin der Meinung, dass …«
    Immer noch nicht gewöhnt habe ich mich aber an Robertos Ankündigungen. Wenn er sagt: »Ich denke, ich werde endlich mal wieder regelmäßig schwimmen gehen«, dann freue ich mich. Weil er in seinem Job den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt. Weil ich finde, dass er Sport treiben sollte. Weil ich ihm das schon oft genug mitgeteilt habe, er aber immer nur »Jaja, irgendwann, wenn ich mehr Zeit habe« antwortet. Also frage ich nach ein paar Tagen nach: »Wolltest du nicht schwimmen gehen?«
    Â»Jaaa, aber ich hatte noch keine Zeit.«
    Wieder ein paar Tage später: »Du wolltest doch schwimmen gehen!«
    Â»Aber Marike, ich habe dir doch gesagt: Ich habe gerade keine Zeit!«
    Ich, ratlos: »Du hast es dir doch vorgenommen!«
    Er, leicht verärgert: »Habe ich einen Vertrag unterschrieben, nur, weil ich davon gesprochen habe?«
    Als Roberto seine Doktorarbeit schrieb, sagte er alle paar Monate Sätze, die mit »… will ich fertig sein« endeten. Wahlweise lautete der Anfang dieser Sätze »Bis Weihnachten«, »Bis zum Sommer« oder »In drei Monaten«. Anfangs hakte ich nach ein paar Wochen nach: »In dem Tempo schaffst du es aber nicht bis Weihnachten.« – »Mal sehen«, sagte Roberto dann. »Aber du willst doch bis Weihnachten fertig sein?«, fragte ich jedes Mal verwundert. Und er erwiderte, dass ich ihn nicht so kontrollieren solle.
    Meine Freunde schüttelten irgendwann auch nur noch den Kopf. Der belügt sich doch selbst, befanden sie, und glaubten ihm – genau wie ich – kein Wort mehr, wenn er wieder eine Ankündigung machte. Irgendwann war mir klar: Entweder ist mein Freund ein Schnacker, der immer nur redet und nie etwas macht. Oder aber wir reden hier grundsätzlich aneinander vorbei, wobei ich die zweite Alternative durchaus bevorzugte. Daher dämmerte mir langsam, dass Roberto seine Aussagen gar nicht als Ankündigung verstand. Sie waren eine Absichtserklärung, ein Wunsch. Ein Deutscher hätte vermutlich gesagt: »Ich hoffe, dass ich es bis Weihnachten schaffe.« Dann hätten meine Freunde und ich auch nicht so verwundert reagiert, wenn sich Weihnachten als ein völlig abstruses, abwegiges, unrealistisches Ziel herausstellte. Aber er hatte nun einmal gesagt: »Weihnachten will ich abgeben!« Er musste sich doch Gedanken gemacht, einen Zeitplan aufgestellt, alles gut kalkuliert haben, um zu einer solchen Aussage zu kommen!
    Ich habe mehrere Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass ich mit dieser Annahme grundlegend falschliege. Auch wenn er sagt »Ich mache das«, heißt das nicht, dass er es bereits fest vorhat. Es heißt lediglich »Irgendwann mache ich das.« Mein Freund schüttelt jedes Mal den Kopf, wenn ich ihn an eine vermeintlich feste Zusage erinnere. Ich schüttele den Kopf, weil man so einem ja gar nichts mehr glauben kann.
    Als ich in einer lustigen Runde am Vorabend einer Hochzeit Robertos Verwandten von seinen »Ich werde«-Sätzen und deren mangelhafter Umsetzung erzählte, lachten sie herzlich. Diese Deutsche! Dass die aber auch alles so genau nehmen musste!
    Was man sagt, so ist mir jetzt klar, ist das eine. Was man damit tatsächlich sagt, etwas völlig anderes.
    Witz gemacht, nicht gelacht
    Im Fall von Manoj und Sonja ist sie bis heute der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen, verbal gesehen. Für ihn kann es nicht höflich genug zugehen, er findet sie und andere Deutsche häufig zu direkt. In seiner Kultur sagt man sich Kritik nicht ins Gesicht, und wenn, dann ist das wie eine Kriegserklärung. Darauf hat sich Sonja eingestellt. Die beiden sprechen Englisch miteinander. Das bedeutet: Manoj ist im Vorteil, denn in seinem Heimatland Singapur ist Englisch Amtssprache. Sonja beherrscht

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