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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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blickte ihr noch einmal kurz in die Augen, stiess Davinia sanft, aber bestimmt von seinem Schoss und stürmte zur Tür hinaus. Und als er an mir vorbeilief, sah ich in seinem Blick wieder das, was mich schon einmal aus der Fassung gebracht hatte. Das, was ich nicht einordnen konnte. Das erste Mal hatte ich es bemerkt, als ich ihn nach seinem Lederarmband gefragt hatte, und nun war es wieder da. Und ebenso das Gefühl, dass ich dies schon einmal in anderen Augen gesehen hatte. Doch je mehr ich mich anstrengte, es zu erfassen, desto mehr entglitt es mir.
    Weshalb, wusste ich nicht, aber offensichtlich hatte Agnesia mit der Erwähnung seines Vaters einen Nerv getroffen. Ich hatte schon einiges aus Giardios Leben erfahren, jedoch nie etwas über seinen Vater. Das Thema schien wie ein schwarzes Loch zu sein, an das niemand rühren durfte. Ich hatte nur mitbekommen, dass Agnesias ehemaliger Ehemann wohl nicht zu dem stand, woran er glaubte, und – aus welchem Grund auch immer – sich Giardios Zorn zugezogen hatte. Noch dazu nahm ich an, dass er verstorben sei.
    Unruhig rutschte Isabelle in ihrem Stuhl umher. Sie schien sich sichtlich fehl am Platz zu fühlen. Ich konnte das nachvollziehen. Vermutlich wollte sie ebenso wenig hier sein wie ich. Davinia hingegen schien verletzt. Aus ihren Augen sprach tiefe Trauer und sie schien so verloren, dassich spontan die Arme nach ihr ausstreckte. Dankbarkeit huschte über ihr Gesicht, als sie sich in meine Arme begab. Ich hielt sie fest und begegnete über ihren Kopf hinweg Isabelles Blick. Sie beobachtete mich mit wachen Augen. Spielerisch – und möglicherweise auch, weil ich nicht sehr gut mit gespannten Situationen umgehen konnte – streckte ich auch einen Arm nach ihr aus. Überraschenderweise verzog sich ihr Mund zu einem kleinen Lächeln. Ich erwiderte es. O verflixt. Jetzt war ich auch noch nett zu ihr. Das durfte doch nicht wahr sein!
    Agnesia schien sich völlig unter Kontrolle zu haben. Ihr Gesicht verriet nichts und plötzlich bemerkte ich, wie majestätisch sie aussah. Sie schien das Gesagte nicht zu bereuen. Ihr weiches, faltiges Gesicht zeigte eine gewisse Härte, als hätte sie schon viel zu viel gesehen. Dinge, die nicht für jedermanns Augen bestimmt waren. Aus ihrem Blick sprach eine tiefe Weisheit. Als wüsste sie viel mehr als die meisten. Ihre Ausstrahlung war eindrücklich. Sie wirkte selbstbewusst, aber nicht arrogant und schien ihren Platz in der Welt zu kennen. Als hätte sie meinen Blick gespürt, drehte sie sich zu mir um.
    »Noch etwas Tee?«

    »Und da wohnt Pametasa. Sie ist meine beste Freundin.« Davinia zeigte auf eine Hütte. Abwesend nickte ich. So nett sie es auch meinte, es interessierte mich nicht besonders, wo Pametasa wohnte. Das Einzige, was mir im Kopf herumgeisterte war, die Frage, wo Giardio war. Seit der Auseinandersetzung mit seiner Mutter hatten wir ihnnicht mehr gesehen, und als vor einer Weile ein Elf an die Tür geklopft hatte und uns mitteilte, dass sie bald aufbrechen würden, gab es noch immer keine Spur von Giardio. Wir waren alle gleichzeitig aufgesprungen und hatten den Boten gefragt, ob er ihn gesehen hätte, aber ausser einem entschuldigendem Kopfschütteln gab er keine Antwort.
    »Ich mache mir Sorgen«, gestand ich.
    »Brauchst du nicht. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben und so ist es jedes Mal. Immer, wenn er mit seiner Mutter eine Auseinandersetzung hat, verzieht er sich irgendwo hin und lässt sich eine Weile nicht blicken. Nicht mal ich weiss, wo sein Versteck liegt, obwohl ich es vermutlich herausgefunden hätte, wäre ich ihm gefolgt. Aber was würde das bringen? Wenn er mir etwas erzählen will, kommt er zu mir. Aber er wird sicher auftauchen, sobald wir aufbrechen.«
    Das überzeugte mich nicht gerade. Mein Gesicht musste einmal mehr die Tür zu meiner Seele sein, denn Isabelle fügte hinzu: »Vertrau mir, es gibt keinen Grund, sich zu sorgen.«
    Isabelle legte mir zögernd eine Hand auf den Arm. Sie schien nicht so recht zu wissen, wie wir zueinander standen. Bei ihrer Berührung musste ich mir Mühe geben, nicht zusammenzuzucken, denn, das hatte ich schon vorher bemerkt, die Haut der Elfen war aussergewöhnlich warm. Nicht direkt heiss, aber definitiv über der Durchschnittstemperatur eines Menschen.
    Ohne Vorwarnung legte jemand seinen Arm um meine Taille und eine mir bekannte Stimme flüsterte mir ins Ohr: »Ich möchte dir etwas zeigen.«
    Ich wirbelte herum und war nur wenige Zentimeter von einem Paar

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