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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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erzählt.«
    »Manassas?«
    »Manassas, Virginia. Hat Jehangir dir nicht erzählt, dass er mich getroffen hat?«
    »Nein.«
    »Gut. Ich hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er es lassen soll, weil es mir irgendwie peinlich war, dass ich jetzt dort wohne. Aber Manassas, Bruder, da fand die erste Schlacht des Sezessionskriegs statt. Es gab zwei Schlachten – die Südstaatler haben beide gewonnen – und daher hat General Jackson den Spitznamen ›Stonewall‹. Jehangir war dort, weil er gehört hatte, sie hätten eine schiitische Moschee; er hatte noch nie eine gesehen. Er kommt also dorthin, gegen 10.30 Uhr an einem Freitag, seinen Iro hat er unter einem Pakul versteckt, und er sagt dem Imam, wie aufregend es ist, endlich mal eine schiitische Moschee zu sehen. Der Imam fragt: ›Was meinst du mit schiitisch?‹ Jehangir weiß nicht, was er sagen soll. Der Imam erklärt ihm, dass es so etwas wie sunnitisch oder schiitisch gar nicht gibt. Das seien genau die Dinge, die uns voneinander trennen, und das wollen die Ungläubigen ja nur. Weißt du, was das Wort ›Schiit‹ bedeutet?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Es bedeutet: ›Anhänger‹. Anhänger von was? Wem hängt ein Muslim an?«
    »Allah«, sagte ich ohne Zögern.
    »Richtig. Verstehst du? Das hat der Imam von Manassas zu Jehangir gesagt; also sieht Jehangir sich um, schaut sich die Bücher an, die sie dort verkaufen – lauter Scheiß über die Ahl-ul-Bait, die Vierzehn Unfehlbaren und so weiter. Jehangir kauft eins über die Tragödie von Kerbela und eines über den ältesten Sohn Husseins, Zain-ul-Abidin. Und als er bezahlen will, lässt der Imam von Manassas ihn den Taschahud aufsagen und unterbricht ihn an der Stelle über Rasulullahs Nachkommen. Kapierst du, Yusef? Ein Muslim folgt einfach Allah. Sunniten, Schiiten? Das ist Firqa  – Allah spricht sich im Koran dagegen aus, er sagt, man solle niemals Gruppen bilden. Und in den Gebeten? Wie du Ibrahim und seine Nachfolger gesegnet hast . Das ist alles Sunna.«
    »Klingt vernünftig.«
    »Jedes Mal, wenn du dich an eine Sache bindest, löst du dich von einer anderen. Das ist einfach so. Du kannst nicht mit allen Dingen zu jeder Zeit verbunden sein. Du, Yusef: Du hast dein Studium, dein Auto, deine Familie … du kannst nicht mit allem zugleich verbunden sein – dann wirst du in allem scheitern! Als Muslim ist man mit Allah verbunden. Er allein verbindet alles. Ein Muslim unterwirft sich Allah. Allah schickt dir den Regen, die Sonne, Gesundheit und Krankheit … und du musst dich dem unterwerfen. Das ist alles. Egal, ob du Sunnit bist oder Schiit. Abu Bakr war ein Kalif, Ali war ein Imam. Alhamdulillah. Abu Bakr folgte auf Ali, so steht es im Bukhari und in den ganzen Büchern. Und Ali war sowohl Kalif als auch Imam, richtig?«
    »Richtig.«
    »Aber der Imam von Manassas gab Jehangir etwas und Jehangir gab es mir. Jetzt möchte ich es dir geben.« Amazing Ayyub griff in die hintere Tasche seiner abgewetzten Jeans, zog ein zusammengefaltetes Stück Papier heraus und gab es mir.
    Es war eine Fotokopie der Fatwa von Scheich Mahmud Schaltut, dem Direktor der islamischen Universität von Al-Azhar, die das schiitische Fiqh als gültig anerkannte und alle Muslime aufforderte, »sich von unrechtmäßigen Vorurteilen gegenüber bestimmten Sekten zu lösen«. Sie war datiert vom 17. Rabi’al-Awwal, 1378 A .  H . Ich faltete den Zettel wieder zusammen und steckte ihn tief in meine eigene Tasche. »Lass das irgendwo im Haus rumliegen, damit Umar es findet.«
    »Mache ich.«
    »Okay, Bruder. Bis später.« Wir schüttelten uns die Hände. Amazing Ayyub überquerte die Straße und ging, ohne sich umzusehen, eine Straße hinunter, deren Ende ich nicht kannte. Ich sah ihm nach, bis ich sein großes Johnny-Reb- X nicht mehr ausmachen konnte.
    Als ich nach Hause kam, fand ich Fasiq und Jehangir Tabari auf dem Dach. Ich lehnte mich aus dem Badezimmerfenster.
    »Was bist du noch mal?«, fragte Jehangir ihn gerade. Ich wusste, sie waren mal wieder breit.
    »Indonesier, Bruder«, antwortete Fasiq. »Wie lange kennst du mich schon?« Sie lachten.
    »Scheiße, Fasiq. Wusstest du, dass es da draußen in Kalifornien an der Küste eine Höhle gibt, in der das Wort ›Allah‹ an der Wand steht?«
    »Kein Scheiß, wirklich?«
    »Ja, und Karbonuntersuchungen haben gezeigt, dass es aus der Zeit vor Kolumbus stammt.«
    »Wer hat es dann da hin geschrieben?«, fragte Fasiq.
    »Indonesier. Oder Malaien. Vielleicht auch Filipinos.

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