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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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den Wolken, als könnte er von ihnen Unterstützung bekommen, und anscheinend bekam er sie. Er fing meinen Pass und hielt den Ball fest. »Und der Koran, Bruder, der war zu Mohammeds Lebzeiten noch nicht mal ein Buch. Er musste von Steinen, Blättern und Tierrippen zusammengetragen und während des Kalifats von Uthman überarbeitet werden … Suren wurden gekürzt, Teile gingen verloren oder wurden umgestellt, denn das menschliche Gedächtnis ist fehlerhaft, widersprüchliche Versionen wurden zerstört, und es gibt tausend verschiedene Lesarten. Dieser göttliche Text hat viel Menschliches an sich. Letzten Endes ist es ein klitzekleines Buch für klitzekleine Menschen, aber Allah ist GROSS . Du willst Muslim sein? Ich bin so sehr Muslim, dass ich auf den Bukhari scheißen und mir den Arsch mit der Muwatta abwischen kann. Ich kann sagen, dass Mohammed ein Schwanzlutscher war, und es ist ganz egal, weil er tot ist und Allah lebt.«
    »Wie kannst du …«
    » La ilaha illa Allah , deshalb. Ich bin so sehr Muslim, scheiß auf den Islam.« Er sagte das weder gehässig noch zynisch – im Gegenteil, scheiß auf den Islam kam ihm genauso gefühlvoll über die Lippen wie seine Sermone im Vollrausch. »Ich bin so sehr Muslim, dass das ganze Fiqh wertlos ist. Keine Madrasa aus unvollkommenen menschlichen Wesen kann meinen Glauben für sich beanspruchen. Allah hat die Alime nicht mit so einem Scheiß betraut. Lass sie doch ihre abgewichsten Fatwas darüber ausgeben, wie lang der Bart eines Mannes sein muss, die können mich alle mal.«
    »Also, was bist du dann«, fragte ich, »ein Agnostiker?«
    »Nein, ich bin Muslim. Aber wenn überhaupt, dann ist der Agnostizismus der eigentliche Islam; denn du wartest auf die Antworten von Allah selbst, nicht auf die von Imam Siraj Schwachkopf.«
    »Und was zum Teufel willst du jetzt mit dem Islam machen?«
    »Ich weiß es nicht. Inschallah subhanahu wa ta’ala, ich glaube, ich werde ein Punkkonzert veranstalten.«
    Fasiq verbrachte eine Woche bei einem Freund. Ich trottete hinterher, als Umar rüberging, um sich zu entschuldigen. Alles, was mir in der Bleibe von dem Typ auffiel, war, dass die Poster an seiner Wand überraschenderweise Hippie-Vibes ausstrahlten – Bob Marley, Weltfrieden, »Stoned Agin« von Robert Crumb; doch Fasiq schien sich dort deutlich wohler zu fühlen, als ich erwartet hatte. Matthew Arnold hat sich wohl geirrt; nicht Literatur, sondern Gras ist unser kulturelles Bindemittel.
    »Ein Mann zu sein«, sagte Umar mit geradem Rücken und durchgedrückter Brust, »bedeutet auch, dazu zu stehen, was man getan hat, und zuzugeben, wenn es falsch war. Bruder, es tut mir leid, dass ich deinen Hund getreten habe. Viele Hadithe verbieten Grausamkeit gegen Tiere.«
    »Danke, Umar«, entgegnete Fasiq ruhig.
    »Ich war nur wütend, weil die Engel kein Haus betreten, in dem es einen Hund gibt.« Fasiq blickte zu Boden. »Und ich glaube, ich war schon vorher aufgebracht wegen Ayyub.«
    »Verstehe«, sagte Fasiq. »Ich wäre auch sauer gewesen, wenn er es in meinem Bett getrieben hätte; wenn ich ein Bett hätte , meine ich.«
    Drei Wochen später tankte ich gerade mein Auto auf, als mir plötzlich jemand von der gegenüberliegenden Straßenseite zurief, oder vielmehr zu sang : » HEYYYY , LITTLE RICH BOY !« Ich sah auf und wusste genau, wer das war, aber es überraschte mich, dass er ein T -Shirt trug.
    »Ayyub!«, schrie ich zurück. Auf seinem T -Shirt prangte die Konföderiertenflagge. Rotes Rechteck, blaues X , sieben weiße Sterne. »Wo warst du denn, Mann? Wir dachten alle, du wärst tot!« Ayyub ließ ein Auto vorbeifahren und flitzte dann herüber auf meine Straßenseite. »Wo wohnst du jetzt?«, fragte ich.
    »Hier und da. Zuletzt war ich in Camp Fun. Ja, Bruder, in der Stadtmission.«
    »Oh Gott, Ayyub. Wie ist es da?«
    »Es ist eine abgefuckte Szene, Bruder. Du musst um sieben dort sein, und du musst vor allen Leuten kacken. Es gibt keinerlei Privatsphäre, weil die denken, wir sind alle auf Drogen.«
    »Das ist abartig.«
    »Aber Essen gibt’s umsonst. Allerdings musst du dir diesen Bibelquatsch anhören.«
    »Du machst Witze.«
    »Nein, Bruder. Aber insgesamt ist es da nicht schlecht. Ein Dach über dem Kopf und interessante Leute.«
    »Was hat das T -Shirt zu sagen?«
    Das hier? Es steht für den Süden. Ich liebe den Süden. Neulich habe ich Jehangir in der Stadt getroffen und er hat mir alles über die Moschee von Manassas

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