Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
Vom Netzwerk:
zu sein, macht gar nichts mit deinem Kopf? Meine Güte.«
    »Wow, so habe ich das noch nie gesehen.«
    »Wir sollten froh darüber sein, dass Clinton fremdgegangen ist. Und Gott verhüte, dass Bush jemals dicke Eier kriegt, dann wird er mit Atombomben nur so um sich feuern.«
    In diesem Moment hörte ich einen lauten Schrei, der durch die Wände gedämpft wurde.
    »Ist das Fasiq?«, fragte ich.
    »Er ist draußen und gibt den Adhan, glaube ich.«
    Wir gingen nach oben ins Badezimmer und sahen zu, wie Fasiq in seinem üblichen Operation-Ivy-Kapuzenpulli mit dem Rücken zu uns die ganze Prozedur vollzog – sogar die Drehungen nach links und rechts beim Hajja ’ala-salah und falah . »Was machst du da?«, fragte Rabeya nach dem abschließenden La ilaha illa Allah .
    »Es ist Zeit für Az-Zuhr, oder?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Oh. Ich dachte, es wäre schon so weit.«
    »Nein, aber bald.«
    »Cool.«
    Kaum eine Stunde später beteten wir. Es waren nur Rabeya, Fasiq und ich da. Umar war mit seinen neuen Freunden von der MSA weggegangen. Jehangir schlief noch immer oben. Immerhin hatte er es in sein Bett geschafft.
    Als er herunterkam, hatte er eine schwarze Skimütze auf.
    »Suff und Mädels«, sagte er betrübt und ließ sich neben mich auf das Sofa fallen. »Suff und Mädels, Yakhi, Suff und Mädels, Suff und Mädels, das sind die absolut größten Bedrohungen für meinen Glauben …«
    »Du hast Az-Zuhr verpasst«, sagte ich grinsend.
    »Schlaf«, fügte er seiner Aufzählung hinzu. »Suff, Mädels und Schlaf.«
    »Ich habe heute zweimal gebetet«, sagte ich.
    »Jetzt hast du es ungültig gemacht, weil du damit angegeben hast.«
    »Astaghfirullah.« Er kramte zwischen zwei Kissen, fand die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Er klickte sich hektisch durch die Kanäle, bis er Malcolm X von Spike Lee entdeckte; es lief gerade die Szene, in der die Fruit of Islam, die von Malcolm angeführt wird, vor einer Polizeistation in Harlem protestiert. Ich fragte mich, wie der Film durch Rabeyas Gesichtsgitter wirkte.
    »Ich kann Malcolm den Zehnten verstehen«, sagte Jehangir. »Es ist was Wahres dran.«
    »Wo dran?«
    »Zu wissen, dass man im Recht ist. Dass man ein Mann ist. Dass man dafür kämpft. Einen Standpunkt zu haben, darauf zu bestehen und den Leuten die Leviten zu lesen. Sich wie ein harter Kerl zu geben, mit dem Zeigefinger an der Schläfe und dem Daumen an der Backe.« Er machte die typische Malcolm-Pose nach. »Sieh uns an, wir wissen nicht mal, wer wir sind. Sieh mich an: Ich gebe mir die Kante, renne den Frauen nach, mache kindische Skateboardstunts, habe einen bescheuerten Haarschnitt und rebelliere gegen alles, weil ich mich dann cool fühle. Und dann hast du da diese Typen, und du weißt, sie wissen Bescheid. Zumindest glauben sie das, und zwar mit aller Macht. Malcolm, Mann, sitzt in einer Zelle im Knast und liest 16 Stunden am Tag seine Bücher, schreibt ein ganzes Wörterbuch mit der Hand ab, nur um auf einem Podium von Kerlen mit Schrotflinten erschossen zu werden. Ich bin nur ein kleiner abgefuckter Punk, kein Mann wie dieser Typ. Das ist die Wahrheit, Yakhi. Zwar eher Umars Wahrheit als meine, aber es stimmt trotzdem.«
    »Mit allem Respekt für Malik el-Shabazz und alles, was er getan hat«, sagte Rabeya, »aber er konnte auch ein frauenfeindliches Arschloch sein.«
    Am nächsten Tag fuhren Jehangir und ich mit seinem Freund Hannibal herum. Jehangir saß zurückgelehnt auf dem Beifahrersitz und ich hatte mich hinten ausgestreckt, im CD -Player lief » PLO Style« von Method Man: PLO style, Buddha monks with the owls … PLO Style, Buddha monks with the owls … here comes the ruckus, the motherfucking ruckus …
    Jehangir durchforstete Hannibals CD s und gab ab und zu einen Kommentar ab, wenn er etwas Interessantes entdeckte.
    »Professor Griff!«, rief er aus. »Hätte nie gedacht, dass ich die noch einmal wiedersehe.«
    »Der Scheiß ist uralt, mein Sohn.«
    »Scheiße, ja!« Wie Jehangir so einfach auf etwas eingehen konnte, das so gar nicht Punk war, verblüffte mich.
    »Als ich jünger war«, sagte Hannibal, »hasste mein Vater Rap – tut er übrigens noch immer –, aber wenn ich ihn davon überzeugte, dass eine CD einen entfernt politischen Inhalt hatte, sagte er nie Nein. Ich habe hier so einiges von dem alten Kram: Public Enemy, KRS -One, Intelligent Hoodlum – der nennt sich jetzt Tragedy Khadafi, obwohl …«
    »Oh, Scheiße! Brand Nubian, Wow, das ist echt

Weitere Kostenlose Bücher