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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrina L. Vögele
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kobaltblauen Augen entfernt, die nunnicht mehr vor Wut glühten, sondern so ruhig wie das Meer nach einem Sturm, waren.
    »Giardio!«, rief ich und fiel ihm um den Hals. Überrumpelt blickte er mich an, doch – und den Moment liess ich noch Stunden später immer wieder vor meinem inneren Auge ablaufen – statt mich wegzuschieben, legte er ebenfalls die Arme um mich. Die Umarmung dauerte zwar nicht lange, da wir von Isabelle unterbrochen wurden, doch für mich war es der bis anhin köstlichste Moment des Tages.
    »Wir brechen bald auf«, informierte sie ihn.
    »Ich weiss«, war alles, was er entgegnete.
    »Na, schaffst du es, Isabelle Gesellschaft zu leisten, während ich Lizzy etwas zeige?«, wandte er sich an Davinia. Stolz reckte sie den Hals.
    »Natürlich! Das habe ich auch schon vorher fertiggebracht!«
    Er streckte die Hand aus, um ihr das Haar zu zerzausen, doch sie wich ihm geschickt aus, schnappte sich Isabelles Hand und flatterte mit ihr im Schlepptau davon. Diese drehte sich noch einmal um, blickte Giardio einen Moment lang prüfend an, schien dann zufrieden mit dem, was sie sah, und folgte der Kleinen bereitwillig.
    »Wo ist Mutter?« Die Frage galt mir.
    »Sie sagte, sie hätte noch etwas zu erledigen und würde dann beim Kielfrabenstamm, wo wir die anderen treffen werden, zu uns stossen. Was ist ein Kielfrabenstamm?«
    »Ein Treffpunkt. Doch nun komm, ich will dir etwas zeigen.« Zusammen liefen wir über gespannte Netze, Balken und Hängebrücken. Hier und da wurde er gegrüsst oder man winkte uns fröhlich zu, doch wir hielten nie an, und alle schienen zu merken, dass wir es eilig hatten. Irgendwann blieben wir ziemlich am Rande der Siedlungstehen. Er zeigte auf einen dicken Ast, der an das Netz vor uns grenzte.
    »Da lang.« Wir balancierten darüber, und ich musste mich dazu zwingen weiterzugehen, denn Höhen waren noch nie meine Stärke gewesen. Endlich erreichten wir eine Astgabel, und ich liess mich erleichtert dagegen sinken, in der Annahme, unser Ziel erreicht zu haben. Leider jedoch lag ich mit meiner Vermutung ziemlich daneben. Ohne einen Moment des Zögerns nahm Giardio Anlauf und sprang in die Tiefe. Ich stiess einen leisen Schrei aus. Dann hörte ich einen dumpfen Aufprall, und als ich mich vorsichtig vornüberbeugte, sah ich einige Meter unter mir Giardio auf einem grossen Ast sitzen und zu mir aufblicken. Er grinste breit. Anscheinend amüsierte ihn mein Ausdruck köstlich.
    »Na komm. Du bist dran.«
    Heftig schüttelte ich den Kopf.
    »Niemals.«
    »Komm schon.«
    »Nein. Das ist ja lebensgefährlich! Ist dir überhaupt bewusst, dass du dir das Genick hättest brechen können?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Wenn man nicht mit einer Spur von Gefahr und Risiko lebt, kann man auch keine Abenteuer erleben.«
    Das war vielleicht der Zeitpunkt ihm zu erklären, dass ich nicht gerade auf Abenteuer erpicht war. War ich noch nie. Doch: Ich war in einer anderen Welt, war von einem Vampir angegriffen worden und befand mich in einem Elfendorf. Wenn das nicht abenteuerlich war, was dann?
    »Und du wirst auch dafür sorgen, dass ich eine ordentliche Bestattung bekomme, falls dieser Sprung meinen Tod bedeutet?«
    Er verdrehte schmunzelnd die Augen: »Natürlich. Doch so weit lass ich es nicht kommen. Und nun spring.Du musst nur einen grossen Schritt machen und ich werde dich fangen. Garantiert.«
    Ich sah ihn noch einen Moment unsicher an, schloss kurz die Augen und richtete mich auf. Alles oder nichts, hiess es wohl. Ich kniff die Augen zu und machte einen grossen Schritt ins Leere.
    Der Kick war gigantisch. Erschrocken riss ich die Augen wieder auf und sah wie Farben und Konturen an mir vorbeisausten. Und bevor ich richtig realisierte, dass ich mich eben ins Nichts fallen gelassen hatte, in der Hoffnung, von jemandem mindestens fünf Meter unter mir aufgefangen zu werden, spürte ich, wie zwei starke Hände meine Handgelenke umschlossen und mich vor dem Weiterfallen bewahrten.
    »Siehst du? Ich habe dich vor Calvin gerettet, vor dem Pereofrotus und habe dich aufgefangen. Ich würde nie zulassen, dass dir etwas zustösst. Nie«,fügte er mit Nachdruck hinzu. Seine Hände, die immer noch meine Handgelenke umschlossen, fühlten sich plötzlich ganz heiss an, und von seinem Atem, der mich wie eine Wolke umhüllte, wurde mir ganz schwindlig. Wir standen nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, und ich konnte feststellen, dass er nach Wald, Meer und ein klein wenig nach Zimt roch. Sein Duft war

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