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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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mir galant in den Sattel. Dann preschten wir wie auf ein geheimes Zeichen gleichzeitig los. Wir ritten durch das offene Tor, den Hang hinab, durch die Stadt und auf der anderen Seite den Hügel wieder hinauf. Es war, als sässe ich auf meinem Lieblingshengst Fantasy und ritt wieder durch die wunderschöne Umgebung unseres Ferienhauses.
    »Wohin entführst du mich eigentlich? Bitte, sag es mir«, flehte ich. Wir folgten einem kleinen Bach im Lichten Wald, und ich bettelte schon eine ganze Weile, doch bis jetzt war er immer stur geblieben.
    »In Ordnung, ich sage es dir, denn wir sind bald da.«
    Ich sah ihn erwartungsvoll an.
    »Ich zeige dir das Elfendorf und stelle dich meiner Mutter vor.« Jetzt war er derjenige mit dem erwartungsvollen Blick.
    »Wow, das ist …toll. Unglaublich!«
    »Wow? Was bedeutet das?«
    »Es ist ein Ausdruck des Erstaunens.« Und ich war wirklich erstaunt. Normalerweise, oder zumindest in den meisten Filmen, war es ein grosser Schritt, wenn man seine Freundin den Eltern vorstellte. Und unsere Beziehung war vielleicht etwas Besonderes, aber gleich so? Wir kannten uns ja noch nicht allzu lange. Und wir waren auch erst seit kurzem ein Paar. Oder, genauer gesagt, würden es bald seit kurzem sein. Hoffentlich.
    »Es ist wirklich toll, Giardio. Und lerne ich deinen Vater ebenfalls kennen?«
    »Nein!« Es kam schnell, hart und überrumpelte mich. Für einen Augenblick stand vor mir nicht mehr Giardio, sondern mein Vater. Doch das Bild verblasste so schnell, wie es gekommen war, und zurück blieb nur das Gefühl. Das mir so verhasste Gefühl. Man durfte doch wohl fragen, aber anscheinend lag ich da falsch. Dann sah ich ihn so lange an, bis er meinem Blick begegnete.
    »Ich freue mich wirklich darauf. Danke.«
    Schweigen. Was sollte ich hinzufügen?
    »Gibt es irgendwelche Regeln, die ich beachten muss? Wie bei der Königin?«
    Einen Moment lang starrte er noch ins Leere, mit seinen Gedanken meilenweit weg, dann grinste er. Nun war er wieder der Alte, und die trübe Stimmung verflog.
    »O ja, du musst dich, wenn du meiner Mutter begegnest, auf die Knie werfen und mit den Armen schlagen als Zeichen dafür, dass du und sie nicht allzu verschieden seid, obwohl sie fliegen kann und du nicht.« Er blickte mich aus grossen, treuherzigen Augen an.
    »Nichts für ungut, aber dann sehe ich ja völlig bescheuert aus. Als wäre ich nicht ganz dicht.«
    Plötzlich prustete Giardio los: »Natürlich nicht! Wir sind ja nicht seltsam! Sei einfach, wie du bist.«
    »Einfach, wie ich bin?«
    »Ja. Das ist genug.«
    Genug? Wollte er damit etwa ausdrücken, dass ich nur durchschnittlich war, nichts Besonderes?
    »Hör mal«, befahl er. Ich spitzte die Ohren und vernahm die natürlichen Waldgeräusche und noch etwas. Es klang wie Stimmen. Hohe, melodiöse Stimmen. Da, ein Lachen.
    »Sind sie das?«, flüsterte ich fast ehrfürchtig.
    Er nickte. »Wir sind gleich da. Bereit?«
    »Bereit.« Wir ritten weiter und plötzlich standen wir auf einer Lichtung. Verwirrt sah ich mich um, denn ich sah niemanden. Ich war mir doch sicher, dass ich Stimmen gehört hatte. Giardio musste meine Verwirrtheit gespürt haben, denn er fasste mich leicht am Arm – es fühlte sich an wie ein Stromschlag – und zeigte nach oben. Und dann sah ich es. Über uns, in den Bäumen, waren Hütten aus Holz und Blättern, verbunden durch Hängebrücken und grosse Netze. Langsam realisierte ich, dass über uns ein ganzes Dorf hing, das Dorf der Elfen.
    »Giardio!«
    Der schriller Ruf riss mich aus meiner Trance. Ein Mädchen tauchte aus den Baumkronen auf und flog auf uns zu. Ihre zarten Flügel schimmerten rosa und ihr langes blondes Haar umwehte sie. Sie fasste Fuss auf dem Boden und tänzelte auf Giarido zu. Dann warf sie ihre Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. Sie war klein – ich musste zugeben, ich war auch keine Riesin, aber trotzdem überragte ich sie – und ging mir knapp bis zum Bauchnabel. Ihr Gesicht war rund und eher flach, und sie hatte blaue Augen. Die zwei umarmten sich innig. Verdutzt beobachtete ich die beiden. Das Mädchen, oder besser gesagt, die Elfe, strahlte übers ganze Gesicht. Sie war ein entzückendes Geschöpf. Ich mochte ihr Lachen sofort – wie auch nicht? – denn es war ansteckend und perlend. Irgendwie schien es mir vertraut, ebenso wie einige ihrer Bewegungen. Sie schienen so unangestrengt und aufrichtig. Ich beobachtete, wie sie sich von Giardio löste, einige Zentimeter abhob und ihm das Haar

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