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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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verwuschelte. Dann riss sie ein bisschen Gras aus und liess es auf ihn niederrieseln. Mit ausgelassenem Gelächter flatterte sie davon, weil er sich »rächen« wollte. Sie streckte ihm die Zungeheraus und freute sich sichtlich darüber, dass er mitlachte. Nach einer Weile ergab er sich und sie kam wieder auf den Boden. Misstrauisch sah sie ihn an. Abwehrend hob er die Hände. Sie machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu. Schnell zog er sie an sich, drückte ihr die Finger in den Rücken, genau an der Stelle, an der die Flügel herauswuchsen, und verwuschelte ihr die Haare. Die Kleine gab sich Mühe davonzufliegen, doch sie schaffte es nicht.
    In einem Anfall von kindlicher Frustration schlug sie ihm gegen die Brust: »Ach, hör auf, es tut mir leid. Tut mir leid. Ich lass dich los, aber du musst zuerst aufhören.«
    Sie sah ihn an und nahm die Hände runter. Nochmals verwuschelte er ihr die Haare, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und liess sie los. Sofort flatterte sie in die Höhe, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich beschloss, das sei kein schlechter Moment, um mich bemerkbar zu machen. Ich räusperte mich.
    »Lizzy! Es tut mir leid.« Giardio legte mir eine Hand auf den Arm. Neugierig sah mich die Elfe an. Ihre Augen klebten vor allem auf seiner Hand, auf meinem Arm.
    »Darf ich vorstellen«, er drehte sich um und winkte das Mädchen heran, »meine Schwester Davinia.«
    »Schwester?«, fragte ich entgeistert. Davon hatte er nie etwas gesagt.
    »Ja, meine jüngere Schwester. Davinia, das ist Elizabeth Kendra Angel, genannt Lizzy.«
    Scheu streckte sie mir die Hand entgegen. Ich nahm sie und schüttelte sie ganz vorsichtig.
    »Wer ist dieses Mädchen?«, fragte sie an Giardio gewandt.
    Interessiert sah ich ihn an. Was würde er wohl antworten? Ich sei eine Freundin? Eine Last? Irgendjemand?
    »Eine Freundin. Ich habe sie erst vor einigen Tagen getroffen. Aber ich erzähle euch die Geschichte später. Wo ist Mutter? Und Isabelle?«
    Isabelle? Eine weitere Schwester? Freundin? Seine Freundin Freundin?
    »Sie sind sicher gleich da. Die Nachricht spricht sich jedes Mal schnell herum, wenn du uns besuchen kommst.« Scheu lächelte sie mich an.
    »Wie alt bist du?«, fragte Davinia.
    »Sechzehn.«
    »Sechzehn! Erst! Das glaube ich nicht!«
    »Wieso, hättest du mich älter geschätzt?«
    »Ja! Du bist auch älter! Ganz bestimmt! Ich bin ja nicht blöd!!«
    Plötzlich bemerkte ich, dass Giardio sich ein Grinsen zu verkneifen versuchte.
    »Wie alt bist denn du?«, fragte ich zurück. Nichts gegen Giardio, aber seine Schwester war ja komplett durchgeknallt!
    »Ich? Ich bin gerade einundneunzig geworden.«
    91! Schockiert sah ich sie an. Eindeutig, sie hatte den Verstand verloren. Ja, sie war klein, aber nicht, weil sie schon so alt war, sondern eher weil sie noch so jung war! Da konnte Giardio sich nicht mehr zurückhalten. Er lachte laut los.
    »Was ist so lustig?«, fauchte ich ihn an, doch er ignorierte mich und wandte sich an seine Schwester.
    »Sie ist eine Art Dorfbewohnerin.«
    Als ob das sein Lachen erklären würde!
    »Wirklich?« Davinia blickte mich mit glänzenden Augen an.
    »Ganz ehrlich?« Er nickte.
    »Oh! Darum! Es tut mir so leid! Ich bin in dem Fall … ähm«, hilfesuchend sah sie sich zu Giardio um.
    »Geteilt durch dreizehn.«
    »Ich bin also sieben Herbste alt. In deiner Rechnung. Stimmt doch, oder?«
    »Genau!«
    »Und du bist in dem Fall in meiner Rechnung … zweihundertacht.«
    »Wieso mal dreizehn?«, erkundigte ich mich.
    »So rechnet man um. Wieso, kann ich dir auch nicht sagen. Du solltest vielleicht wissen, dass Dorfbewohner, wie die Elfen die Normalsterblichen nennen, hier nur äusserst selten sind. Sie reisen vielleicht mal durch, aber verweilen nie, denn wo sollten sie bleiben? Sie können ja nicht in die Bäume hinauf.«
    »Deshalb war ich auch erst mit dreizehn zum ersten Mal hier, denn sonst wäre ich von den Bäumen gefallen. Ausserdem dürfen hier sowieso keine sterblichen Kinder hin.«
    »Und mit dreizehn bist du etwa schon erwachsen«, neckte ich ihn.
    »Natürlich. Zumindest als Junge. Die Mädchen schon mit zwölf.«
    »Zwölf!«
    »Dasistwohlandersindeiner…«,erräuspertesichnoch rechtzeitig und sah seine Schwester an, »… Gegend.«
    Ich nickte. »Ja, bei uns ist man erst mit achtzehn volljährig, aber in manch anderen …«
    »Giardio!«, unterbrach mich da ein Schrei. Schon wieder kam eine Gestalt auf uns zugeflogen, doch sie fiel ihm direkt um den Hals, ohne

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