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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd Alexander
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schaute sich unterdessen in der Halle um und war überrascht, als er feststellte, dass die Teller und Trinkhörner der Gäste nicht einmal halb voll und offenbar nie richtig voll gewesen waren. Sein Staunen wuchs, als der Haushofmeister zurückkehrte und das mit Speisen überladene Tablett vor Fürst Gast absetzte.
    »Esst euch satt!«, schrie Gast zu Taran und Gurgi hinüber und schob ihnen ein kleines Eckchen Brot zu, das in Bratensoße getunkt war. Das übrige behielt er für sich. »Gast der Großmütige hat stets eine offene Hand! Ein lästiger Fehler, der mich noch arm machen wird. Aber es ist nun einmal meine Natur, von meinem Reichtum großzügig auszuteilen. Ich kann nichts dagegen tun!«
    »Großmütig«, sagte Taran halblaut zu Fflewddur, während Gurgi die kümmerliche Mahlzeit verschlang und sich verzweifelt nach mehr umsah. »Ich glaube, er bringt es fertig, dass ein Geizhals neben ihm wie ein Verschwender erscheint!«
    So ging die Mahlzeit vorüber. Gast drängte die Gefährten mit lauter Stimme, sich reichlich zu bedienen, wobei er ihnen widerstrebend ein paar Fetzen zähen Fleisches von der hochgetürmten Platte anbot. Erst ganz am Ende, als Gast so viel verschlungen hatte, wie er nur vermochte, und er den Kopf vor Müdigkeit nicht mehr gerade halten konnte, sodass sein Bart ins Trinkhorn hing, durften die Gefährten die mageren Überreste hinunterwürgen. Schließlich tappten die drei Freunde entmutigt und mit leeren Bäuchen zu einer armseligen Kammer, wo sie bald in einen bleiernen Schlaf sanken.
    Am Morgen drängte Taran ungeduldig zum Aufbruch nach Caer Cadarn, und Fflewddur war bereit, mit ihm zu ziehen. Aber Fürst Gast wollte davon nichts hören: Zuerst mussten sie seine Schatzkammern bewundern. Der Cantref-Fürst öffnete Truhen mit Bechern, Schmuck, Waffen, Pferdegeschirren und vielen anderen Dingen, wirr durcheinander geworfen, deren Wert Taran sehr hoch einschätzte. Unter all diesen Kostbarkeiten fiel Taran besonders eine zierlich geformte Weinschale auf.
    »Diese Weinschale ist allein so viel wert wie all das übrige Zeug«, flüsterte Fflewddur Taran zu, als Fürst Gast die drei Gefährten aus dem Schatzhaus auf eine Viehweide direkt vor dem Palisadenzaun führte. »Sie ist aus der Hand von Annlaw dem Töpfer, einem Meister in seiner Kunst und dem geschicktesten Töpfer in Prydain. Ich schwöre, seine Töpferscheibe hat Zauberkräfte. Armer Gast!«, fügte Fflewddur hinzu. »Er nennt sich reich und weiß so wenig von dem, was er besitzt!«
    »Aber wie konnte er solche Schätze anhäufen?«, fragte Taran.
    »Was das betrifft, möchte ich nicht gern Fragen stellen«, sagte Fflewddur leise und grinste. »Sehr wahrscheinlich auf die gleiche Weise, wie Goryon dein Pferd gewann.«
    »Und das hier«, schrie Gast und blieb neben einer Kuh stehen, die friedlich grasend bei den übrigen Rindern stand, »und das ist Cornillo, die schönste Kuh im ganzen Land!«
    Taran konnte das nicht bestreiten, denn Cornillo glänzte, als ob sie frisch poliert wäre, und ihre kurzen gebogenen Hörner funkelten in der Sonne. Fürst Gast streichelte ihre glatten Flanken. »Sanft wie ein Lamm und stark wie ein Ochse! Schnell wie ein Pferd und klug wie eine Eule!« Gast ging weiter, während Cornillo langsam ihr Futter wiederkäute und Taran geduldig anblickte, als wollte sie bitten, man möchte sie doch nicht für etwas anderes als eine Kuh halten.
    »Sie führt mein Vieh besser als jeder Hirt«, erläuterte Fürst Gast. »Wenn nötig, kann sie einen Pflug ziehen oder eine Kornmühle drehen. Ihre Kälber sind immer Zwillinge! Und ihre Milch ist süß! Rahm! Jeder einzelne Tropfen! So dick, dass die Milchmagd sie kaum buttern kann!«
    Cornillo stieß den Atem fast wie einen Seufzer aus, schlug mit dem Schwanz und fing an zu grasen. Fürst Gast drängte die Gefährten zum Hühnerstall weiter und von dort zum Gehege der Jagdfalken. Der Vormittag war fast vorüber, und Taran hatte schon alle Hoffnungen aufgegeben, die Festung je verlassen zu können, als Gast endlich den Befehl gab, ihre Pferde fertig zu machen.
    Taran sah, dass Fflewddur noch immer Llyan ritt, die mächtige goldbraune Katze, die den Gefährten auf der Insel Mona das Leben gerettet hatte. »Ja, ich habe mich entschlossen, sie zu behalten – vielmehr sie hat beschlossen, mich zu behalten«, sagte der Barde, als Llyan herbeisprang und ihren Kopf vertraulich an Tarans Schulter zu reiben begann. »Sie liebt die Harfe mehr denn je«, erzählte Fflewddur

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