Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
veranstaltete gerne Feste und traf sich auch immer wieder mit den anderen Ehefrauen. Gut für sie, schliesslich plagten sie nicht dieselben Gedanken. So sehr er es verabscheute, es war eine Tatsache, dass er sich über die hinterhältigen Pläne der anderen Sorgen machte. Es brachte niemandem etwas, Kayla aus dem Weg zu räumen. Niemandem aus ihrer Nicht-Einheit. Anderen schon. Anderen brachte jede Vernichtung der Nicht-Einheit etwas.
Er sah wieder auf die Begrüssungszeremonie hinab. Er selbst mochte Gäste nicht allzu sehr. Er wurde viel lieber eingeladen. Er genoss den Prunk, der um seine Person veranstaltet wurde. Es gab ihm ein Gefühl tiefster Zufriedenheit, denn für ihn war es ein Zeichen, dass die anderen wussten, wer er war. Wussten, wie wichtig er war, egal, wie sehr sie sich auch wünschten, es wäre anders. Sie waren nicht die Einzigen, die das wünschten.
Er widmete sich wieder Kayla und den Neuankömmlingen, die über den Hof geführt wurden und aus seinem Blickfeld verschwanden, als sie das Gebäude betraten. Bald würden sie durch die Tür am anderen Ende des Zimmers kommen. Er drehte sich um.
»Wir sind vollzählig«, sagte er mit einem erwartungsvollen Lächeln, das das aller Anwesenden widerspiegelte. Just in dem Moment öffnete sich die Tür.
»Willkommen.«
V
Es war ein verstörender Anblick, der sich mir bot. Vor, hinter und neben mir flogen Dutzende von Elfensoldaten. Diese zarten, und doch so muskulösen Männer waren in Rüstungen gekleidet, die aus Metall, Zweigen, Baumrinde, Blättern und Gräsern bestanden. Alle hatten Pfeil und Bogen bei sich, denn – so hatte Agnesia mir erklärt – jedes Volk für sich hatte seine eigene Kampftechnik und die der Elfen war das Bogenschiessen. Allein wie sie aussahen war bizarr, denn zu den Rüstungen trugen sie spitze Hüte aus zusammengerollten Blättern, die als Helme dienten. Alles in allem ein eher gewöhnungsbedürftiger Anblick, vor allem, weil niemand bedrückt schien, sie scherzten miteinander oder führten angeregte Diskussionen.
»Quintus Kalgulas«, stellte sich mir plötzlich ein Elf vor. Er war nicht allzu gross, strohblond mit blauen Augen und Flügeln, die nicht halb so schön waren wie Giardios. Seine waren eher eine Mischung zwischen Grün und Blau und nicht so klar wie die des Elfmenschen, der neben mir ritt und uns amüsiert beobachtete. Quintus hatte eineschöne Nase, schmale Lippen und war schlank, nicht gerade ein Muskelprotz.
»Elizabeth Angel, Lizzy«, erwiderte ich.
»Erfreut.« Er beugte sich nach vorne und küsste mir die Hand.
»So eine sanfte Hand. Ich würde nur zu gerne wissen, ob sich deine Lippen auch so anfühlen. Darf ich?«, fragte er mich verschmitzt und kam ein wenig näher. Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte ich mich zu Giardio um, der sich vor Lachen kaum noch im Sattel halten konnte. Ich streckte ihm wie eine Fünfjährige die Zunge raus und widmete mich wieder Quintus.
»Möglicherweise in einem anderen Leben.«
Er brach in schallendes Gelächter aus.
»Humor hast du auch noch! Bildhübsch und lustig – was will man mehr!«
Ich errötete bis unter die Haarspitzen, was dazu führte, dass Giardio sich nur noch mehr vor Lachen bog und Quintus mich noch frecher angrinste.
»War nur ein Spass. Das mit dem Kuss. Aber wenn ich es mir recht überlege …«
Jetzt musste auch ich lachen.
»Wenn
ich
es mir recht überlege, sollte ich diese Konversation jetzt vielleicht für beendet erklären.«
»Verständlich.«
Ich wartete, denn jetzt musste noch etwas kommen, sonst wäre er wahrscheinlich – wie ich schätzte – nicht Quintus.
»Aber nicht nachvollziehbar!«, erfüllte er meine Erwartungen. Ich kicherte abermals.
»Du bist wahrscheinlich entweder Agnesias verheimlichte Tochter, obwohl das eher unwahrscheinlich ist, dadu kein Paar von diesen Halunken besitzt«, er flatterte kräftig mit den Flügeln, »oder das Mädchen, das den Vampirangriff überlebt hat. Na, was stimmt?«
»Ersteres«, antwortete ich so ernst wie möglich. »Ich musste sie abschneiden, weil ich auf der Flucht war, und um meine Identität zu wahren, durfte ich sie nicht länger behalten.«
Er grinste.
»Natürlich. Also, Version Nummer zwei? Erstaunlich. Ich bin sehr froh, dass dieses Parasitchen dich nicht leergesaugt hat. Das wäre zu tragisch.« Er setzte eine betont seriöse Miene auf.
»Eigentlich verdanke ich mein Leben Giardio. Er hat mich gerettet«, erklärte ich schnell.
Quintus schien beeindruckt und klopfte
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