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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Muhammad Knight
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auch immer, zurück zur Moschee von Manassas. Ich hatte einen Zehn-Dollar-Schein aus der Konföderiertenzeit, den ich in West Virginia gekauft hatte, okay? In einem Antiquitätenladen in Berkeley Springs. Und ich heckte einen Plan aus, um diesen Zehner in die Moschee von Manassas zu schmuggeln, damit er an einem sicheren Ort wäre, ich wollte ihn irgendwo dort verstecken, wo ihn niemand finden würde. Also habe ich dem Mädchen davon erzählt, okay? Wie ich in der Moschee nach einem sicheren Versteck gesucht habe, wo niemand nachschauen würde. Und weißt du, was meine Freundin gesagt hat? Sie sagte: › Kleb ihn an die Decke. ‹ «
    Ich ging gegen 2.30 Uhr ins Bett. Unten war die Party noch immer in vollem Gange, aber ich war müde genug, um es zu ignorieren. Beim Einschlafen dachte ich über Pakistan nach; nicht den geografischen Ort, den Nationalstaat oder die kulturellen Aspekte, sondern das Wort selbst. Pakistan. Mir war aufgefallen, dass es an diesem Abend ein paar Mal genannt worden war. Einige Leute hatten es so ausgesprochen wie meine Eltern: Pock-ies-taun . Andere wieder sprachen es wie die Ungläubigen aus: Pack-iss-tan . Meine eigene Aussprache fiel irgendwo dazwischen. Ich wachte auf, als die Sonne in mein Fenster knallte, und fühlte mich, als hätte ich sehr lange geschlafen, doch es war erst kurz nach neun. Obwohl ich wusste, dass es eigentlich schon zu spät war, hievte ich mich aus dem Bett und rollte meinen Gebetsteppich aus. Ging hinüber ins Badezimmer, klappte die Klobrille hoch und pinkelte, ohne befürchten zu müssen, dass irgendjemand wach war und hereinplatzen könnte. Ging zurück in mein Zimmer und stand am hinteren Ende des Teppichs, mit den Fersen auf den kurzen Fransen.
    Und betete, ohne mich gewaschen zu haben.
    Ich hatte wenig Lust, nach unten zu gehen, weil dort bestimmt noch einige Überlebende der letzten Nacht auf unseren Sofas lagen und die Nachwirkungen spürten. Na ja, vielleicht spürten sie sie nicht direkt. Aber sie waren immer noch da. Ich legte mich wieder ins Bett und schlief bis Mittag.
    Als ich schließlich herunterkam, fand ich im Wohnzimmer nur zwei Muslime vor, die zu ausgeschlafen und freundlich wirkten, um an der Party teilgenommen zu haben. Auf den ersten Blick schien nur das Mädchen eine Muslima zu sein, sie trug einen makellosen Hidschab, der ihr langes ovales Gesicht freiließ. Der Typ hätte alles Mögliche sein können, bis ich hörte, dass er das Töten von Abtrünnigen befürwortete.
    »Es ist wie Verrat«, sagte er mit Nachdruck.
    »Wie kann das Verhältnis, das jemand zu seinem Schöpfer hat, darin bestehen …«, sagte sie sanft.
    »Du kannst das nur schwer verstehen, weil du zu säkularem westlichen Denken erzogen wurdest.«
    »Ach, tatsächlich?« Ihre Hände waren mit kunstvollen Hennamustern bedeckt. Keiner der beiden bemerkte, dass ich in der Tür zum Wohnzimmer stand.
    »Schau mal«, entgegnete er, voller Überzeugung, dass es für das, was er zu sagen hatte, keine Gegenargumente gab: »Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Vorstellungen von Verrat. Wenn du in England eine Frau aus der königlichen Familie vergewaltigst, dann ist das Hochverrat. Daran müssen wir denken, wenn wir verstehen wollen …«
    »Aber das ergibt doch keinen Sinn. Es ist also schlimmer, eine Prinzessin zu vergewaltigen als ein normales Mädchen, weil damit die königliche Linie beschmutzt wird? Das ist doch vollkommen lächerlich. Damit unterstützt du nur Ignoranz und irrationales Verhalten in jeder Hinsicht.«
    »Nein, es bedeutet nur, dass jede Gesellschaft ihre eigenen Begriffe davon hat, was es bedeutet, zu einer Gemeinschaft zu gehören, und was es bedeutet, sich dieser Gemeinschaft gegenüber loyal zu verhalten oder nicht. Nehmen wir Rushdie; er schuldete seiner Gemeinschaft einen gewissen Respekt, und er hat sich nicht an diese Verpflichtung gehalten. Im Gegenteil, er hat die Religion, in der er erzogen wurde, in jeder Hinsicht geschmäht. Jetzt besteht der Unterschied zwischen Rushdie und einem Ungläubigen darin, dass wir von Rushdie mehr erwarten müssen. Er kennt seine Religion und weiß, welche Knöpfe man drücken muss, um eine Reaktion zu provozieren. Er schreibt also dieses furchtbare Buch und beleidigt Rasulullah, sallallahu alaihi wa sallam , und damit macht er den ganzen Islam nieder, der der Mittelpunkt unseres Lebens ist.« Der Typ sprach Islam wie Islaam aus.
    »Das finde ich nicht«, antwortete sie mit einem bedächtigen Kopfschütteln. »Ich habe

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